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Roboterhersteller Kuka
Die Macht des Mister Gu

Beim Roboterhersteller Kuka wird nicht lang gefackelt: Weil er 2018 die Geschäftsziele verfehlt hat, musste Chef Till Reuter gehen. Nun soll sein Nachfolger sinkende Umsatzzahlen managen. Mit einer deutsch-chinesischen Taskforce will man auch den Aufsichtsratsvorsitzenden Andy Gu besänftigen.

29.05.2019
Mitarbeiterin beim Maschinenbauer KUKA mit einem Roboter Foto: Stefan Puchner/dpa | Verwendung weltweit
Mitarbeiterin beim Maschinenbauer KUKA mit einem Roboter: Bis 2021 will das Unternehmen 300 Millionen Euro einsparen. (Stefan Puchner/ dpa)
Schnell sind die Chinesen. Schneller als jeder Kuka-Roboter. Wenn sie nicht zufrieden sind – wie der Kuka-Aufsichtsratsvorsitzende Andy Gu aus China – dann feuern sie den Chef.
Ex-Kuka-Chef Till Reuter habe 2018 die Geschäftsziele verfehlt – deshalb habe man ihn entlassen, sagte Mr.Gu heute bei der Kuka-Hauptversammlung in Augsburg – um dann gleich mitzuteilen, dass Reuters Nachfolger Peter Mohnen einen Vertrag bis 2022 bekommt. Da gab’s Applaus der 250 Aktionäre im Kongresszentrum. Darunter viele schwäbische Kleinanleger, deren Kuka-Aktien eine Achterbahnfahrt hinter sich haben.
"Mir wäre es lieber gewesen, wenn sich die deutsche Industrie oder die deutsche Regierung mehr für ein deutsches Engagement entschieden hätte, das die Deutschen Oberhand hätten. Aber ich vertraue Herrn Gu."
"Durch den Hintergrund des chinesischen Investors noch sehr stabil. Sie werden sich stärker involvieren, aber ich sehe es nicht als kritisch an."
"Nein, das sehe nicht so, dass die Chinesen daran Schuld sind, aber es sind eben auch hausgemachte Probleme."
Die Probleme – daraus macht Kuka-Chef Mohnen keinen Hehl – sind groß und noch nicht überwunden. Umsatz und Auftragseingang lagen auch im ersten Quartal 2019 unter denen des Vorjahres. Von 2018 ganz zu schweigen – da verfehlte Kuka alle selbstgesteckten Ziele deutlich.
"Die Ergebnisse im letzten Geschäftsjahr waren für Kuka nicht zufriedenstellend. (…) In den letzten Jahren ist der Kuka-Konzern stark gewachsen. Seit 2018 spüren wir allerdings die weltweite, konjunkturelle Abkühlung aufgrund verschiedener wirtschaftlicher und politischer Unsicherheiten."
Hohe Kosten und falsche Produkte für den chinesischen Markt
Kukas größte Probleme: die zu hohe Abhängigkeit vom kriselnden Automobil-Geschäft, die zu hohen Kosten daheim und die falschen Produkte für den wichtigen chinesischen Markt. Denn Kuka ist vor allem bei sogenannten Knickarm-Robotern stark. Das sind höchst komplexe, mehrdimensional arbeitende und teure Roboter.
"Allein der Absatz von Knickam-Robotern – und das ist das Segment, zu dem unsere Kuka-Roboter gehören – ging in China letztes Jahr um 12 Prozent zurück."
Die Chinesen wollen einfachere, billigere Roboter. Die entwickelt Kuka jetzt – und lernt dabei, die Chinesen besser zu verstehen. Auch im eigenen Haus. Dort gibt es sogar eine deutsch-chinesische Taskforce, um kulturelle Differenzen zu überbrücken. Seit Anfang 2019 laufe es besser in Fernost, sagt der neue KUKA-Chef Mohnen.
"Das Segment China erreicht im ersten Quartal Auftragseingänge von insgesamt 173 Millionen Euro. Damit erhöhte sich der Wert trotz dem derzeit wirtschaftlich anspruchsvollen Umfeld deutlich um 122 Prozent gegenüber dem Vorjahreswert."
In Deutschland will Kuka in den kommenden Jahren effizienter werden und bis 2021 300 Millionen Euro einsparen. Deshalb streicht der schwäbische Roboterbauer weitere 350 Stellen. Gleichzeitig bekennt sich Mister Gu, der mächtige Mann aus China, zum Standort Augsburg. Dort soll auch weiterhin die wichtige Forschungs- und Entwicklungsarbeit stattfinden – nur bitteschön schneller und günstiger.