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Rugby WM in Japan
Lehren für Olympia 2020

Die Rugby-WM ist ein Test für die Olympischen Spiele 2020 – und damit ein Fingerzeig für Japan. Nach den Wirbelstürmen bei der Rugby-WM braucht es vor allem für die Paralympics einen Plan B, meint Kathrin Erdmann. Und auch als internationaler Gastgeber muss Japan noch zulegen.

Von Kathrin Erdmann | 21.10.2019
Der japanische Rugby-Spieler Luke Thompson geht nach der 0:26-Niederlage Japans gegen Südafrika im Viertelfinale der Rugby-Weltmeisterschaft zu den Fans
Im Viertelfinale war für Gastgeber Japan bei der Rugby-WM Schluss (imago / Kyodo News)
Auch wenn sie rausgeflogen sind: Die Brave Blossoms haben bei der Rugby Weltmeisterschaft in Japan bereits Sensationelles erreicht. Erstmals hatten sie es in dem Turnier ins Viertelfinale geschafft, getragen von ihren Fans. Die Einschaltquoten gingen durch die Decke.
Jubel für ein multikulturelles Team
Japan, ein Land das, sich mit Einwanderung immer noch schwertut, bejubelt ein multikulturelles Team mit einem neuseeländischen Trainer – und begreift, dass offensichtlich erst die Mischung im Team zum Erfolg führte. Es ist zu wünschen, dass sich diese Tatsache auch auf die übrige Gesellschaft und vor allem die rechtskonservative Regierung überträgt. Ebenso wie der Umgang bei der Rugby-WM mit Tätowierungen. Im Vorfeld hieß es, Tattoos sollten verdeckt werden, um die Japaner nicht zu verschrecken – ernst genommen hat das kaum einer – und siehe da: Ein Aufschrei blieb aus. Das lässt hoffen für Olympia im nächsten Jahr.
Für Tokio 2020 braucht es einen Plan B
Die Rugby-Weltmeisterschaft ist so etwas wie die Generalprobe für Tokio 2020 und zeigt, wo die Herausforderungen für nächstes Jahr liegen. Zumindest die Paralympics fallen mitten in die Wirbelsturmsaison. Werden dann auch - wie jetzt beim Rugby – Wettkämpfe ausfallen müssen? Das dürfte schwierig werden, hier braucht es einen Plan B.
Das japanische Rugby Nationalteam gedenkt vor dem Spiel gegen Schottland in einer Schweigeminute den Opfern des Taifuns
In Gedanken bei den Opfern des Taifuns
Die Partie Japan gegen Schottland bei der Rugby-WM in Japan stand "unter dem Eindruck der Verwüstungen durch den Taifun Hagibis", berichtete der in Japan lebende Journalist Felix Lill im Dlf. Die Begeisterung für den Sport Rugby sei jedoch ungebrochen – wenn auch noch relativ jung.
Japans Rugby-Nationalmannschaft im Testspiel gegen Südafrika.
Generalprobe für Olympia
In Japan beginnt die Rugby-Weltmeisterschaft. Für die Veranstalter ist es ein Dreivierteljahr vor den Olympischen Spielen in Tokio so etwas wie ein Testlauf. Die Rugby-Weltmeisterschaft gilt nach den Spielen und der Fußball-WM als drittgrößtes Sportevent der Welt.
July 25, 2019, Tokyo, Japan - Huge banners of Tokyo 2020 Olympic Games are on display outside Sumitomo Mitsui Trust Bank to promote the 2020 Tokyo Olympic and Paralympic Games. Tokyo marks one year to go 2020 Olympics decorating with Olympic emblems and photos of Japanese athletes some buildings of Nihonbashi district in Tokyo. The Games are set to open on July 24, 2020. PUBLICATIONxINxGERxSUIxAUTxHUNxONLY (108582889)
Die Zweifel mehren sich
Energisch, strahlend, unaufhaltsam: Wie ein riesiger Dampfer prescht das Projekt Tokio 2020 mit voller Kraft in Richtung Olympia im nächsten Jahr. Doch das Unbehagen in der Bevölkerung wächst. Die Regierung ist erbarmungslos und die ersten Opfer gibt es schon.
Das Arike Gymnastics Centre wird bei Olympia 2020 vor allem den Turnern und Rhythmischen Gymnastinnen als Sportstätte dienen.
In Tokio regiert die Angst
Korruptionsverdacht, Kostenexplosion, miese Arbeitsbedingungen: Ein Jahr vor den Olympischen Spielen in Tokio 2020 ist die Stimmung in Japans Hauptstadt schlecht. Vorfreude auf Olympia will keine aufkommen. Das Organisationskomitee verstrickt sich in Widersprüche.
Mehr Informationen auf Englisch
Und vor allem: Japan muss sich seiner Rolle als internationaler Gastgeber bewusster werden. Noch immer ist vieles für Touristen und Journalisten mühsam, weil Informationen auf Englisch fehlen. Das wurde gerade wieder nach dem schweren Wirbelsturm deutlich - aber auch beim Public-Viewing, das Tokio kurzfristig nach drinnen verlegt wurde – nachzulesen war das aber nur auf Japanisch.
Als Gastgeber die Welt überzeugen
Ausländische Fans hörten dann bei ihrer Ankunft: "Sorry, sorry: full." Während die Japaner durchgelassen wurden – sie hatten sich offenbar irgendwo im Netz Karten besorgt. Kein besonders fairer Zug, der zu unnötigem Frust führte. Japan hat durch Olympia die Chance, Menschen aus aller Welt für sich zu begeistern. Es wäre schade, wenn dies an so einfachen Dingen wie mangelnden Sprachkenntnissen scheitert, denn das vermittelt auch den Eindruck: Wir wollen zwar das ihr kommt, aber wirklich interessieren tun wir uns nicht für Euch.