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Ringen ist der Favorit für Olympia 2020

Bei der IOC-Session in Buenos Aires entscheiden die Olympier, welche Sportart bei den Sommerspielen 2020 neu ins Programm rückt. Als Favorit wird Ringen gehandelt, den sieben neuen Sportarten räumen Experten kaum Chancen ein.

Von Heinz Peter Kreuzer | 20.05.2013
    Wer schafft den Sprung nach Buenos Aires? Die Exekutive des Internationalen Olympischen Komitees wird Ende Mai in St. Petersburg einen Teil der acht Sportarten, die sich um die Aufnahme in das olympische Programm für 2020 bewerben, von der Liste eliminieren. Der Branchendienst "Around The Rings" favorisiert Karate, Squash und Ringen für die so genannte Shortlist. Chefredakteur Ed Hula sieht Ringen ganz vorne. Die traditionsreiche Sportart war im Februar von der Exekutive aus dem olympischen Programm gestrichen worden.
    "Nachdem die Reaktion der Öffentlichkeit, der Sportwelt und der Sportindustrie auf die Streichung von Ringen sehr scharf und außergewöhnlich war, musste das IOC feststellen, dass die Sportart sehr viel Unterstützung hatte. Außerdem wird Ringen mit den antiken Olympischen Spielen verbunden."

    Nach Meinung von Hula wird das IOC die Entscheidung zwar nicht zurücknehmen können. Aber die olympische Bewegung werde ein PR-Problem bekommen, wenn Ringen nicht auf der Shortlist für Buenos Aires stehe. Der Weltverband FILA hat seine Aufgaben gemacht. Beim FILA-Kongress am vergangenen Samstag in Moskau wurde der bisherige Übergangschef Nenad Lalovic mit großer Mehrheit zum neuen Präsidenten gewählt. Und erste Regeländerungen in beiden Stilarten sollen den Sport attraktiver machen. Die neue Satzung wurde an die IOC-Charta angepasst. Künftig soll eine Frau als Vizepräsidentin amtieren, ferner soll es mehr weibliche Gewichtsklassen geben. Zudem sollen im Verband neue Kommissionen gebildet werden, um dem IOC den Willen zu Veränderungen zu demonstrieren. Dazu kommt die weltweite politische Unterstützung und PR-Aktionen. Ed Hula:

    "In den vergangenen Monaten haben sie gelernt, die Sportart zu promoten. Events wie die Show-Veranstaltung in der New Yorker Central Station hat das Ringen nötig. Die Androhung des Ausschlusses von Olympia war ein Weckruf und der Weltverband hat einen guten Job gemacht, um noch olympisch zu bleiben."

    Die neu gewonnene Popularität des Ringens wird für die Konkurrenz zum Problem werden, ist Hula überzeugt:

    "Im Gegensatz zu anderen Sportarten, die das IOC von der Liste hätte streichen können, ist Ringen für die anderen neuen Sportarten eine Herausforderung. Es ist etabliert und populär und hat sehr viel Rückhalt in der Sportwelt. Das ist Pech für die anderen, sie alle hätten bessere Chancen, wenn sie mit einer weniger populären Sportart wie beispielsweise Moderner Fünfkampf konkurrieren würden."

    Das sieht die Konkurrenz ähnlich. Karate bewirbt sich zum dritten Mal für die Aufnahme in das olympische Programm. Aber auch für Wolfgang Weigert, den Präsidenten des Deutschen Karate-Verbandes, hat Ringen die besten Chancen. Karate wird nach seiner Meinung auf die Shortlist für die IOC-Vollversammlung kommen, aber den Sprung wieder einmal nicht schaffen.

    "Ringen hat derzeit einen weltweit riesigen Zuspruch. Ich gehe jetzt von der politischen Konstellation von Putin Rumsfeld, Ahmadinedschad, die ja ziemlich einmalig ist. Also ich denke, ich bin nicht pessimistisch, ich bin Realist. Hier werden wir Probleme bekommen, dass wir die Nase vorn haben werden."

    Auch die Verantwortlichen beim Speed Skaten glauben, dass sie bei der IOC-Session noch dabei sind. Irmelin Otten, Präsidentin des Europäischen Schnelllaufkomitees im Europäischen Rollsportverband, sieht gut Chancen, die erste Hürde zu überstehen und auf die Shortlist zu kommen. Viele Gründe würden dafür sprechen:

    "Weil es eine junge, dynamische Sportart ist, weil viele Länder involviert sind, insbesondere Asien und Südamerika. Auf diesen Kontinenten ist es nahezu Volkssport. Man geht davon aus, wenn sie in Südamerika sind, sind es bis zu 70 000 Zuschauer in einem Stadion. Das heißt, da ist Atmosphäre, dahinter steht große Power, die es auch in Europa gibt, Insofern denke ich, haben wir einen großen Wettbewerbsvorteil, weil wir auf allen Kontinenten vertreten sind."

    Für Speed Skaten wäre die Aufnahme ins olympische Programm sehr wichtig.

    "Weil dort einfach der Zugang zu weiteren Ressourcen größer ist, weil es für einen Sportler nach wie vor das größte ist, bei den Olympischen Spielen dabei zu sein."

    Die Vorteile für die Sportler zählt Irmelin Otten auf:

    "Man erhält in der Sportförderung in Deutschland deutliche Vorteile, es geht auch um die Sportinfrastrukturbereich, der dann natürlich besser ausgebaut wird und der Zugang zu dualen Karrieren in Schule und Beruf ist natürlich leichter, wenn man einer olympischen Sportarte angehört als wenn man in einer nichtolympischen Sportart aktiv ist."

    Der Traum von Olympia könnte aber für sieben der acht Sportarten schon Ende Mai ausgeträumt sein. Denn IOC-Präsident Jacques Rogge schließt nicht aus, dass sich die Exekutive für nur eine Sportart entscheidet. Dann, wenn sie nach der Präsentation vor der Exekutive einen großen Vorsprung im Ranking vor den anderen Sportarten habe.