Dienstag, 16. April 2024

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Satiriker und Comedian Shahak Shapira
"Ich bin Täter - auf der Bühne zumindest"

"Ich sehe Humor nicht als Waffe", sagte Shahak Shapira im Dlf. "Aber ich sehe Humor schon als Mittel, mit Dingen umzugehen." Der deutsch-israelische Comedian ist in Tel Aviv geboren und in Ostdeutschland aufgewachsen. Er hat Anfeindungen und Angriffe erlebt. Die Rolle des Opfers lehnt er jedoch ab.

Shahak Shapira im Corsogespräch mit Juliane Reil | 09.04.2019
Shahak Shapira im Lindenkeller.Freising 19 10 2017
Jung, jüdisch, provokant - Shahak Shapira bevorzugt Ehrlichkeit auf der Bühne. (imago stock&people (Lukas Barth))
Im August 2017 bekam Shahak Shapira die erste große mediale Aufmerksamkeit. Direkt auf den Gehsteig vor der Twitter-Zentrale in Hamburg sprühte er in einer gelben Warnweste rassistische und antisemitische Hass-Tweets. Damit protestierte er dagegen, dass das Netzwerk nicht auf solche Inhalte reagierte.
Humor muss ehrlich sein
Nur einige Monate zuvor hatte der heute 30-Jährige mit der Netzaktion "Yolocaust" für Aufsehen gesorgt: Die Fotos von Besuchern, die am Holocaust-Mahnmal mal in Berlin pietätlos posierten, stellte er Bilder aus den Vernichtungslagern der Nazis gegenüber. Netzkunst und Aktivismus ist die eine Seite von Shahak Shapira. Die andere ist Comedy, Stand Up und Satire. Heute Abend startet seine erste Fernsehsendung bei ZDF Neo.
Im Dlf sagte er, dass er sich selbst nicht als Aktivist begreift. Seine Aktionen möchte er eher als Kunstprojekte verstanden wissen, hinter denen er steht. Sich mit "richtigen" Aktivisten zu vergleichen, die ein Leben lang für eine Sache kämpfen, würde ihm vermessen erscheinen.
Wir haben noch länger mit Shahak Shapira gesprochen - hören Sie hier die Langfassung des Corsogesprächs.
Seit zwei Jahren steht Shapira auch als Comedian auf der Bühne. Auf die Frage, was gute Comedy ausmacht, sagte er: "Für mich ist es, dass sie ehrlich ist. Ich will nicht unbedingt recht haben, wenn ich auf der Bühne stehe. Ich will aber ehrlich sein." Letztendlich würde aber das Publikum eines Landes entscheiden, so Shapira weiter, welche Comedians Arenen ausverkaufen.
Kein Opferrolle
Shapira ist in Israel geboren, mit 14 Jahren kam er mit seiner Familie nach Sachsen-Anhalt, in eine kleine Stadt, in der die NPD relativ stark vertreten war. Herkunft würde einen vermutlich immer prägen, wie Shapira erklärte: "Ich sehe Humor aber nicht als Waffe. Ich habe noch nie einen Nazi mit einer witzigen Punchline umgeworfen. Aber ich sehe Humor schon als Mittel, mit Dingen umzugehen." Shapira würden den Begriff "Galgenhumor" für dieses Phänomen mögen.
Er selbst und seine Familie hätten bereits rassistisch motivierte Anfeindungen und gewältätige Angriffe erlebt. Die Rolle des Opfers mag Shapira jedoch nicht: "Ich bin lieber Täter - auf der Bühne zumindest."
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.