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Reparieren statt wegwerfen

Wer handwerklich zwei linke Hände hat, muss kaputtgegangene Dinge nicht gleich wegwerfen. In sogenannten Repair-Cafés treffen sich Reparaturexperten mit Menschen, die ihren wackligen Stuhl oder das defekte Handy mitbringen - und das alles gemütlich bei Kaffee und Werkzeug.

Von Susanne Kuhlmann | 05.03.2013
    Obwohl das Düsseldorfer Repair-Café versteckt in der hinteren Ecke eines Garagenhofs liegt, drängen sich an diesem Wintersamstag viele Besucher mit verschiedensten defekten Geräten unterm Arm an der Eingangstür. Helga füllt einen kleinen Anmeldezettel aus und stellt ihre Küchenmaschine dann vor Holger ab. Der Motor streikt.

    "Gucken wir mal. Ich gebe der einmal Strom. Die muss mit diesem Ding in den Sicherheitsschalter rein. Die sagt gar nichts mehr. Tja, das ist leider eine größere Diagnose wert."

    Holger probiert, das Gerät zu öffnen. Schließlich klappt es, aber der Fehler lässt sich vorerst nicht finden. Helga hofft, dass die Küchenmaschine noch zu retten ist.

    "Weil ich eigentlich absolut gegen diese Wegwerfmentalität bin. Ich habe schon mal für 100 Euro neue Töpfe dafür gekauft, weil die Gewinde alle ausgeleiert waren. Und jetzt will ich die Entscheidung haben: Kann man das reparieren auf einfachem Wege? Und wenn nicht, ich weiß nicht, wo ich sie hintue - wegwerfen."

    Zum dritten Mal veranstalten Holger und seine Vereinskollegen ein Repair-Café, ehrenamtlich.

    "Viele dieser Geräte sind, wie wir gesehen haben, auch bei den letzten beiden Repair-Cafés, tatsächlich reparierbar und sei es auch nur, dass man irgendwo Sachen wieder anklebt und die dann wieder nutzbar werden. Das hat natürlich einen ökologischen Aspekt. Für mich hat das eher einen Spaßaspekt."

    Despina Mirokis hat ihr Fahrrad hergeschoben.

    "Das war platt. Ich habe keine Ahnung, wie man das macht. Ich hatte zwar einen Schlauch. Aber ich bin ein guter Handlanger, aber mehr nicht. Und umgekehrt denke ich mir, ist es vielleicht gut, wenn ich ein bisschen mit gucke. Vielleicht klappt es beim nächsten Mal, dass ich ein bisschen mehr kann."

    "Ein bisschen, das denke ich schon."

    "Jetzt trösten Sie mich."

    "Das kriegen wir schon hin."

    Daniel macht sich weiter am Hinterrad zu schaffen.

    "Wir mussten die Schaltung abbauen, um das Hinterrad rauszukriegen und sind gerade dabei, nachdem wir den Schlauch gewechselt haben, alles wieder zusammen zu bauen."

    Jeder Besucher unterschreibt auf dem Anmeldebogen, dass er keinerlei Ansprüche geltend machen kann, falls bei der Reparatur etwas schief gehen sollte. Das Repair-Café versteht sich auch aus versicherungsrechtlichen Gründen nicht als Konkurrenz zu kommerziellen Reparaturunternehmen, sondern leistet ehrenamtlich Unterstützung und regt zur Selbsthilfe an.

    Christian beschäftigt sich mit dem schnurlosen Telefon von Maria Rödig. Die Federn im Batteriefach sind verbogen und klemmen die Akkus nicht mehr fest genug ein. Er zeigt, wie Maria Rödig aus einer alten Telefonkarte winzige Plastikplättchen ausschneiden kann, die die Federn in der richtigen Position halten.

    "Das ist prima.'"

    "Kommen wir der Sache schon näher?"

    "Gucken wir mal."

    "Der Weg ist der richtige, Feder sitzt stramm. Ich glaube, da müssen wir mal mit anderen Batterien testen."

    "Ich bin glücklich, meine Frau wird glücklich sein, und die Welt ist wieder in Ordnung. Und dann tut eine kleine Spende nicht weh."

    Friedhelm Dunkel schleppt eine Bügelstation mit integriertem Wassertank aus der Werkstatt. Seit Jahren funktionierte das teure Gerät nicht mehr. Ursache war ein Wackelkontakt an einem der Stecker. Lothar Hofer hat seine Haarschneidemaschine gebracht.

    "Das ist eine sehr teure Haarschneidemaschine, eine für Profis, aber sie lädt nicht mehr richtig auf. Und die Firma selber sagt, sie könnte die nicht mehr reparieren. Dann ärgert man sich doch. Bevor ich mir eine neue kaufe, habe ich gedacht, probiere ich es erst mal hier."

    Mit Erfolg. Das Reparaturteam hat zwar auch nicht das passende Spezialwerkzeug, aber den richtigen Tipp.

    "Sie gehen bitte auf die Oststraße. Da ist ein Rasiererfachgeschäft, und die reparieren auch noch. Und wetten, die werden mit Sicherheit Ihnen diesen Akku tauschen können und das sogar kostengünstig."