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Rocksängerin Inga Rumpf
Eine Figur der sexuellen Revolution

Seit 50 Jahren steht die Musikerin Inga Rumpf auf der Bühne. Ihre raue Stimme prägte den Sound der Bands "Frumpy" und "Atlantis". Mit ihnen errang die Sängerin in den 60er und 70er-Jahren internationale Anerkennung. Heute feiert die Hamburgerin ihren 70. Geburtstag.

Von Uli Kniep | 02.08.2016
    Die deutsche Rock-Sängerin Inga Rumpf
    Die deutsche Rock-Sängerin Inga Rumpf (dpa / Ingo Wagner)
    Inga ist noch ein Teenager, als sie die ersten Gehversuche ins Musikgeschäft unternimmt. Vor ziemlich genau 50 Jahren sang sie in Hamburg - später auch in ganz Deutschland - in Clubs in einer Band namens The City Preachers: Im Programm sind Folk-, Gospel- und Blues-Klassiker.
    In Songs und Texten wie "Pure Religion", geht es um Glauben und Gerechtigkeit - Werte die durchaus ihrer Überzeugung entsprechen.
    "Das steckt tief in mir drin, die Suche nach dem Sinn und Unsinn des Lebens. Meine Mutter hat mich als Kind immer mit in die Kirche genommen. Und da entstand der Wunsch, einmal im Michel laut zu sein, und nicht nur still zu sein. Aber das war als Kind unmöglich. Als ich dann älter wurde und merkte, dass meine Stimme dort vielleicht Platz findet, da hat sich das ergeben."
    Tatsächlich geht ihr Wunsch viele Jahre später in Erfüllung, und Inga Rumpf tritt im Hamburger Michel auf. Im Jahr 1999 veröffentlicht sie das Album "Walking In The Light". In rund 70 Konzerten präsentiert sie anschließend ihre Adaptionen und Textzitate aus der Bergpredigt.
    Bis dahin aber unternimmt Inga Rumpf eine musikalische Reise, denn seit 1970 wandelt sich ihr Stil gehörig. Sie orientiert sich mehr und mehr an anglo-amerikanischer Rockmusik, schreibt fortan die meisten Stücke allein oder mit Hilfe ihrer Mitmusiker. Den Sound der Bands Frumpy und später auch Atlantis prägt ihre raue Stimme und nicht zuletzt das Orgelspiel von Jean Jaques Kravetz. Nun stellen sich auch internationale Erfolge ein: Inga Rumpf geht in Großbritannien und den USA auf Tournee.
    "How The Gipsy Was Born", ein Titel des zweiten Albums von Frumpy, wird zu einer Art Hymne der Band und somit auch für Inga Rumpf. Auch und gerade bei Live Auftritten feiert das Publikum diese Rocknummer mit den langen Improvisationen.
    "Ich war die erste Frau in einer Lederhose und mit einer E-Gitarre"
    Inga Rumpf spielt in den 60er und 70er-Jahren als selbstbewusste junge Frau in der Öffentlichkeit eine wichtige Rolle.
    "Das kann man sich gar nicht mehr vorstellen heute, aber damals war ich die erste Frau in einer Lederhose und mit einer E-Gitarre. Das war schon Aufsehen erregend."
    Tatsächlich verkörperte Inga Rumpf für etliche Rockfans der damaligen Zeit zumindest einen Teil der sogenannten sexuellen Revolution.
    Nach den hektischen Jahren mit den Rockbands Frumpy und Atlantis entscheidet sich Inga Rumpf für ein beschaulicheres Leben. Sie zieht sich aus der Großstadt zurück und verbringt regelmäßig Zeit auf der Nordseeinsel Sylt:
    "Ich hatte das Glück, über 20 Jahre ein ganz kleines Wärterhäuschen am Ellenbogen zu mieten und bin da immer sehr glücklich gewesen, weil da gar nichts war. Es gab zwar eine Wasserpumpe mit Grundwasser, aber kein elektrisches Licht. Man musste eine Petroleumlampe anmachen. Es gab keinen Strom, aber es gab die zwei nördlichsten Leuchttürme Deutschlands, das reichte total aus."
    In der Abgeschiedenheit des kleinen Häuschens am Wattenmeer entstehen besinnliche Titel wie "Love Is Gold" - ein Titel, der für Inga Rumpf einen besonderen, persönlichen Stellenwert einnimmt, auch wenn er im Repertoire von Frumpy keine herausragende Rolle spielt.
    Der Fleiß bricht nicht ab
    "'Love Is Gold" habe ich komponiert auf dem alten Akkordeon meines Vaters. Und das war ein Akkordeon, das schon ein bisschen sparkig war vom Seewasser. Wie jeder Seemann, so hatte auch mein Vater ein Akkordeon und spielte auch ganz gut. Er hat mir das in die Hand gedrückt, als er in Rente ging und gesagt: Hier mien Deern nu spiel mal en beten op."
    Mitte der 90er-Jahre wendet sich Inga Rumpf auch dem Jazz zu, spielt mit der NDR Big Band und interpretiert Stücke wie "Stormy Weather" und "It´s A Man´s World". Ihren Sinn für Klassiker der Musikgeschichte und für persönliche Wandelbarkeit hat sie sich bis ins hohe Alter bewahrt. Zu ihrem 70. Geburtstag wird sie Ende August zwei Konzerte mit befreundeten Musikern wie dem Gitarristen Alex Conti und dem Keyboarder Jean Jaques Kravetz geben.
    "Da spiele ich dann viel Piano. Ich habe in den letzten Jahren sehr fleißig Klavier geübt, das tut auch meinen Händen gut, weil das gegen Arthrose wirkt!"