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Russischer Waffenhändler, schwarzer Drogendealer

Dass die deutsche Gesellschaft eine Einwanderungsgesellschaft ist, ist in der deutschen Medienlandschaft kaum zu erkennen. Vor allem beim Film werden Menschen mit Migrationshintergrund oft auf ein Klischee festgelegt. Die Betroffenen sind es leid, immer nur als Stereotyp dargestellt zu werden.

Von Shikiba Babori | 13.09.2008
    Die Realität in Film und Fernsehen sieht so aus: Der Schauspieler mit dem russischen Akzent bietet sich in der Filmlandschaft schnell für die Rolle des bösen Waffenhändlers aus dem Osten an. Sein schwarzer Kollege bekommt die Rolle des Drogendealers und Kriminellen. Die Schauspielerin und Moderatorin Carol Campbell, Vorsitzende des Vereins "Schwarze Filmschaffende Deutschland", sieht allerdings nicht nur die Darsteller von diesen Klischees betroffen.

    ""Es geht nicht nur um Darsteller, sondern auch um Autoren, Regisseure, Producer. Da gib es ja auch schwarze Menschen in diesem Land, die diese Berufe ausüben. Auch deren Teilhabe wird aber sehr eingeschränkt auf das Thema Migration und Integration. Die kann man noch nicht als gleichberechtigt bezeichnen."

    Der Verein SFD "Schwarze Filmschaffende Deutschland" wurde vor zwei Jahren von schwarzen Filmemachern in Berlin gegründet. Das Ziel der Mitglieder ist es, dadurch mehr bei der Darstellung der schwarzen Menschen in Deutschland, vor allem in Film und Fernsehen, mitzusprechen und somit die Bildgestaltung auch zu beeinflussen.

    Obwohl es gut gemachte positive Berichte und Reportagen über Migration und Integration gibt, werden Zuwanderer in den Medien häufig als Belastung für das soziale System und als Bedrohung dargestellt. Sie gelten oft als Außenstehende, die sich in eine bestehende intakte Gesellschaft integrieren sollen. Im Alltag prägen diese Menschen aber schon längst das Bild der neuen deutschen Gesellschaft. Carol Campbell:

    "Vielfalt ist auch in Deutschland heute keine Fantasie, sondern bereits Realität und Alltag. Und dies nicht nur in Ballungszentren, sondern, wie ich finde, auch in kleinstädtischen Gebieten. (Sondern) was ich sehe, sind immer noch diese tradierten, historischen Muster, diese alten Bilder einer vermeintlichen Realität, und was ich nicht sehe, ist das, was ich wirklich in der deutschen Wirklichkeit erlebe (...)"

    Die Realität scheint in den Medien noch nicht angekommen zu sein. Es wäre wünschenswert, wenn Medienmacher nicht immer wieder ein einseitiges Bild der Zuwanderer zeichneten und mehr Normalität abbildeten. Folgt man den Vorschlag von Carol Campbell, dann bedarf dies nicht einmal zwangsläufig neuer Formate:

    "(...) ich schleuse jetzt zum Beispiel mal (...) in ein altes Format, in ein kommerzielles erfolgreiches altes Format, eine Serie, die schon seit Jahren läuft, Figuren mit sichtbarem und hörbarem Migrationshintergrund ein, aber als im Alltag angekommen. Nicht wieder als Symbolträger einer anderen Kultur. Oder ich mache mal nicht wieder einen 90-Minüter, wo viele Darsteller mit türkischem Migrationshintergrund vorkommen, aber wo es wieder darum geht, Gewaltbereitschaft darzustellen, sondern ich zeige alle Menschen einfach, als im Alltag bereits angekommen."