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Ruby-Affäre
Berlusconi endgültig freigesprochen

Für den früheren italienischen Regierungschef Silvio Berlusconi war es einer der pikantesten Prozesse: Jetzt hat ein Gericht den 78-Jährigen im Verfahren um Sex mit minderjährigen Prostituierten freigesprochen. Die Ermittlungen gehen aber weiter.

11.03.2015
    Silvio Berlusconi steigt am 9. Mai 2014 in ein Auto ein und zeigt eine grüßende Geste.
    Der frühere italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi im Mai 2014 (afp / Giuseppe Cacace)
    Nach stundenlangen Beratungen hat das oberste italienische Gericht das Urteil im Fall der "Bunga-Bunga-Partys" bestätigt. Der Freispruch für Berlusconi ist rechtskräftig, eine erneute Berufung ausgeschlossen. Zuvor hatte ein Gericht den früheren Regierungschef in zweiter Instanz freigesprochen. In erster Instanz war er zu sieben Jahren Haft und einem lebenslangen Amtsverbot verurteilt worden.
    Berlusconi war vorgeworfen worden, bei Partys in seiner Villa Sex mit minderjährigen Prostituierten gehabt zu haben. Darunter war auch eine damals minderjährige Marokkanerin, die "Ruby" genannt wurde. Berlusconi soll sie für Sex bezahlt und anschließend seinen Einfluss als Regierungschef genutzt haben, um die Affäre zu vertuschen. So behauptete er, "Ruby" sei eine Nichte des ägyptischen Präsidenten Hosni Mubarak, um sie aus dem Polizeigewahrsam freizubekommen.
    Staatsanwalt findet Begründung für Freispruch unglaubwürdig
    Vor der aktuellen Entscheidung hatte der Staatsanwalt gefordert, den Freispruch aufzuheben. Als Grund gab er an, dass er es nicht für glaubwürdig halte, dass Berlusconi nicht gewusst habe, dass "Ruby" minderjährig war. Mit dieser Begründung hatten die Richter den Milliardär in zweiter Instanz freigesprochen.
    Für Berlusconi bedeutet der Freispruch aber noch nicht das Ende der Affäre um die Sexpartys. Die Staatsanwaltschaft ermittelt derzeit gegen ihn, weil er Zeugen bestochen haben könnte. So soll der 78-Jährige einige der jungen Frauen, die bei den Partys dabei waren, für Aussagen zu seinen Gunsten bezahlt haben. Damit muss er sich auf einen weiteren Prozess einstellen.
    Sozialdienst für Berlusconi zu Ende
    Zudem ist Berlusconi angeklagt, 2006 als Oppositionsführer einen Senator aus dem linken Lager bestochen zu haben. Rechtskräftig verurteilt ist er wegen Steuerbetrugs. Erst am Freitag hatte er seinen einjährigen Sozialdienst in einem Pflegeheim für Alzheimer-Kranke beendet.
    Ob durch den Freispruch die Chancen für ein politisches Comeback Berlusconis steigen, ist jedoch unklar. Der Politiker darf in den nächsten vier Jahren keine öffentlichen Ämter übernehmen. Außerdem ist sein politischer Einfluss geschwunden – Berlusconis Partei "Forza Italia" hat in Umfragen an Zustimmung der Wähler verloren.
    (tj/cc)