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Reportage: Augeninnendruck

Was kann das einzelne Auge sehen, wenn es geradeaus schaut? Denn bei Menschen mit einem Glaukom lässt die Sehkraft in der Regel zuerst in der Peripherie nach.

Von Martin Winkelheide | 21.06.2011
    "Wir sind hier im Augen-Diagnostik-Zentrum und wir sitzen vor einem Gerät, das sich als Tomograph bezeichnet."

    Harald Buchner ist Optometrist am Bürgerhospital Frankfurt. Er kümmert sich um die Augendiagnostik:

    "Wir wollen hier eine Verlaufskontrolle bei der Patientin vornehmen, wo es um den Sehnerv geht."

    Die Patientin hat schon Platz genommen. Der Zustand der beiden Sehnerven soll kontrolliert werden:
    "Die Untersuchungszeit ist sehr kurz. Es dauert vielleicht vier, fünf Sekunden, wo das Auge vom Patienten offen gehalten werden muss, meist die größte Hürde. Das Auge muss ein kleines Licht fixieren, und dann macht das Gerät praktisch alles selbstständig. Das Kinn wird auf die Kinnstütze aufgelegt, die Stirn sollte oben anstoßen, damit der Kopf ruhig ist. Das Gerät ist jetzt in Betrieb, es ist ein leichter Pfeifton da, ein rotes Licht, in das die Patientin schauen möchte. Wichtig ist, dass die Patientin auf das kleine blinkende Licht leicht nach links versetzt schaut. Wir haben hier an der Wand eine kleine Magnettafel, wo man Patienten, die das nicht sofort finden, auch ein bisschen dirigieren kann.

    Die Patientin wird jetzt darauf hingewiesen, möglichst noch einmal zu blinzeln. Wir stellen die Fokussierung so ein, dass das Bild möglichst scharf hier auf dem Monitor erscheint. Es ist praktisch ein Live-Bild, das jetzt nur der Untersucher sieht. Ich darf Sie noch einmal bitten zu blinzeln, gut. Das Blinzeln befeuchtet die Oberfläche, und das erzeugt eine höhere Bildschärfe, weil das Licht auch so ein bisschen abtrocknet, die Oberfläche der Hornhaut wird etwas trockener, und so führt das dann zu einem besseren Bild für die Aufnahme. Das erhöht die Genauigkeit der Untersuchung. Dann darf ich Sie einmal bitten, das Auge möglichst jetzt nicht zu schließen, möglichst ruhig auf dieses kleine Fixierlicht zu achten.

    Danke sehr. Bitte jetzt wieder blinzeln. Das ist ein schwacher Laser, der eine messende Eigenschaft hat, aber so schwach von der Energie ist, dass er nicht die Hornhaut oder anders Augengewebe wie zum Beispiel die Netzhaut schädigt.

    Das Gewebe reflektiert das Licht. Das kommt wieder in das Gerät zurück und da entsteht eine Zeitverzögerung. Vom Aussenden bis es zurückkommt. Diese Zeitverzögerung berechnet der Computer als Höhen und Tiefen, also je länger es braucht, um so weiter weg scheint das Gewebe zu sein. Und dadurch entsteht ein Höhenprofil. Wie eine dreidimensionale Landkarte.

    Das hat am rechten Auge, das habe ich geprüft, schon sehr gut geklappt. Das linke Auge, das ist ähnlich gut, sodass wir diese Aufnahmen für unsere Auswertung dann auch verwenden können."

    Ein zweites Zimmer – ein weiteres Gerät.

    "Hier stehen wir jetzt vor einem Perimeter, wie das Gerät heißt, das ist eine Gesichtsfeldprüfung."

    Harald Buchner will bei der Patientin prüfen: Was kann das einzelne Auge sehen, wenn es geradeaus schaut? Denn bei Menschen mit einem Glaukom lässt die Sehkraft in der Regel zuerst in der Peripherie nach.

    "Das Gerät hier macht eine Prüfung mit unterschiedlich hellen Lichtpunkten. Sodass man ausgehend von bestimmten bekannten Normalwerten bei der Patientin sehen kann, inwieweit bestimmte Netzhautareale geschädigt sind und da helleres Licht erfordern, um eine Reaktion der Patientin hervorzurufen. Wie macht die Patientin das? Sie schaut auf ein kleines Fixierlicht, es werden kleine Lichtpunkte seitlich wahrnehmbar sein, in allen vier Himmelsrichtungen, oben, unten, recht, links. Und die Patientin drückt einen Drücker, um dann dem Gerät bekannt zu geben: Diese Helligkeit an dieser Stelle habe ich erkannt.

    Man prüft erst ganz hell, ganz dunkel, und bei dem ganz Hellen reagiert die Patientin, bei dem ganz Dunklen nicht, sodass man praktisch den Wert, den die Patientin hat, eingrenzend, wenn man so will, einpendelnd evaluiert, also nachprüft.

    So, wir sind jetzt fertig mit dem rechten Auge, das hat jetzt acht Minuten 30 gedauert, relativ lange, anstrengend für die Patientin."

    Das Zweite, das linke Auge wird geprüft. Noch einmal acht Minuten höchste Konzentration. Sobald ein kleiner Lichtpunkt aufscheint – der Tastendruck. Dann heißt es: Augeninnendruck messen.

    "Wir sitzen vor einem Mikroskop, wie man es vom Augenarzt kennt. Der Patient legt dann das Kinn auf. Die Stirn kommt in eine Stirnstütze. Wir haben jetzt neben dem üblichen Mikroskop einen Aufsatz, der jetzt diesen kleinen Messkegel trägt."
    Die Hornhaut wird mit Augentropfen betäubt. Dann wird der kleine Messkegel auf die betäubte Hornhaut aufgelegt.

    "Durch die Zusammenwirkung des Druckes dieses Messkegels und der Farbe, die dabei Verwendung findet, erzeugt dieser Messkegel im Mikroskop eine Darstellung, an der man unter bestimmter Einstellungsvornehmung den Augendruck dann ablesen kann. Es ist also relativ kompliziert. Aber im Grunde genommen funktioniert das so: Sie haben einen Fußball, dann nehmen Sie ihren Daumen, drücken darauf. Ist der Fußball gefüllt richtig? Das heißt man beurteilt: Wie gibt das Leder nach? Und so ähnlich macht man es hier mit der Hornhaut. Im übertragenen Sinne."