Sagen & Meinen"Kinderpornographie" - kein Porno, sondern Missbrauch
Lügde, Bergisch Gladbach, Münster – immer wieder berichten Medien über Kindesmissbrauchsfälle. Oft ist dann auch die Rede von "Kinderpornographie". Doch der Begriff ist unpassend und verharmlost Gewalt gegen Kinder.
Hören Sie unsere Beiträge in der Dlf Audiothek- "Kinderpornographie" ist ein missverständlicher Begriff, wenn es eigentlich um Kindesmissbrauch geht (imago images / Christian Ohde)
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Unter Pornographie verstehen wir vor allem Videos und Fotos, die Sex zeigen. Die Aufnahmen dazu entstehen normalerweise freiwillig, die Herstellung ist erlaubt und der Kauf auch.
Bei "Kinderpornographie" trifft nichts davon zu. Der Duden definiert den Begriff lapidar als "Pornographie, deren Darstellungsobjekte Kinder sind". Dabei geht es nicht um Sex, sondern um körperliche und seelische Gewalt an Kindern, von denen keines freiwillig mitmacht. Alles daran ist illegal.
Verharmlosender Begriff
Deswegen ist der Begriff "Kinderpornographie" verharmlosend, auch wenn er sogar in Gesetzen auftaucht. Etwa, wenn darin die Rede von "kinderpornographischen Schriften" ist. Es gibt keine Sexualität mit Kindern, denn sexuelle Handlungen an oder mit Kindern sind immer Gewalt.
(dpa / Britta Pedersen )Sagen & Meinen - Der Sprachcheck
Viel zu oft setzen sich fragwürdige Begriffe und Euphemismen in Medien fest. Solche Formulierungen hinterfragen wir in der Reihe "Sagen & Meinen – der Sprachcheck". Alle Folgen im Überblick.
Der Unabhängige Beauftragte der Bundesregierung für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs spricht deshalb so davon: "Missbrauchsabbildungen, sogenannte Kinderpornographie".
Wer klar machen möchte, worum es geht, kann von "Abbildungen von sexuellem Missbrauch" reden, von "Missbrauchsfotos und -videos", oder einfach beschreiben: "Bilder und Filme, auf denen sexuelle Gewalt an Kindern zu sehen ist".