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Rogges Vermächtnis

Die Jugendspiele haben automatisch ihren Platz im Gefüge des olympischen Sports eingenommen. Sie wurden von den 3.600 Teilnehmern in Singapur kollektiv begeistert aufgenommen - und sie werden die Branche prägen.

Von Jens Weinreich | 26.08.2010
    Ser Miang Ng aus Singapur war Organisationschef dieser ersten Jugendspiele und ist einer der IOC-Vizepräsidenten. Er hat olympische Geschichte geschrieben. Ng hat mit 220 Millionen Euro zumeist öffentlichen Mitteln, mit seinem Organisationskomitee und 20.000 Freiwilligen die Aufgabe gestemmt. Und er wusste, bei wem er sich zu bedanken hatte:

    "”We have done it. We have delivered. Thank you, President Jacques Rogge, for your vision. This is the legacy of your presidency!”"

    Ja, diese Youth Olympic Games sind das Vermächtnis des IOC-Präsidenten Jacques Rogge. Mit allen Chancen, mit allen Problemen. Die Jugendspiele erweitern die Marke Olympia und versammeln nun in allen Sportarten Teenager unter den fünf Ringen, selbst in Disziplinen, in denen 14- bis 18-Jährige bislang noch nicht als olympiatauglich galten.

    Die Jugendspiele haben automatisch ihren Platz im Gefüge des olympischen Sports eingenommen. Sie wurden von den 3.600 Teilnehmern in Singapur kollektiv begeistert aufgenommen - und sie werden die Branche prägen. Sie schrieben anrührende Geschichten wie etwa den Finaleinzug der Fußballer aus dem Leid geplagten Haiti - sie schrieben aber auch alte, traurige Geschichten weiter: wie die Weigerung von Iranern gegen israelische Sportler anzutreten.

    Das IOC hat viel Geld in die TV-Produktion der Spiele gesteckt und wird hunderte anrührende Stories aufbereiten. Rogge ist kein Naivling. Er ist ein Verführer und Chef eines Milliardenkonzerns. Er weiß bestens Bescheid über die Macht der Bilder. Rogge hat Fakten geschaffen, er wollte unbedingt am laufenden Projekt experimentieren, mit allen Risiken. Und weil fast alle olympischen Weltverbände auf das Geld des IOC angewiesen sind, werden sie ihre Nachwuchsarbeit und ihre Strukturen künftig auf diese Jugendspiele abstimmen müssen. Basketballer oder Moderne Fünfkämpfer sind die Vorreiter.

    Rogge sprach von großartigen Jugendspielen:

    "”Congratulations and thank you, Singapore, for a job superbly done. I now declare the inaugural Youth Olympic Games in Singapore closed and in accordance with tradition I call upon the youth of the world to assamble in four years time in Nanjing/China for the second Youth Olympic Games. Thank you!”"

    Bisher haben IOC-Präsidenten die "Jugend der Welt” stets zu den großen Spielen eingeladen. Olympia braucht nun auch neue Sprachregelungen. Rogge rief die "Jugend der Welt” zu den zweiten Sommerspielen nach Nanjing (China). Zuvor aber gibt es die echten Sommerspiele 2012 in London - und die ersten Jugend-Winterspiele in Innsbruck. Für weitere Ausgaben der Jugendspiele sollen sich bereits siebzehn Länder interessieren, behauptet das IOC.

    Das Grundproblem dieser Jugendspiele bleibt: Der Anreiz, sich schon mit zarten vierzehn Jahren Olympiasieger nennen zu dürfen, ist groß - und somit wächst parallel auch die Versuchung, mit allen Mitteln nachzuhelfen. Vorsorglich verzichtete das IOC darauf, in Singapur Resultate der rund 1.000 Dopingkontrollen zu verkünden. Eine positive Dopingprobe hätte das Bild zu sehr getrübt.