Freitag, 29. März 2024

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Reporter ohne Grenzen: Südsudan
Keine Einreise für ausländische Journalisten

Als sich der Südsudan nach Jahrzehnten des Krieges 2011 vom Sudan abgespaltete, waren die Hoffnungen auf mehr Presse- und Meinungsfreiheit groß. Seit dem Beginn interner Kämpfe 2013 hat sich die Lage für Journalisten jedoch dramatisch verschlechtert.

Anne Renzenbrink im Gespräch mit Brigitte Baetz | 13.06.2017
    Ein schwarzer Mann sitzt vor einer grünen Wand und liest die Zeitung "Juba Monitor". Die Schlagzeile lautet "Journalist killed". Darunter ist ein Bild des ermordeten Julius Moi zu sehen.
    In den vergangenen Jahren sind im Südsudan mehrere Journalisten getötet worden, darunter auch Julius Moi. (AFP / SAMIR BOL)
    Seit sich der Südsudan 2011 nach einem Referendum über seine Unabhängigkeit vom Sudan abgespaltet hat, kommt das jüngste Land der Welt nicht zur Ruhe. Die Situation hat sich seit dem Ausbruch des Bürgerkriegs 2013 extrem verschlechtert. Millionen Menschen sind geflüchtet, über 10.000 wurden getötet, darunter auch Journalisten.
    In den vergangenen vier Jahren seien acht Journalisten im Zusammenhang mit ihrer Arbeit getötet worden, berichtet Anne Renzenbrink von Reporter ohne Grenzen. Die Presse sehe sich mit verstärkten Repressionen konfrontiert: Journalisten seien bedroht, Zeitungen beschlagnahmt worden. Viele würden aus Angst vor Verfolgung Selbstzensur üben.
    Druck auch auf ausländische Journalisten
    Weil sie zu kritisch berichtet haben, soll der Südsudan nun auch ausländischen Journalisten die Einreise verwehrt haben.
    Die Regierung weigere sich, die Visa für 20 ausländische Journalisten zu erneuern oder überhaupt auszustellen, so Renzenbrink. Ihnen würden absurde Vorwürfe gemacht. Angeblich hätten sie unrealistische Berichte veröffentlicht und Land und Volk beleidigt.
    Bekannt wurde dies durch ein Radiointerview mit dem Chef der landesweiten Medienbehörde. Die Mitglieder dieser Behörde werden vom südsudanesischen Präsidenten Salva Kiir Mayardit ernannt, einem der laut Reporter ohne Grenzen "schlimmsten Feinden der Pressefreiheit". Die Medienbehörde hatte zuvor bereits Mitarbeitern von Al Jazeera verboten, kritisch über das Land zu berichten.
    Auf der Rangliste der Pressefreiheit von Reporter ohne Grenzen befindet sich der Südsudan auf Platz 145 von 180:

    "Immer wieder kommt es im Südsudan zu Drohungen und Übergriffen, Anklagen und Einschüchterungsversuchen gegen unabhängige Journalisten, besonders von staatlichen Sicherheitskräften. Die Toleranz für Kritik an Regierung und Behörden ist gering. Seit dem Beginn interner Kämpfe Ende 2013 hat sich die Lage dramatisch verschlechtert: Viele Journalisten mussten vor der Gewalt fliehen, viele Redaktionen den Betrieb einstellen. Andere wurden zu Sprachrohren von Regierung oder Rebellen umfunktioniert. Ganze Zeitungsauflagen wurden konfisziert; Drohungen, Zensur und Selbstzensur grassieren."