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Rettungswege für eine verlorene Generation

Die hohe Jugendarbeitslosigkeit in Europa ist inzwischen auf der politischen Agenda der EU angekommen. Im Vorfeld eines Treffens der EU-Arbeitsminister hat die SPD das Thema mit jungen Europäern - nicht nur - aus den Krisenländern auf einer Jugendkonferenz in Berlin diskutiert.

Von Verena Herb | 02.07.2013
    Aus Polen und Tschechien, Spanien, Italien, Portugal und auch Kroatien sind die jungen Leute der Einladung der Friedrich Ebert Stiftung gefolgt. Ihr Thema: die Jugendarbeitslosigkeit in Europa. Ihr Anliegen: Endlich Lösungen finden, die greifen. Spirros ist aus Athen angereist. Anders als die meisten anderen bei der Konferenz gehört er keiner sozialdemokratischen Jugendorganisation an. In Griechenland werde die Situation immer schlimmer, erklärt Spirros. Auch er sucht Arbeit:

    "Es gibt keine Hoffnung in Griechenland. Ich glaube, wir brauchen die Hilfe der anderen europäischen Länder. Ich weiß nicht, wie sie uns helfen können. Aber wir brauchen sie. Alleine schaffen wir das nicht."

    Die Jugendarbeitslosigkeit in Europa hat im Zuge der Wirtschafts- und Finanzkrise der letzten Jahre dramatisch zugenommen: Insgesamt sind laut Eurostat 5,6 Millionen Menschen unter 25 Jahren auf der Suche nach Arbeit. In Griechenland sind das über 60 Prozent der jungen Leute zwischen 16 und 25 Jahren, ähnlich dramatisch die Lage in Spanien und Portugal. Die Europäische Kommission will gegensteuern mit einer Jobgarantie. Demnach soll jeder Europäer unter 25 Jahren innerhalb von vier Monaten, nachdem er eine Stelle verloren oder eine Ausbildung beendet hat, ein Angebot für einen Arbeits-, Ausbildungs- oder zumindest für einen Praktikumsplatz bekommen. Als Vorbild für diese Garantie gelten Modelle aus Finnland und Österreich - erläutert Alexander Ackerl aus Wien:

    "Wir haben das große Glück, dass wir eines der ersten Länder waren, das eine Ausbildungs- und Arbeitsgarantie geleistet hat. Dass jeder 18-Jährige in Österreich einen Job hat oder eine Ausbildung. Ist eine Garantie durch den Staat. Das ist jetzt eine europäische Idee, das überall umzusetzen."

    Zwischen sechs und acht Milliarden Euro sollen dazu im kommenden EU-Haushalt bereitstehen. Für die Oppositionspartei SPD eine viel zu niedrige Summe. Das machte Andrea Nahles, die Generalsekretärin der Sozialdemokraten am Morgen dann auch noch mal deutlich:

    "Es ist einer der größten Skandale in der europäischen Politik: Während 120 Milliarden Euro zur Stabilisierung von Banken bereitgestellt wurden, ist die europäische Jugend den Konservativen nur sechs Milliarden Euro wert - und das über einen Zeitraum von sieben Jahren."

    Nach Meinung des Iren Neil Warner ist die Jobgarantie zwar eine gute Sache - aber an den letztendlichen Problemen ändert das nichts. Die Politik müsse an anderer Stelle ansetzen und die Wirtschaft wieder ankurbeln, damit mehr Arbeitsplätze geschaffen werden. Entsprechend kritisch bewertet der junge Ire die Sparpolitik, wie sie von der Europäischen Kommission und auch Bundeskanzlerin Angela Merkel proklamiert wird:

    "Wir finden, Europas Politiker tun nicht genug. Sie bemühen sich, aber letztendlich sind das nur Lippenbekenntnisse. Stattdessen setzen sie den Fokus auf Austerität - was die Lage aber nur noch verschlechtert."

    So sieht es auch der junge Grieche John aus Athen. Er freut sich über finanzielle Hilfen aus der EU:

    "Wir bekommen Geld. Aber wir geben es auch wieder zurück. Da bleibt nichts übrig, um die wirtschaftliche Entwicklung zu fördern. Wirtschaftliche Entwicklung ist ein Witz für uns, ein schlechter Witz geradezu."