Donnerstag, 28. März 2024

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Rolle von Profis und Amateuren im Design

Im Designbereich tummeln sich immer mehr Laien. "Problematisch wird es in dem Moment, wo die Amateure anfangen, mit den Profis auch preislich zu konkurrieren", sagt Florian Alexander Schmidt, Lehrer im Fachbereich Visuelle Kommunikation an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee und einer der Autoren des Buches.

Florian Alexander Schmidt im Gespräch mit Ulrike Burgwinkel | 14.10.2010
    Ulrike Burgwinkel: Von Profis und Amateuren soll jetzt hier in "Campus & Karriere" die Rede sein, und zwar von solchen, die sich im Designbereich engagieren, denn heute Abend wird das Buch "Kritische Masse" vorgestellt, herausgegeben von der Kunsthochschule Berlin-Weißensee. Und da geht es um die Frage, auf welcher Ebene und wie sich die beiden begegnen. Einer der Autoren ist Florian Alexander Schmidt, Absolvent und Lehrer im Fachbereich Visuelle Kommunikation. Guten Tag, Herr Schmidt!

    Florian Alexander Schmidt: Schönen guten Tag!

    Burgwinkel: Herr Schmidt, Sie sind akademisch ausgebildet und bilden auch wiederum Profis aus, parallel dazu wächst eine starke Laienschar heran, die mit zum Teil kostenlosen Tools in Ihrem Bereich ja, würden Sie sagen wildert?

    Schmidt: Na ja, mitunter schon, aber ich bin da sehr vorsichtig, quasi diese neue Flut an in Design aktiven Leuten gleich zu verurteilen, wildern hat ja schon gleich so einen bewertenden Charakter, so sagt man, fakt ist viel mehr, dass viel mehr Leute mit Design zu tun haben und Design auch für ihren Alltag brauchen. Also nicht nur, um quasi den professionellen Designern Konkurrenz zu machen, sondern auch ganz normal, um sich im Internet zum Beispiel zu bewegen, um ihre MySpace-Seite zu gestalten und so weiter. Also Design ist viel normaler im Alltag geworden, und man muss sich auch einfach mehr mit Design auskennen heutzutage.

    Burgwinkel: Also Sie sehen das Ganze nicht als Verdrängungswettbewerb?

    Schmidt: Es gibt auch diese Phänomene – also problematisch wird es in dem Moment, wo die Amateure anfangen, mit den Profis auch preislich zu konkurrieren, denn das ist ein Kampf, den man letztlich nicht gewinnen kann, und deswegen sehe ich dort schon auch Schwierigkeiten. Aber das Buch, was heute vorgestellt wird, versucht wirklich dieses Phänomen aus verschiedenen Perspektiven zu beleuchten und nicht nur diesen negativen Aspekt zu behandeln, der allerdings auch eine Rolle spielt.

    Burgwinkel: Ja, sicher ist es auch ein Gewinn an Kreativität muss man sagen, aber es muss ja nicht unbedingt ein Verlust an Qualität bedeuten.

    Schmidt: Genau, das ist natürlich auch ganz gut, wenn neue Leute ins Feld kommen und spielerischer mit den gegebenen Werkzeugen umgehen, und man muss sich ja nicht zwangsläufig immer an den bestehenden Regelkanon zum Beispiel halten. Also es kann auch durchaus was Erfrischendes haben.

    Burgwinkel: Aber Sie bilden nun aus, Sie sind Lehrer. Wie reagieren Sie denn auf diese neue Situation?

    Schmidt: Die ultimative Lösung für das Amateurproblem habe ich natürlich auch nicht, aber ich denke, Dinge, die wichtiger werden, sind, dass die Designer kommunizieren lernen, irgendeinem Kunden also besser kommunizieren können, warum ihre Arbeit einen höheren Mehrwert hat als jetzt zum Beispiel Logos, die irgendwie zusammengeklickt wurden, und die dann zwar ganz billig im Internet zu haben sind, aber letztendlich dann dem Kunden, der versucht hat, ein Schnäppchen zu machen, relativ wenig bringen. Weil die Designleistung jetzt zum Beispiel im Kommunikationsdesign, was mein Feld ist, ist letztlich dann doch viel komplexer, als man das jetzt durch ein Zusammenklicken eines willkürlichen Logos, wie es häufig geschieht, bewältigen könnte.

    Burgwinkel: So, und wenn die Tochter des Chefs jetzt einfach mal den Newsletter gestaltet oder auch das Ganze Marketing macht, da braucht man keinen Designer mehr dafür einzustellen.

    Schmidt: Das glauben dann manche, und die Ergebnisse sehen dann häufig auch entsprechend aus.

    Burgwinkel: Ganz herzlichen Dank für das Gespräch! Das Buch heißt "Kritische Masse", erschienen im Verlag Form und Zweck, ist herausgegeben von der Kunsthochschule Berlin-Weißensee, kostet 18 Euro und enthält natürlich noch ganz viele andere Aufsätze zum Thema.
    Zeichnung aus "Kritische Masse" von Andreas Töpfer
    Eine Flut an Design - Zeichnung aus "Kritische Masse" von Andreas Töpfer (Andreas Töpfer)