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Rheinland-Pfalz beschließt "Solidarpakt für Windkraft im Wald"

Um die Windkraft hat sich eine heftige Debatte entsponnen. Schaden die Windräder der Natur mehr als sie nutzen? Ausgerechnet im waldreichen Rheinland-Pfalz gibt es nun eine Einigung zwischen Staatswald und Kommunen.

Von Ludger Fittkau | 10.01.2012
    Rund 20 Prozent seiner künftigen Einnahmen durch den Bau von Windrädern im rheinland-pfälzischen Staatswald wird der öffentliche Betrieb "Landesforsten" gleich wieder abgeben. Bekommen sollen das Geld Kommunen des Landes. Dann, wenn sie sich zusammenschließen und in ihren Wäldern die günstigsten Standorte für Windparks gemeinsam suchen, statt überall einzeln Windräder in die Landschaft zu stellen. Das ist der Kern des "Solidarpakt-Konzeptes", das die rheinland-pfälzische Forstministerin Ulrike Höfken (Bündnis 90/Die Grünen) nun in Mainz vorstellte – als bundesweit bisher einmalige Bündelung der Ressourcen öffentlicher Waldbesitzer zur Umsetzung von Windkraft im Wald:

    "Das finden wir sehr schön, dass wir hier beispielhaft vorangehen können und einfach eine gute Zusammenarbeit mit dem Gemeinde- und Städtebund die Grundlage zum Erreichen dieses Ziels, erneuerbare Energien voranzubringen, dass das hier so realisiert wird."

    Der rheinland-pfälzische Städte- und Gemeindebund sieht die Beteiligung des Landes an kommunalen Energieprojekten als Chance, den Erschließungsaufwand für Windräder im Wald zu bündeln. Durch die enge Kooperation mit den rheinland-pfälzischen Landesforsten können künftig auch leichter Ausgleichsflächen in öffentlichen Wäldern für die Räume gefunden werden, die für die Windkraft-Infrastruktur verbraucht werden. Aloysius Söhngen, Bürgermeister in der Eifel und Vorsitzender des rheinland-pfälzischen Städte- und Gemeindebundes, will mit dem "Solidarpakt" auch der Furcht von Bürgerinitiativen, Naturschützern und der Touristikbranche vor einer Verspargelung von Mittelgebirgslandschaften durch Windkraftanlagen entgegentreten:

    "Ich glaube im Sinne des Findens geeigneter Standorte für die langfristige Energieversorgung ist es wichtig, dass der Wald eben mit dazukommt. Und damit wir jetzt nicht hergehen und ein wildes Rennen um Standorte im Wald losgeht, halte ich es für wichtig, dass es solche Vereinbarungen zwischen dem größten Einzelwaldbesitzer und der größten Waldbesitzergruppe in Rheinland-Pfalz, was die Kommunen sind, gibt."

    Die rheinland-pfälzische Landesregierung will künftig zwei Prozent der landesweiten Waldfläche für Windenergie nutzen. Um den Flächenverbrauch für Aufbau und Betrieb der Windkraftanlagen zu minimieren, sollen möglichst bereits vorhandene Waldwirtschaftswege genutzt werden. Der neue Windpark bei Kirchberg im Hunsrück ist für Michael Diemer ein Paradebeispiel dafür, welche Synergieeffekte besitzübergreifende Kooperationen von Waldbesitzern bei der Planung von Anlagen und Zufahrtswegen zusätzlich haben können. Diemer ist im rheinland-pfälzischen Forstministerium für das Thema "Windkraft in Wald" verantwortlich:

    "Das Beispiel des Windparks Kirchberg 1 in dem Waldgebiet Faas, da sind insgesamt 23 Windräder gebaut, da ist das Land und daneben fünf Kommunen beteiligt und wir haben als eine Hauptzufahrt eine alte Militärstraße der Amerikaner nehmen können. Wenn man da drei kleinere Windparks draus gemacht hätte, hätte man drei Zufahrten wahrscheinlich gehabt, drei Zufahrtskabel und drei Umspannwerke. Das ist dann schon, wenn man konzentriert, ein zusätzlicher Flächeneinsparungseffekt."

    Der nächste Schritt zur Energiewende in Rheinland-Pfalz soll in der Schaffung eigener kommunaler Energieerzeugergemeinschaften bestehen, kündigt die Mainzer Umwelt- und Forstministerin Ulrike Höfken an:

    "Die Kommunen können sich ja nicht interkommunal betätigen, sondern müssen bislang in engen Grenzen bleiben. Und hier geht es einfach da drum, wie kann man eine solche komplexe Aufgabe einer Kommune auf eine rechtliche Grundlage stellen."

    Wie beim jetzt vorgestellten "Solidarpakt für Windkraft im Wald" will Rheinland-Pfalz auch bei der Lösung dieser Frage bundesweit Vorreiter sein.