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Rettung gescheitert
Germania bleibt am Boden

Anfang Februar hat Germania Insolvenz angemeldet, nun wird die Fluggesellschaft endgültig still gelegt. Die Rettung ist gescheitert, alle seriösen Bieter seien abgesprungen, teilte der Insolvenzverwalter mit. Die Mitarbeiter bekommen nun in den nächsten Tagen ihre Kündigungen.

Von Daniela Siebert | 25.03.2019
Ein Flugzeug der Fluggesellschaft Germania steht auf dem Rollfeld am Flughafen Münster/Osnabrück im Regen.
Germania Flugzeuge - wie hier in Münster/Osnabrück - bleiben nun endgültig am Boden. (dpa/Guido Kirchner)
Aus und Vorbei. Seit heute ist klar: für Germania und die Tochterfirmen Germania Technik Brandenburg und Germania Flugdienste gibt es keine Hoffnung mehr. Alle seriösen Bieter seien abgesprungen teilte der Insolvenzverwalter Rüdiger Wienberg heute mit. Zuletzt hatte er einen Interessenten für das Gesamtpaket und zwei Interessenten, die die Firmen aufteilen wollten. Wer die Bieter waren bleibt geheim.
Nur so viel ist klar, die Zeit sei zu kurz gewesen, sagt er: "Was bei allen ein Problem war, war der Zeitfaktor und damit auch der Risikofaktor, denn wenn sie eine solche große Unternehmung übernehmen, ohne dass Sie ausreichend Untersuchungen über dieses Unternehmen durchführen können, dann wird es schwierig. Was auch übergreifend ein Hinderungsgrund für einige der Interessenten war, ist die allgemeine Unsicherheit, die derzeit in der Branche ist, denn in den letzten Jahren gab es doch einige Insolvenzen. Und jetzt das Thema mit Boeing hat auch noch mal die Flugindustrie getroffen."
Die zuletzt 1.450 Mitarbeiter werden Anfang April freigestellt
Dass die Boeing 737 Max nicht mehr fliegen darf, hat sich auch noch in anderer Hinsicht bemerkbar gemacht. Die Nachfrage anderer solventer Fluggesellschaften stieg auf dem Leasingmarkt, und so wurden die Germania-Maschinen umso leichter abgezogen. Eigene Maschinen hatte die Fluggesellschaft nicht. Ein anderes Problem, war die fehlende Betriebsgenehmigung, die Germania schon vor Beginn seiner Tätigkeit verloren hatte. Und auch die Finanzierung einer Übernahme sei so kurzfristig ein Problem gewesen, deutet Wienberg an.
Von den ursprünglich 1.700 Mitarbeitern der drei Germania-Firmen zum Zeitpunkt der Insolvenz Anfang Februar sind bis heute noch 1.450 dabei geblieben. Sie bekommen in den nächsten Tagen ihre Kündigungen zugestellt und werden zu Anfang April freigestellt. Ab dann werden sie Geld von der Arbeitsagentur erhalten.
Entscheidender Faktor für die erfolglose Rettung der Germania-Flotte war auch, dass die Leasing-Geber ihre Flugzeuge immer mehr abzogen. Von ursprünglich 27 geliehenen Germania-Maschinen waren zuletzt nur noch 13 übrig. "Angesichts des Groundings, das heißt, dass wir keinen aktiven Flugbetrieb mehr hatten, haben wir auch keine Einnahmen gehabt, seit dem Zeitpunkt der Insolvenzantragstellung. Das führte dazu, dass wir nicht in der Lage waren, die Leasingraten zu zahlen."
Passagiere mit ungenutzten Tickets können sich als Gläubiger melden
Der Insolvenzverwalter erwartet nun eine hohe Zahl von Gläubigerforderungen, er selbst werde Haftungs- und Anfechtungsgründe bei den handelnden Personen prüfen. Passagiere, die noch unbenutzte, selbst gebuchte Germania-Flugtickets besitzen, können sich als Gläubiger anmelden so Rechtsanwalt Rüdiger Wienberg. "Dann ist diese Forderung nur eine Insolvenzforderung, die Sie beim Insolvenzverwalter zur Insolvenztabelle anzumelden haben." Allerdings wird das erst ab 1. April nach der Eröffnung des Insolvenzverfahrens möglich sein.