Repräsentant des christlichen Antijudaismus

Von Anna Gann · 13.11.2011
Johannes Eck wird oft als "Kontrovertheologe" bezeichnet, da er sich vor allem mit Andersgläubigen und mit innerkirchlichen Abweichlern seiner Zeit auseinandersetzte. In die Geschichte eingegangen ist er, weil er die Reformation bekämpfte und in die Religionspolitik der bayerischen Herzöge eingebunden war.
" [Ecks] Gestalt ist langgestreckt, sein Körper ist stark und vierschrötig. [ ... ] Sein Mund, seine Ohren, überhaupt sein ganzes Gesicht sind derartig, dass man ihn gewiss eher für irgendeinen Fleischer oder karischen Soldaten als einen Theologen halten möchte."
So erschien Johannes Eck, der Hauptgegner des Reformators Martin Luther, dem Humanisten Petrus Mosellanus. Manche Zeitgenossen stellten Eck als schneidigen Redner mit Hang zur Eitelkeit dar, der sein Gegenüber mit Schärfe, mitunter gar einer gewissen Brutalität, in die Enge zu treiben wusste. Mosellanus schrieb als Beobachter der berühmten "Leipziger Disputation" im Jahre 1519, bei der Luther und Eck aufeinandertrafen. In seinem Bericht fuhr er fort:

"Es kommt [Eck] nur darauf an, den Hörern [ ... ] ein reichliches Mischfutter hinzustreuen, damit er [ ... ] bewirke, dass man ihm den Sieg zuerkenne. Dabei besitzt er eine unglaubliche Frechheit, die er mit bewundernswerter Hinterlist zudeckt."

Johannes Eck wurde am 13. November 1486 unter dem Namen Johannes Maier im schwäbischen Egg an der Günz als Sohn einer bäuerlichen Familie geboren. Mit knapp 24 Jahren wurde er Theologieprofessor in Ingolstadt, später Kanzler der dortigen Universität. Anfangs führte der humanistisch gesinnte Pfarrer einen eher freundschaftlichen Briefwechsel mit dem Augustinermönch Luther. Er teilte sogar die Kritik des Wittenberger Rebellen am kirchlichen Ablasswesen.

"Ich leugne nicht die sehr großen Missbräuche bezüglich des Ablasses. Darin lobe ich Luther."

Doch er verwahrte sich dagegen, Missstände in der kirchlichen Praxis der Kirche selbst anzulasten. In den Angriffen des Reformators auf das Papsttum sah er eine Gefährdung des Glaubens. Die Disputation auf der Pleißenburg bei Leipzig sollte die Differenzen klären. Stattdessen vertieften sich in der aufgeheizten Atmosphäre die Gräben. Der Behauptung Luthers, das Papstamt sei aus der Bibel und der Geschichte nicht begründbar, hielt Eck entgegen:

"Die Alleinherrschaft und die eine Oberherrschaft in der Kirche Gottes ist aus göttlichem Recht und von Christus eingesetzt, weshalb der Text der Heiligen Schrift und die anerkannten Historien sich ihm nicht widersetzen."

1520 erwirkte er bei Papst Leo X. die Unterzeichnung der Bulle "Exsurge Domine". Sie sollte Luther durch Androhung des Bannes zur Räson bringen. Der päpstliche Ukas begann mit den Worten:

"Erhebe dich, Herr, und richte deine Sache! [ ... ] Eine Wildsau trachtet danach, deinen [Weinberg] zu zerwühlen, und ein wildes Tier frisst ihn ab."

Erbost gab der geächtete Luther seiner Gegenschrift den Titel:

"Von den neuen Eckischen Bullen und Lügen."

Zum Augsburger Reichstag 1530 verfasste Eck auf Geheiß der bayerischen Herzöge "404 Artikel", die Luther und seine Anhänger als Häretiker entlarven sollten. Seine scharfen Angriffe führten letztlich dazu, dass die protestantische Seite ihr "Augsburger Bekenntnis" formulierte, bis heute eine der zentralen Bekenntnisschriften der lutherischen Kirchen.

Johannes Eck starb am 10. Februar 1543 in Ingolstadt. Weniger bekannt als seine Angriffe gegen die Reformatoren sind seine antijüdischen Ausfälle. 1541 veröffentlichte er eine Schrift gegen den Reformator Andreas Osiander. Dieser hatte die jüdische Bevölkerung unter anderem gegenüber dem berüchtigten Vorwurf in Schutz genommen, sie begingen Ritualmorde an christlichen Kindern. Eck breitete weitere Vorurteile aus und untermauerte die Anschuldigungen theologisch, zum Beispiel, indem er schrieb:

" [Die Juden] achten uns Christen nitt allein für ihr größte Feind, sonder auch für Gottes Feind. Darum je mehr Christen sie erwürgen, je mehr Belohnung sie von Gott warten und hoffen. Dass dies wahr sey, hab ich ein unverwerflichen Zeugen Christum selber [ ... ] "

Vor diesem Hintergrund greift es zu kurz, Eck nur den "grimmigsten Gegner der Reformation" nennen. Er muss auch wahrgenommen werden als ein Repräsentant des christlichen Antijudaismus, der später zu einer der Wurzeln des Holocaust wurde.