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Rückzug der Investoren bei ProSiebenSat.1

Die Finanzinvestoren KKR und Permira sind vor sechs Jahren bei dem Fernsehkonzern ProSiebenSat.1 eingestiegen und wollen jetzt allmählich aussteigen. Das war ein Thema bei der Hauptversammlung des Konzerns, der auch als Anwärter für einen der 30 Plätze im Leitindex Dax gilt.

Von Felix Lincke |
    Ende letzten Jahres haben die Finanzinvestoren Permira und KKR mit ihrer erdrückenden Mehrheit bei der ProSiebenSat.1 Media AG einen Teilausstieg angekündigt, der heute auf der Hauptversammlung in München vollzogen wird. Beide Investoren verkaufen ihre kompletten Vorzugsaktien an Deutschlands zweitgrößtem Rundfunkkonzern, die allerdings keine Stimmrechte haben. Von den Stammaktien mit den Stimmrechten will man sich später trennen.

    Um attraktiver zu werden auch für außenstehende Aktionäre durfte Vorstandschef Thomas Ebeling eine gleich mehrfach erhöhte Ausschüttung ankündigen, welche die ProSiebenSat.1 AG zum Dividendenkönig im MDAX für mittelgroße Aktien macht. Ambitionen auf einen Aufstieg in den DAX könnten damit verbunden sein.

    Ebeling kommt ursprünglich aus der Pharmabranche, weicht aber Programmdiskussionen nicht aus. Auf den häufig geschmähten Sender Sat.1 lässt Ebeling nichts kommen:

    "Sat.1 ist in meinen Augen kein Problemkind, Sat.1 hat im Kern die Marktanteile gehalten. Ich sage ganz ehrlich, dass ich mit den Fortschritten in der Primetime, also dem Hauptabendprogramm, sehr zufrieden bin. Unser Problem ist das sogenannte Vorabendprogramm, und da müssen wir ansetzen. Und wir müssen auch unsere sogenannte Tageszeit ein bisschen mit Innovationen anreichern."

    Während die alte Tante Sat.1 ein wenig vor sich hindämmert, tut sich in den jüngeren Programmangeboten der Senderkette eine ganze Menge. ProSieben ist erfolgreich und kann bei der jungen und konsumfreudigen Zielgruppe gut mithalten mit den Angeboten der RTL-Gruppe, die bei Einschaltquoten den Münchnern schon immer die berühmte Nasenlänge voraus war.

    Das soll nun nicht im Internet gelten und auf anderen innovativen Programmplätzen, die sich vielleicht unter dem Schlagwort New Media zusammenfassen lassen. Christian Wegner treibt im Vorstand das Thema "Diversifikation" voran:

    "Wir wollen in drei Gebieten expandieren. Zum einen ist es unser Venture-Geschäft, wo wir vermehrt mit Media-For-Equity-Investionen Unternehmen im E-Commercebereich übernehmen. Zum Zweiten im Games-Bereich, und zum Dritten auch im Online-Video, wo wir mit MyVideo und Maxdome zwei gute Plattformen haben, mit denen wir auch weiter wachsen werden. Also wir kriegen sehr gutes Feedback von den Kunden mit den neuen Angeboten."

    Seit Juni bietet die Sendergruppe auch Musikabos im Internet. Der Online-Musikdienst ist nicht auf Film und Fernsehen, sondern auf die Popwelt ausgerichtet: mit 20 Millionen Musiktiteln und 57.000 Videos, für deren Nutzung mindestens fünf Euro im Monat zu zahlen sind. Und die doppelte Gebühr, falls man Titel auch offline auf mobilen Geräten abspielen will.

    Doch ProSiebenSat.1 ist hier genauso wenig allein unterwegs wie im übrigen Mediengeschäft, wo sich immer wieder finanzkräftige Investoren tummeln. 2006 scheiterte der Zeitungskonzern Axel Springer nur am Kartellamt und hätte sonst die Münchener geschluckt. Als neue Interessenten gelten Discovery Communications und die News Corporation des Medienmoguls Rupert Murdoch. Als Mehrheitseigner des Pay-TV-Senders Sky Deutschland würde Murdoch wohl ähnliche kartellrechtliche Probleme bekommen wie Springer. Vielleicht hat Vorstandschef Ebeling ja doch recht,wenn er sagt, es sei Zeit für ein unabhängiges ProSiebenSat.1.