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"Sachkapital überlebt alles"

Geld anlegen kann in Zeiten der Krise riskant sein, wenn es zum Beispiel einen Schuldenschnitt gibt. Der Leiter der Kapitalmarktanalyse bei der Baader Bank Robert Halver rät zu Geldanlagen wie Immobilien, Aktien, Fremdwährung, Gold und Silber sowie zu einer breiten Anlage.

Robert Halver im Gespräch mit Susanne Kuhlmann | 06.08.2012
    Susanne Kuhlmann: Gold oder Geld in Fremdwährung, Kunst, Aktien oder Immobilien – wie ist das Ersparte zu retten, sollte es beispielsweise doch einen Schuldenschnitt geben? Am Telefon in Frankfurt ist Robert Halver, Leiter des Bereichs Kapitalmarktanalyse bei der Baader Bank. Guten Tag, Herr Halver!

    Robert Halver: Guten Tag, Frau Kuhlmann!

    Kuhlmann: Sie haben die Zusammenfassung mitgehört. Wo ist erspartes Geld Ihrer Einschätzung nach am besten aufgehoben?

    Halver: Erstens sehr breit angelegt, und zweitens im Sachkapitalbereich, also Immobilien, Aktien, Fremdwährungen, Gold und Silber. Das ist eine sehr gute Mischung, damit kommt man gut über auch die schlimme Zeit. Die schlimme Zeit, die auch durch eine massive Inflationierung und schlechte Bonität gerade von Staatsanleihen geprägt ist.

    Kuhlmann: Wer ein Auto kauft oder auch nur eine Waschmaschine oder einen Kaffeeautomaten, der wälzt ja Prospekte und studiert Testberichte. Aber wer sein Geld anlegen will, vertraut oft unbesehen dem, was lange als sicher galt, und das waren in erster Linie Staatsanleihen. Ist mit den Ratschlägen von früher jetzt auch noch Staat zu machen?

    Halver: Die Deutschen lieben Stabilität. Aber diese Stabilität gibt es eben nicht mehr so einfach bei deutschen Staatsanleihen, die im Vergleich zu anderen europäischen Anleihen immer noch sicherlich sehr gut sind, aber man muss zwei Dinge beachten: Erstens, die Inflation ist heute schon höher als die Rendite, die ich bekomme. Das heißt, wir sprechen nicht mehr über Altersvorsorge, sondern Altersentsorge. Es bleibt nichts übrig, und als Dankeschön darf ich noch Zinsabschlagssteuer zahlen. Das ist der erste Punkt, der zweite Punkt ist natürlich auch, dass Deutschland mittlerweile ja mit sehr vielen Hundertmilliardenbeträgen für unsere europäischen Partnerländer bürgt. Das heißt, die Bonität, die Güte deutscher Staatspapiere ist nicht mehr die, die sie mal gewesen ist. Und dann, denke ich mir, ist die Rendite viel zu gering.

    Kuhlmann: Es sollen nicht alle Eier in einen Korb gelegt werden, so ist von Finanzfachleuten immer wieder zu hören, und Ähnliches sagten Sie ja auch gerade eingangs. Wie viele Körbe, um im Bild zu bleiben, braucht man denn fürs Ersparte?

    Halver: Ja, zählen wir sie mal auf. Die Aktien, die braucht man, man braucht die Edelmetalle oder Rohstoffe, könnte man sagen, und die Immobilie. Also mindestens drei müsste man haben. Einfach um zu sagen, es gibt ja heute keine Anlageform mehr, die sicher ist, Sicherheit gibt es eben nicht mehr. Deshalb etwas breiter abgesichert zu sein, aber wenn man die drei Körbe hat, Immobilien, Aktien und Edelmetalle/Rohstoffe, dann kommt man einigermaßen durch die schlimme Zeit.

    Kuhlmann: Wie ist es mit Fremdwährungen?

    Halver: Fremdwährungen kann man auch nehmen, da aber auch eben immer den Bezug aufs Sachkapital nehmen. Wenn ich Fremdwährungen nehme aus Ländern, die über Rohstoffe verfügen, wie zum Beispiel in Australien. Der Australdollar, in Norwegen die norwegische Krone oder in Brasilien den Real, dann habe ich ja quasi eine Währung, die rohstoffmäßig gedeckt ist, die also quasi ein Vermögen hat, auf dem die Währung basiert. Und damit macht man auch wenig falsch.

    Kuhlmann: Und die Kunst? Eher was für Spezialisten?

    Halver: Das also Spezialisten. Ich bin kein großer Kunstkenner, also wer das Geld hat für Renoirs und so weiter, kann das gerne machen, aber ich denke, für den normalen Anleger ist Kunst keine geeignete Anlageform, weil ja auch Kunst gerne schwankt. Wenn man ab und zu mal mitbekommt, was bei Sotheby's in London, bei den Kunsthändlern da rauf und runter geht, die Preise, dann weiß man, da hat man wirklich nur Spaß dran, wenn man ein ausgewiesener Kenner der Kunstszene ist.

    Kuhlmann: Und das nötige Kleingeld hat. Niemand weiß, wie die Situation nach der Krise sein wird. Gibt es, was die Anlageplanung betrifft, Konstanten, auf die man jetzt schon bauen kann?

    Halver: Immer noch Sachkapital. Mein Opa sagte einmal zu mir, Vermögen ist das, was man weder essen oder anfassen kann, und Sachkapital kann man anfassen. Die Aktie kann man auch an sich anfassen, weil sie ja nur verbrieft ist. Wenn Sie zum Beispiel eine Aktie von BSF Siemens oder Thyssen-Krupp haben, das ist ja verbrieftes Sachkapital. Gold, Silber ebenfalls, und auch die Immobilie, darauf kann man vertrauen. Und wenn man einfach nur mal kurz drüber nachdenkt, wie denn eine Währungsreform 1948 ausgesehen hat, dann muss man sagen, das Geldvermögen, die Staatspapiere wurden sehr stark geschröpft. Das Sachkapital ist mit einem sogenannten Lastenausgleich belegt worden, der aber locker zu zahlen war. Und historisch betrachtet, ist eine Aussage fast ein klares Glaubensbekenntnis. Sachkapital überlebt alles.

    Kuhlmann: Geld anlegen in Zeiten der Krise. So weit das Gespräch mit Robert Halver, dem Leiter Kapitalmarktanalyse bei der Baader Bank. Ihnen Dank dafür nach Frankfurt!

    Halver: Bitte sehr!

    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.