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Religiöses Mobbing
Neuer Fall an Berliner Schule

Antisemitismus ist an vielen Schulen ein Problem. Jetzt ist ein neuer Fall bekannt geworden. Die Leitung der John-F.-Kennedy Schule in Berlin räumt ein, den Fall in Ausmaß und Ernsthaftigkeit zunächst unterschätzt zu haben. Diesmal ist allerdings einiges anders als bei früheren Fällen an anderen Schulen.

Von Claudia van Laak | 27.06.2018
    Der Spruch "Gegen jeden Antisemitismus!" prangt an einer Toilettenwand der Philipps-Universität in Marburg.
    An einer Berliner Schule ist ein neuer Fall von Antisemitismus bekannt geworden (picture alliance / dpa/ Arne Dedert)
    Der betroffene 15-jährige Schüler einer neunten Klasse an der John-F.-Kennedy-Schule sei über Monate hinweg gemobbt worden, berichtet Reporterin Claudia van Laak.
    Auch die Lehrerinnen und Lehrer wollen nichts bemerkt haben. Ein Mitschüler soll eine E-Zigarette geraucht haben, den Dampf zu dem Betroffenen gepustet und dann gesagt haben, da könne er ja schon mal fühlen, wie es seinen Vorfahren ergangen sei.
    Das alles ist der Mutter des Schülers zufolge vor etwa drei Wochen eskaliert. Ihr Sohn sei zusammengebrochen und seitdem in psychologischer Behandlung, er gehe momentan nicht zur Schule.
    Die Schule reagiert
    Die renommierte deutsch-amerikanische High School hat inzwischen eingeräumt, nicht rechtzeitig gehandelt zu haben – man habe den Fall in Ausmaß und Ernsthaftigkeit unterschätzt. Schulleiter Brian Salzer sagt:
    "Als Schule fühlen wir uns schlecht, dass wir in dieser Situation sind. Uns tut es sehr leid, dass einer unserer Schüler so belästigt worden ist, dass er antisemitisch und homophob gemobbt wurde. Das ist überhaupt nicht zu akzeptieren, das ist gegen unsere Ziele und gegen unsere Standards."
    Auch der Zentralrat der Juden hat reagiert. Präsident Josef Schuster sagte, dass antisemitische Vorfälle ernst genommen müssten und nicht vertuscht werden dürften. Berlins Schulsenatorin Sandra Scheeres fordert eine schonungslose Aufklärung des Falls.
    Einiges ist anders
    Es handelt sich offenbar nicht um einen weiteren Fall von muslimischem Antisemitismus. Das Mobbing ging offenbar von einer gemischten Schülergruppe aus, nicht explizit von muslimischen Mitschülern. Ob der betroffene Schüler nach den Sommerferien an die Kennedy-Schule zurückkehren wird, ist noch unklar.