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Russland und das Ölkartell
Gerüchte über Senkung der Ölproduktion lassen Preise steigen

Alle Förderländer leiden zurzeit unter dem niedrigen Ölpreis. Nun hat der russische Energieminister von einer möglichen Senkung der Ölproduktion um fünf Prozent gesprochen, darüber sei man mit Saudi-Arabien im Gespräch. Eine verbindliche Einigung gab es zwar noch nicht - doch schon jetzt hat der Ölpreis wieder angezogen.

Von Michael Braun | 29.01.2016
    Die Ölplattform Prirazlomnaya gehört dem russischen Energiekonzern Gazprom.
    Wenn Russland und Saudi-Arabien fünf Prozent weniger produzieren und etwa eine Million Barrel Rohöl pro Tag weniger anbieten würden, würden sie das Überangebot fast schon vom Markt nehmen. (picture alliance / dpa / Alexei Danichev)
    Es ist ein Versuch. Der russische Energieministers Alexander Nowak hat ihn gestartet, als er sagte, Saudi-Arabien schlage eine koordinierte Senkung der Ölproduktion von fünf Prozent vor. Und Russland sei bereit, darüber zu reden. Nun wissen die Märkte drei Dinge: Erstens, dass Russland und das Ölkartell Opec regelmäßig miteinander reden.
    Und zweitens, dass Russland und Saudi-Arabien allein, sollten sie fünf Prozent weniger produzieren, etwa eine Million Barrel Rohöl pro Tag weniger anbieten und damit das Überangebot fast schon vom Markt nehmen würden. Aber drittens wissen sie auch, dass ein mal eben daher gesagtes Wort noch nicht viel bringt:
    "Im Grunde muss es so sein, dass man sich wirklich verbindlich auf so etwas einigt. Das heißt, dass man im Rahmen eines Meetings wirklich sagen muss: Wir haben uns drauf verständigt, die Produktion um X Prozent zu kürzen. Fünf Prozent wäre eine Marschzahl, die den Markt relativ schnell wieder ausgleichen würde. Aber, wie gesagt, es reicht nicht, sich aus Moskau oder Rias gegenseitig anzuflirten. Das muss man schon an einem zentralen Punkt in einem offiziellen Meeting dann auch klar machen."
    Zwei Woche mit höheren Ölpreisen in Folge
    Sagt Axel Herrlinghaus, Rohstoffanalyst der DZ Bank. Dennoch: Der Ölpreis hat angezogen. Ein Fass der Nordseesorte Brent verteuerte sich heute früh um gut zwei Prozent, ein Barrel der Sorte West Texas Intermediate um 1,4 Prozent auf knapp 34 Dollar. Damit dürften die Ölpreise diese Woche um acht Prozent zulegen, die zweite Woche mit höheren Preisen in Folge. Die Ölmärkte reagieren so sensibel selbst auf Gerüchte, weil sie im Grunde immer noch nicht ganz verstehen, warum die Preise seit Mitte 2014 so unter Druck gekommen sind. Dora Borbely von der Deka Bank:
    "Ich tu mich schwer damit zu erklären, dass der Ölpreis tatsächlich von über 100 auf unter 30 Dollar fallen soll wegen eines Überangebots von zwei Prozent am Markt."
    Dass die Initiative, Russland und die Opec zusammen agieren zu lassen, von Russland ausgeht, ist nachvollziehbar: Russland wird seine Förderung reduzieren müssen, weil die Preise so niedrig sind. Wenn das so ist, scheint Moskau daraus aber ein Geschäft machen zu wollen: Andere sollen mitmachen, damit das Angebot sinkt und der Preis wieder steigt.
    Produktionswachstum in Amerika entschleunigt
    Der Zeitpunkt scheint nicht schlecht gewählt, denn auch der große neue Konkurrent, die amerikanische Ölindustrie, spürt Druck. Zumindest, so Analyst Herrlinghaus, habe es Saudi-Arabien mit seinen Fördermengen geschafft, das Produktionswachstum in Amerika zu entschleunigen:
    "Das scheint gelungen zu sein. Und die niedrigen Preise haben dazu geführt, dass große Projekte abgesagt worden sind, die in den Jahren 2018, 2019, 2020 Öl geliefert hätten. Also, insofern: Produktion, die man erwartet hatte intertemporal, die wird jetzt nicht kommen."
    Schnell werde der Ölpreis aber nicht wieder nach oben schießen, heißt es am Markt. Jetzt müssten bald die Raffinerien gewartet und auf Sommerbetrieb umgestellt werden. Das werde die Öllager füllen. Und das halte den Preis gedeckelt. Fürs Erste jedenfalls.