Freitag, 29. März 2024

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Reportage: Burn-out Syndrom

"Das Burn-out Syndrom hat sich bei mir als Erschöpfungszustand dargestellt, dass ich nachts Schweißausbrüche hatte, unruhigen Schlaf, negative Träume."

Von Martin Winkelheide | 11.08.2009
    "Der Traum ist: Ich bin auf einer großen Drehleiter. Es muss Wasser hoch gebracht werden auf die Drehleiter mit einem Schlauch, und ich stehe oben auf der Drehleiter und es kommt kein Wasser. Wo ist der Schlauch? Ich stehe da, das Feuer ist da. Menschen müssen gerettet werden. Wo ist der Schlauch? Wieso ist der Schlauch nicht oben.

    Woher kommt das? Einfach nur von den vielen Einsätzen, die man so fährt. Die Verdrängung der Probleme, die man hat. Beruflich und dann auch die Probleme, die man privat hat.

    Auch wenn man sich dann zurückzieht und geht langsam in die Einsamkeit zurück: Was will der eigentlich? Mit dem kann man nicht umgehen. Was hat der eigentlich? Keiner konnte mich richtig beurteilen. Was ist mit ihm?

    Meine Scheidung stand an. Da bin ich auch zum direkten Vorgesetzten gegangen und hab ihn mal gefragt: Hör mal, wenn ich mich jetzt anders verhalte wie sonst, sagt mir das bitte. Da sagte der: Wieso das denn? Solche Probleme hat doch jeder, damit musst Du fertig werden. Und da bin ich natürlich mit gesenktem Kopf aus seinem Büro raus gegangen und denke: Toll, stehst Du wieder alleine da. Keiner, der Dir hilft, irgendwie.

    Ich habe einfach gesehen, zuhause, mit meiner neuen Partnerin: Das läuft aus dem Ruder. Ich bin sehr müde, nachts kann ich keine Nacht mehr vernünftig durchschlafen. Regelmäßig um zwei Uhr nachts muss ich meinen Schlafanzug wechseln, weil er durchgeschwitzt ist. Frühmorgens bin ich müde, auf der Dienststelle unkonzentriert. Dadurch passieren auch Fehler. Und wenn man auch im Vorgesetztenverhältnis ist, man muss einen Trupp führen, dann wird es auch gefährlich für die Kollegen. Und dann habe ich gesagt: so kann es nicht weiter gehen.

    Und dann habe ich mich entschlossen: Du musst etwas tun. Dann habe ich im Internet nachgeguckt: Wer kann mir jetzt helfen. Und dann bin ich hier auf die Klinik gestoßen. Angerufen, Waren direkt sehr nett und aufgeschlossen. Und sie haben mir angeboten, hier in der Tagesklinik meine Therapie zu machen. Und das kam mir sehr nahe.

    Zum heutigen Stand: Ich bin jetzt dreieinhalb Wochen jetzt hier und fühle mich schon mehr aufgeladen an Energie, aktiver, das Gedächtnis kommt auch langsam wieder. Was auch ein großer Verlust ist: die Merkfähigkeit. Ich hatte Kollegen, mit denen habe ich zehn Jahre gearbeitet, da fiel mir plötzlich deren Name nicht mehr ein. Plötzlicher Verlust von Gedächtnis.

    Familie, die reagiert sehr positiv. Sie stempelt mich nicht ab als Versager, als Nichtskönner oder als bekloppt. Und sie unterstützen mich auch.

    Ich habe noch drei Jahre bis zur Pensionierung, und die drei Jahre möchte ich doch gut und sicher noch überstehen. Dass ich dann in die Rente komme.

    Es sind viele Kollegen, die auf der Dienststelle auch rumlaufen, da merkst Du genau, man merkt genau: Da stimmt was nicht. Der müsste mal in die Therapie. Aber das sehe ich jetzt, wo ich hier bin. Wenn man jeden Tag mit dem Mann zu tun hat, denkt man nur: Was ist denn mit dem? Da stimmt doch was nicht. Wie arbeitet der eigentlich? Warum macht der gerade diesen Fehler jetzt? Aber jetzt kann ich es nachvollziehen, ich weiß, was es ist."