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Sammler im Internet

Wer eine Suchmaschine wie Yahoo, Google oder Bing nutzt, gibt deren Betreibern seine Vorlieben, Interessen und Bedürfnisse preis. Doch man kann den Datensammlern ein Schnippchen schlagen - beispielsweise indem man unterschiedliche Browser benutzt.

Von Peter Welchering | 23.02.2010
    Wer im Internet Suchmaschinen nutzt, bleibt nicht unerkannt. Denn jedem Computer wird eine Internetprotokolladresse, kurz: IP-Adresse, zugewiesen. Startet der Verbraucher eine Suchanfrage, so wird die IP-Adresse sowie die damit verbundene Recherche vom Betreiber der Suchmaschine gespeichert. Mit der Zeit entsteht so ein Suchprofil. Und dieses Suchprofil nutzt der Besitzer der Suchmaschine, um die persönlichen Vorlieben und Bedürfnisse des Internet-Nutzers zu ermitteln. Sein Vorteil: So kann der Betreiber der Suchmaschine zielgerichtet Werbung einblenden, die nicht nur zur aktuellen Anfrage passt, sondern auch zu den festen Vorlieben des Anwenders. Wer also nach Golfschlägern sucht und dessen Suchprofil eine Vorliebe für Urlaub in Österreich ausweist, der erhält nicht nur Werbung zu Golfschlägern, sondern auch Anzeigen zu aktuellen Golfangeboten in Österreich. Google-Chef Eric Schmidt versucht, diese Datensammel-Praxis der Suchmaschinenbetreiber zu verharmlosen.

    "Wenn Sie eine Suchanfrage durchführen, speichern wir die IP-Adresse Ihres Computers oder Ihres Telefons. Wenn Sie Google also von einem Firmennetzwerk nutzen, dann wird eine IP-Adresse gespeichert, die das Firmennetzwerk repräsentiert. Wir ermitteln keine persönliche Adresse. Es wird auch nicht jeder Computer erfasst, sondern nur das Netzwerk, also die Institution beispielsweise die IP-Adresse eines Haushalts, aber nicht eines einzelnen Computers, okay?"

    Grundsätzlich besteht aber die Möglichkeit, über die IP-Adresse mit ihren lokalen Erweiterungen sogar den Name des Anfragenden zu ermitteln. Außerdem können mit etwas Aufwand solche Daten aus Suchanfragen mit Daten anderer Internetdienste, wie zum Beispiel Mail oder dem Kurznachrichtendienst Twitter zusammengeführt werden. Die Gefahr, dass der Internetnutzer dann regelrecht gläsern wird, ist groß. Diese Gefahr sieht auch Google-Chef Schmidt:

    "Wir anonymisieren die Information spätestens nach 18 Monaten, in einigen Fällen auch schon eher. Ja, wir könnten, wenn Sie eine Suche durchführen, Mail mit GMail verschicken, etwas in Youtube anschauen, wir könnten das identifizieren. Wenn Sie das von zu Hause aus tun, könnten wir Sie identifizieren. Aber wir tun das nicht. Die Regierung, die könnte das."

    Doch man kann sich davor schützen. Je mehr Internetdienste, wie zum Beispiel Mail, Suchmaschine oder Kurznachrichten ich bei einem Dienstleister nutze, um so mehr Profildaten über meine Person kann dieser Anbieter sammeln – und nutze ich dessen Smart-Phone-Ausgabe, gebe ich meinen Aufenthaltsort preis, bis hin zu einem Bewegungsprofil. Deshalb empfiehlt es sich, zumindest für den Mailversand und die Suchmaschinenanfragen unterschiedliche Anbieter zu wählen. Je mehr Dienstleister der Anwender bei der Nutzung solcher Internet-Services in Anspruch nimmt, desto weniger Profildaten und um so weniger systematisch kann ein einzelner Anbieter sammeln. Der Hamburgische Datenschützer Professor Johannes Caspar hat noch weitere Tipps.

    "Natürlich kann man sich an verschiedenen Plätzen einloggen, in Internet-Cafes. Man kann auch verschiedene Browser benutzen, um der Flut von Cookies Herr zu werden. Cookies sind ja Datenpakete, die auf der Festplatte des Computers abgelegt werden, wenn man eine Website aufruft und die dann also eine persönliche Zuordnung ermöglichen, sodass man eben auch nicht nur über die IP-Adresse, Spuren hinterlässt. In der Regel, da sitzt man vor seinem PC und geht ins Internet. Dann kann man eigentlich nur besonders sichere Suchmaschinen anempfehlen, die auf Speicherung von IP-Adressen verzichten."

    Die Suchmaschine ixquick beispielsweise sammelt keine IP-Adressen. Und auch die eher wissenschaftlich orientierte Suchmaschine Vascoda speichert keinerlei Benutzerdaten.