Samstag, 20. April 2024

Archiv

Reportage
Die Reha nach dem Schlaganfall

Die Folgen eines Schlaganfalls können gravierend sein für Körper und Geist. In der Reha sollen Patienten mit halbseitigen Lähmungen durch Aufmerksamkeitstraining wieder zurück ins Leben kommen.

Von Renate Rutta | 03.02.2015
    "Eveline, 84 Jahre alt. Ich hatte am 18. Dezember meinen Schlaganfall und jetzt bin ich in der Reha seit 14 Tagen und arbeite daran, dass ich wieder auf die Beine komme, dass ich wieder Kraft aufbauen kann."
    Dienstagvormittag, RehaNova-Klinik in Köln. Die Patientin ist hier stationär zur neurologischen Rehabilitation.
    "Ich hab das Ziel, dass ich es schaffe, dass ich wieder nach Hause komme und mich einigermaßen versorgen kann, im Haus jedenfalls."
    Bei Eveline ist die linke Körperseite vom Schlaganfall betroffen. Im Rollstuhl wird sie in den Therapieraum gefahren. Sie kann noch nicht alleine gehen. Ihr linkes Bein muss gekräftigt und trainiert werden.
    "Ja, gehen mit Hilfe, zwei kräftige oder vier kräftige Arme an jeder Seite, dann geht das, dann machen wir Gehübungen, Schrittchen für Schrittchen muss aufgebaut werden."
    Ergotherapeutin Doro Geismann und Physiotherapeutin Seraina Berg sind die mit den kräftigen Händen, die sie stützen.
    "Dann fangen wir am besten mit Kräftigungsübungen des linken Beines in Rückenlage an und können dann die Sequenz Sitz, Stand, Gehen machen - ja?" - "Ja, einverstanden."
    Die beiden jungen Frauen legen der Patientin am linken Fuß eine Fußschiene an, damit sie nicht umknickt. Dann folgt die Übung: Aufstehen aus dem Sitzen und wieder Hinsetzen, danach der Einbeinstand auf dem linken Bein und dann geht es los.
    "Wir nehmen Sie rechts und links an der Hand, Sie achten beim Aufstehen auf ihre Knie, sehr gut, ein bisschen geradeaus schauen, sich ein Ziel suchen und da laufen wir drauf zu. Wir haben Sie, genau."
    "Ich heiße René Schumacher, bin 43 Jahre alt."
    Jeden Vormittag kommt René Schumacher in das Neurologische Therapie Centrum Köln zur ambulanten neuropsychologischen Rehabilitation.
    "Ich wollte nach dem Telefon greifen und habe dann gemerkt, dass ich nichts greifen, nichts festhalten konnte, das Handgelenk, alles ging weg, keine Kraft, nichts drin."
    Ende Dezember hatte der Friedhofsgärtner einen leichten Schlaganfall. Er lebt schon wieder zu Hause. Seit sieben Tagen kommt er in das Therapie Centrum. Heute übt er mit Neuropsychologin Jewgenija Bröcker. Er sitzt am Tisch und hat einen großen bedruckten Bogen Papier vor sich.
    "Herr Schumacher, versuchen Sie mal die Zahlen so schnell wie es geht der Reihe nach zu verbinden, bis Sie bei 25 ankommen" - "Ok, da sind verschiedene Zahlen und auch Buchstaben drauf in Kombination und man soll die Zahlen so schnell wie möglich mit dem Stift verbinden. Ich bin jetzt grade bei der Nummer 8, muss ich noch schnell gucken, wo die Nummer 9 ist, es ist ein bisschen verwirrend jetzt grade, Linien und alles." - "Gehen Sie systematisch vor, wenn Sie die nächste Zahl nicht finden können, gehen Sie bitte von links nach rechts vor." - "Manchmal hat man so ein Problem, eine Zahl zu finden, eine kleine Blockade, dann geht es langsam wieder." - "Fertig?" - "Ja, fertig."
    Ein zweiter Schwerpunkt bei Herrn Schumacher ist die Aufmerksamkeitsflexibilität, also die Fähigkeit, den Aufmerksamkeitsfocus schnell zu wechseln. Das wird dann trainiert. Und diese beiden Funktionen sind neben drei weiteren sehr wichtig fürs Autofahren, auch für das spätere Berufsleben. Herr Schumacher möchte auch wieder arbeiten gehen.
    "Ja mein Ziel, dass ich soweit hergestellt bin, dass ich wieder normal leben kann, wieder arbeiten gehen kann, ich hoffe, dass es schnell funktioniert. Bis jetzt sagen alle, ich mache gute Fortschritte und wenn man das so hört, das motiviert einen umso mehr."