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Roboter machen dem Dreck Beine

Umwelt. - Das Mülldrama im Großraum Neapel ist nicht das einzige Müllproblem in Italien. Vor allem in kleinen Orten mit idyllischen Gassen bleibt Müll liegen, denn in die schmalen Straßen können die Müllwagen nicht hineinfahren. Viele dieser Ortschaften sind zu arm, um ausreichend viele Müllmänner zu bezahlen. Helfen sollen stattdessen zwei Müllroboter speziell für enge Gassen.

Von Thomas Migge |
    Peccioli. Ein kleiner Ort wie aus dem Mittelalter. Idyllisch gelegen in der Toskana. Eine Kommune mit engen Gassen und schmalen Straßen, durch die auch kleinste Mülltransporter kaum einen Weg finden. So wird der Müll, wie in den meisten der zahllosen uralten Ortschaften Italiens und woanders in Europa, in Säcken abgepackt vor die Haustür gestellt und dort von Müllmännern abgeholt.

    Mit Hilfe von DustClean und DustCart wird das in Zukunft nicht mehr nötig sein. Das sind zwei Roboter, die bei ihrer Arbeit solche Töne von sich geben.

    Entwickelt wurden die beiden Roboter an der Eliteuniversität von Pisa, in Zusammenarbeit mit acht weiteren europäischen Partnerhochschulen. Deutschland ist an dem Projekt nicht beteiligt. Das Projekt trägt den Namen DustBot: Networkes and Cooperating Robots for Urban Hygiene und wird zu einem großen Teil von der EU-Kommission für technologische Entwicklung finanziert. Dazu die Wissenschaftlerin Barbara Mazzolai, die für die Entwicklung der Roboter mitverantwortlich ist:

    " "Diese Roboter sind etwas Neues, weil sie sich mit Müll und Verschmutzung beschäftigen. Deshalb bekommen wir die Unterstützung von der EU. Es geht um die Müllentsorgung in kleinen Ortschaften, wo die herkömmliche Müllabfuhr nicht hinkommt. Die beiden Roboter sind eigentlich nichts anderes als zwei kleine Fahrzeuge, die wie andere Roboter auch bestimmte Aufgaben übernehmen, ihren Weg via Navigationssystem finden und autonom arbeiten. "

    Um den Müll in den Gassen kümmert sich DustClean: zirka 50 Zentimeter hoch und breit und aus Leichtmetall gebaut, mit einem elektronischen Gehirn, in dem eine exakte Straßenkarte einer Ortschaft gespeichert ist. Dieser Roboter kann rund sieben Stunden selbständig agieren. Dann muss er an die Stromsteckdose. Mit vier Rädern ausgestattet ist der automatische Müllsammler mit einer Geschwindigkeit von einem Kilometer pro Stunde unterwegs und saugt weggeworfenes Papier, vertrocknete Blätter, Zigarettenkippen und anderen kleineren Abfall von Straßen und Plätzen auf. In einer Stunde Arbeit reinigt er bis zu 3000 Quadratmetern öffentlicher Fläche. In seinem Bauch finden maximal 20 Liter Abfälle Platz. DustClean funktioniert wie ein von einem Müllmann gefahrener Reinigungswagen. Im Unterschied zu diesem ist er wesentlich kleiner und vollkommen autonom. Dieser Roboter verfügt auch über eine mobile Messstation zur Ermittlung der Luftverschmutzung. Über ein Sendesignal gibt der Roboter die von ihm ermittelten Daten direkt an die Umweltbehörde des Rathauses weiter. Interessant ist, dass DustClean dank einer eingebauten Hebetechnik auch Stufen von bis zu zehn Zentimeter bewältigen kann. Der zweite in Pisa entwickelte Roboter mit Namen DustCart arbeitet auf Abruf, erklärt Projektleiterin Barbara Mazzolai:

    " Die Methode ist ganz einfach. Der Bürger ruft beim Ordnungsamt an und gibt seine Adresse wie auch die Uhrzeit an, in der er daheim ist. Zu gegebener Stunde findet sich DustCart dort ein. Allerdings muss der Bürger mit seinem abzugebenden Müll pünktlich vor der Haustür stehen, denn der Roboter wartet nur 15 Minuten - dann fährt er wieder in seine Garage zurück. "

    Auch für die Entwicklung dieses Müllroboters wurden bereits im Gebrauch befindliche Technologien genutzt. Er ist rund 120 Zentimeter hoch und 65 Zentimeter breit, wiegt 64 Kilogramm und besteht aus Leichtmetall. Sein Roboterhirn besitzt die gleichen geografischen Fähigkeiten zum Auffinden einer Adresse wie DustClean. Ein kommunaler Beamter speichert die von dem Bürger angegebene Adresse und der Roboter macht sich auf den Weg. Auch DustCart bewältigt Stufen und Steigungen von bis zu 10 Prozent. An seinem Ziel angekommen öffnet er auf Knopfdruck, ausgeführt von dem jeweiligen Bürger, seinen Bauch. Darin finden rund 80 Liter Müll Platz. Ist der Roboterbauch voll mit Müll, geht's vorgesteuert zum Umladeplatz. Der Roboter fährt dort auf eine Brücke und an einer Ladebucht verschwindet der Dreck automatisch in einem Container. DustClean und DustCart wurden bereits in verschiedenen toskanischen Ortschaften erfolgreich getestet. Jeder der Roboter kostet rund 30.000 Euro.