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Safer Internet Day
"Manchmal gab es schon so grenzwertige Sachen"

Falschnachrichten, Datensicherheit und Cyber-Mobbing - Der "Safer Internet-Day" soll die Aufmerksamkeit auf Probleme richten, die im Netz entstehen können. Medienpädagogen, Politiker und You-Tube-Stars haben dazu in Berlin mit Schülern diskutiert.

Von Michael Meyer | 06.02.2018
    Deutsche Schüler, die auf einer Klassenfahrt sind, fotografieren sich am 16.07.2013 auf dem Gendarmenmarkt im Bezirk Mitte in Berlin.
    Viele Jugendliche sind vor allem auf Video-Plattformen wie Youtube oder Twitch unterwegs oder nutzen Messengerdienste wie Whatsapp. (dpa / Wolfram Steinberg)
    "Wer hat denn schon mal was vom Safer Internet Day gehört? … Niemand? Ok, dann ist es gut und wichtig, dass ihr hier seid. Das ist der Internationale Aktionstag, wo wir uns Gedanken machen, wie man das Internet sicherer oder auch besser machen könnte."
    Rund 20 Schüler aus Berlin-Mitte im Alter von etwa 12 Jahren haben heute Besuch bekommen von Medienpädagogen, Medienwächtern, Politikern und You-Tube-Stars. Der "Safer Internet-Day" soll die Aufmerksamkeit auf Probleme richten, die im Netz entstehen können: "Fake News", Cybermobbing und Datensicherheit standen auf dem Programm. Die Jungs und Mädchen haben ein recht normales Nutzungsverhalten, wenn sie im Internet unterwegs sind:
    "Ich glaube, wir gucken so sehr viel Youtube und sehr viel Instagram." - "Ich guck' auch viel Youtube, Musikvideos und sowas, aber ich habe jetzt keinen bestimmten Youtuber" - "Im Internet bin ich meist auf YouTube oder Twitch unterwegs" - "Ich bin auch auf Youtube unterwegs und auch auf Instagram und manchmal auch auf Twitch, und sonst nicht so viel."
    Falschnachrichten und Mobbing im Netz
    Die Schüler und Schülerinnen sind recht gut informiert, sie wissen beispielsweise, dass man nicht alles glauben kann, was im Netz steht. Selbst den Begriff "Fake News" haben sie schon mal gehört:
    "Wer glaubt, dass er schon mal auf 'Fake News' reingefallen ist? Alle Hände hoch?"
    Noch bedeutsamer als Falschnachrichten ist für die Jungen und Mädchen das Thema "Mobbing im Netz". Da die "Berlin Cosmopolitan School" dagegen sehr aktiv ist, sind die Schüler sich des Themas durchaus bewusst:
    "Also die Streits auf Whatsapp, die werden sehr lange diskutiert. Und man denkt: es hört einfach nicht auf. Aber irgendwann gehen alle offline und dann ist es eigentlich vorbei, aber es wird nie wirklich geklärt. Und ich denke schon, dass die mal geklärt werden sollten, aber die werden einfach so liegengelassen. Manchmal gab es schon so grenzwertige Sachen."
    "Also ich wurde nicht selber gemobbt, aber halt auf Youtube werden immer irgendwelche Leute bloß dargestellt oder so, das ist auch schon eine Form von Mobbing. Ich finde das halt schlimm, wenn jemand sowas macht."
    "Das digitale Leben begleitet uns überall"
    Den Schülerinnen und Schülern wird von "Klicksafe"- Pädagogen beigebracht, wie man sich in solchen Situationen am besten verhält - aber: das geschieht zu selten und auch nicht durchgängig. Zwar schwärmen am "Safer Internet Day" viele Medienpädagogen an die Schulen aus, dennoch werde bei dem Thema noch immer viel zu wenig getan, kritisiert Birgit Kimmel, pädagogische Leiterin bei "Klicksafe".
    "Die technische Entwicklung schreitet unglaublich voran, wir haben aber seit 2007 beispielsweise immer noch keine Themen im Curriculum der Lehrerausbildung verankert. So, dass beispielsweise Fachkräfte mit diesen Themen geschult sind, dass es integriert ist in Bildung, dass es dazu gehört. Wir können heute ja sagen: Es gibt kein Online- und Offline-Leben mehr. Das digitale Leben begleitet uns überall. Aber wir kommen nicht hinterher auf der Bildungsebene."
    Keine verpflichtenden Unterrichtsinhalte
    Dass es in keinem der 16 Bundesländer einen verbindlichen Unterrichtsschwerpunkt "Digitale Bildung" gibt, erscheint im Jahr 2018 geradezu anachronistisch. Zwar gibt es Empfehlungen der Kultusministerkonferenz - aber das sind eben nur Tipps, keine verpflichtenden Unterrichtsinhalte. Die Verhandler der Großen Koalition haben sich die Digitalisierung zwar als einen wichtigen Punkt für den Koalitionsvertrag aufgeschrieben - doch das erscheint reichlich spät.
    Ralf Kleindiek, Staatssekretär im Bundesfamilienministerium gibt zu, dass ein Tag im Jahr wie der "Safer Internet Day" sicher nicht ausreicht:
    "Deswegen haben sich SPD und CDU/CSU bei den derzeit laufenden Verhandlungen für eine neue Regierungskoalition auch darauf verständigt, dass Bund und Länder gemeinsam in den nächsten Jahren deutlich mehr für einen kohärenten, einen wirkungsvollen Jugendmedienschutz tun wollen."
    Youtube-Serie zum Thema Datensicherheit
    Doch solche Absichtserklärungen gab es schon mehrfach in der Vergangenheit. Ob wirklich mehr investiert und getan wird, bleibt daher abzuwarten. Bis dahin bleiben Tage wie der "Safer Internet Day" wichtig. Auch spielerische Umsetzungen sind sinnvoll.
    So ist die Youtube-Serie "Wishlist" beim Jugendangebot "funk" von ARD und ZDF ein Versuch, das Thema Datensicherheit den jungen Nutzerinnen und Nutzern zu erklären. In der Serie geht es um eine fiktive App, die jeden Wunsch erfüllen kann, aber immer mehr ins Leben der Nutzer eingreift. Eine der Schauspielerinnen, die Youtuberin Christina Ann Zalamea, meint, dass solch eine Serie durchaus das Bewusstsein schärfen kann, etwa wenn es darum geht, auf welche persönlichen Daten all die kostenlosen Apps zugreifen können:
    "Bei der letzten Premiere kamen Zuschauer zu mir, die gesagt haben, dass sie nochmal reingeguckt haben, und alles überarbeitet haben, nochmal die Zugriffsrechte bearbeitet haben, weil die das ein bisschen wachgerüttelt hat."