Kandidatur fürs Schloss Bellevue

"Es soll endlich mal eine weibliche Bundespräsidentin geben"

04:34 Minuten
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier setzt sich im Schloss Bellevue nach seinem Statement, dass er für eine zweite Amtszeit bereit steht, eine FFP2-Maske auf. Am rechten Bildrand ist eine gelbe Flagge mit einem schwarzen Adler zu sehen.
Noch eine Amtszeit für Bundespräsident Steinmeier? Der Druck, das Schloss Bellevue mit einer Frau zu besetzen, werde steigen, sagt die Journalistin Ulrike Herrmann. © picture alliance / Bernd von Jutrczenka
Ulrike Herrmann im Gespräch mit Jana Münkel · 29.05.2021
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Frank-Walter Steinmeier, SPD, würde gerne bis zum Jahr 2027 Bundespräsident bleiben. Der 65-Jährige gab seine erneute Kandidatur bekannt. Aus Sicht der "taz"-Journalistin Ulrike Herrmann hat er jedoch keine Chance.
Neun Monate vor der nächsten Bundespräsidentenwahl hat Amtsinhaber Frank-Walter Steinmeier seine Kandidatur für weitere fünf Jahre im höchsten Staatsamt angekündigt. Er wolle Deutschland in die Zukunft nach der Pandemie führen, sagte er im Schloss Bellevue.
Die Journalistin Ulrike Herrmann von der Berliner "tageszeitung" hält diese Kandidatur für verfrüht. Steinmeiers Statement sage nichts anderes aus, als dass ihm selbst das Amt des Bundespräsidenten großen Spaß mache. Er habe aber eigentlich keine Chance.
"Kein Mensch weiß, wie die Mehrheitsverhältnisse in der Bundesversammlung im Februar 2022 aussehen werden", sagte Hermann im Deutschlandfunk Kultur. "Was aber ziemlich wahrscheinlich ist, dass ausgerechnet die Partei von Herrn Steinmeier, nämlich die SPD, keine große Rolle spielen wird."
Gewählt wird der Bundespräsident aus den Mitgliedern des Bundestags und des Bundesrats. Die Zusammensetzung der beiden Staatsorgane wird sich durch anstehende Wahlen deutlich ändern. Die SPD kommt derzeit in Umfragen auf um die 15 Prozent.

"Mal hier ein Thema und mal da ein Thema"

Als "großen Präsidenten" habe sie Steinmeier bisher nicht wahrgenommen, sagte Herrmann, wenngleich sie ihn auch nicht für einen "Versager" halte.
"Man merkt immer noch, dass er mal Kanzleramtschef unter Schröder war. Das ist ja so ein Amt, wo man permanent die Tagesaktualitäten organisiert. Und so nehme ich Steinmeier auch als Präsidenten wahr – er hat mal hier ein Thema und mal da ein Thema und eigentlich auch kein Thema. Was wirklich fehlt, ist die große Leitlinie."

"Bisher hatten wir nur Männer"

Aus Sicht der "taz"-Journalistin ist es im Übrigen schon lange Zeit für eine Frau im Amt der Bundespräsidentin. Der Druck, das Schloss Bellevue mit einer Frau zu besetzen, werde steigen, wenn im Kanzleramt im Herbst möglicherweise wieder ein Mann regiere, meint sie.
"Bisher hatten wir nur Männer, das ist eigentlich gar nicht mehr nachzuvollziehen. Und ich glaube, dass dieser Druck, dass es jetzt endlich mal eine weibliche Bundespräsidentin geben soll und muss ... - dieser Druck wird zunehmen", so die Journalistin, die dabei an eine konkrete Personalie denkt:
"Man könnte sich zum Beispiel Kathrin Göring-Eckardt von den Grünen vorstellen. Denn sie wäre erstens eine Frau, zweitens bei den Kirchen sehr beliebt und drittens aus dem Osten."
(huc)
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