Dienstag, 19. März 2024

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Rohstoff für die nächste Generation
Wer Wind sät, wird Sterne ernten

Zum Ende ihres Lebens werden Sterne im Wortsinne zu windigen Objekten: Sie pusten ihre äußeren Schichten ins All. Für den Kosmos ist das ein Gewinn, denn der Sternwind ist Rohstoff für die nächste Generation von Sternen.

Von Dirk Lorenzen | 08.06.2021
CasA, der Überrest einer Supernova-Explosion, beobachtet vom Spitzer-Teleskop
CasA, der Überrest einer Supernova-Explosion, beobachtet vom Spitzer-Teleskop (NASA)
Je massereicher ein Stern ist, desto mehr Material bläst er in seine Umgebung. Die Verluste sind zum Teil dramatisch.
Im Sternbild Cassiopeia etwa, dem Himmels-W, ist im Jahr 1680 eine Supernova aufgeflammt, die offenbar hinter dichten Staubwolken stattgefunden hat – jedenfalls sind keine Beobachtungen bekannt.
Brillant im Ruhestand: Im Bubble-Nebel pustet ein Stern diese wunderbare Materieblase ins All 
Brillant im Ruhestand: Im Bubble-Nebel pustet ein Stern diese wunderbare Materieblase ins All (Hubble/NASA/ESA)
Der dort explodierte Stern hatte ursprünglich ungefähr 16mal so viel Masse wie die Sonne. Im Laufe seines Lebens hat er aber rund elf Sonnenmassen verloren, das meiste strömte als Sternwind ins All.
Schließlich wurde der "Rest" mit nur noch fünf Sonnenmassen zur Supernova. Die Explosionswolke krachte in die Schwaden des Sternwinds und es bildeten sich bizarre Strukturen, die noch heute gut im Röntgenlicht zu sehen sind – dreieinhalb Jahrhunderte nach der Supernova.
Der Sternwind unserer Sonne braucht uns nicht zu ängstigen. Bisher ist er nur ein laues Lüftchen. Wenn sich die Sonne in rund fünf Milliarden Jahren zum Roten Riesen aufbläht, wird aber auch sie einen erheblichen Teil ihrer Materie ins All pusten.
Die Wolken aus Wasserstoff, Kohlenstoff und anderen Elementen sind dann die Backmischung für die nächsten Sterne und Planeten. Auch unsere Erde besteht zum Teil aus dem Material des Winds längst erloschener Objekte. Alte Sterne hauchen den Nachkommen buchstäblich das Leben ein.