Donnerstag, 25. April 2024

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Salzburger Stier Preisträgerin Sarah Bosetti
Ein Genre für sich

Die Kabarettistin Sarah Bosetti verwandelt Hasskommentare in Liebeslyrik, seziert die Sprache des Alltags und thematisiert Populismus und Feminismus. Dafür hat sie jetzt den Salzburger Stier 2020 bekommen. "Ich finde Feminismus notwendig, es ist aber kein Hobby von mir," sagte Sarah Bosetti im Dlf.

Sarah Bosetti im Corsogespräch mit Achim Hahn | 04.11.2019
Porträt der Kabarettistin Sarah Bosetti, sie zeigt den Mittelfinger, auf dessen Spitze ein Herz klebt.
Sarah Bosetti ist die deutsche Preisträgerin des Salzburger Stiers 2020 (privat)
Der "Salzburger Stier" gilt als der "Radio-Oscar" für deutschsprachiges Kabarett und wird gemeinsam von Radiosendern aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und Südtirol verliehen. Mit dabei ist auch der Deutschlandfunk, der die Preisverleihung im Mai 2020 ausrichten wird. Neben dem Schweizer Satiriker Renato Kaiser und dem Wiener Kabarettisten Florian Scheuba ist für Deutschland die Berliner Autorin und Kabarettistin Sarah Bosetti ausgezeichnet worden.
Mit Liebe gegen Hasskommentare
"Ich hab nichts gegen Frauen, du Schlampe" heißt Ihr aktuelles Buch und Bühnenprogramm. Ein gutes Beispiel für ihren 'ganz eigenen künstlerischer Umgang mit gesellschaftlichen Reizthemen wie z.B. dem Feminismus’ - wie die Jury des Salzburger Stiers lobend hervorhob. "Man sollte noch dazu sagen, dass dieser Titel in Anführungszeichen steht und den Untertitel hat 'Mit Liebe gegen Hasskommentare', weil das ein Hasskomentar ist, den ich selber bekommen habe," erklärte Sarah Bosetti im Deutschlandfunk. "Das ist kein Satz, den ich sagen würde." Genau darum gehe es nämlich in ihrem Programm: "Ich mache aus Hasskommentaren Liebeslyrik."
Feministin wider Willen - aus Notwendigkeit
Humor sei für sie ein ganz wunderbares Mittel auf der Bühne und im Schreiben. "Ich finde aber Inhalte wichtiger." Sie sei in den letzten Jahren sehr viel politischer geworden, erzählt Sarah Bosetti im Corsogespräch. Der Feminismus sei dafür ein gutes Beispiel. Sie finde Feminismus wichtig, weil er notwendig sei. "Das ist aber jetzt kein Hobby von mir." Genauso wichtig sei es, sich gegen Rechts zu engagieren.
Der Salzburger Stier ist für sie eine sehr schöne Form der Anerkennung. "Ich hab das mal angeschaut, was da für Namen stehen an Leuten, die den schon bekommen haben. Das ist sehr beeindruckend."
Gerade habe sie einen sehr guten Lauf, weil sie aktuell auch mit dem ersten Kabarettistinnen Preis "Ladies First" ausgezeichnet werde, ein Preis der zum ersten Mal ausschließlich an Künstlerinnen verliehen wird. "Ich glaube, dass das notwendig und gut ist, weil dadurch mehr Frauen sichtbar gemacht werden." Ein Problem sei, dass Veranstalter und Veranstalterinnen sagten, es gebe nicht so viele Frauen. "Das stimmt halt einfach nicht."
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.