Dienstag, 23. April 2024

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Saxofonist Matthieu Bordenave
Der Atem der Schönheit

Hauchzart, doch expressiv klingt Matthieu Bordenaves Saxofonspiel. Der in München lebende Südfranzose begibt sich mit seiner neuen Formation Archipel akustisch auf die Spuren des berühmten Jimmy Giuffre Trios. Seine poetisch-versponnene Kammermusik wird nicht nur Jazzkenner ansprechen.

Von Karl Lippegaus | 24.09.2020
    Profil eines dunkelblonden, vollbärtigen jungen Mannes, der Tenorsaxofon spielt
    Verfügt über die Gabe der Synästhesie, also des Farben-Hörens: Matthieu Bordenave (Deutschlandradio/Karl Lippegaus)
    Matthieu Bordenaves Musik verzichtet auf große Gestik, Pathos und Pomp; sie gleicht darin eher Aquarell- als Ölmalerei. Mit sorgsam ausgewähltem Tonmaterial weiß sie die Harmonik eines Messiaen und Dutilleux für die Improvisation zu nutzen. Der 37-jährige Matthieu Bordenave studierte in Annecy und Paris, bevor er nach Deutschland kam und mit der Gruppe Café Bleu zwei vielbeachtete Alben aufnahm, eines davon eine Hommage an Edith Piaf. In München lernte er den Pianisten Florian Weber kennen. Zusammen mit ihm und dem Bassisten Patrice Moret gründete Bordenave jüngst die Formation Archipel, die sich in Besetzung und Klang auf das historische Vorbild des Jimmy Giuffre Trios von 1961 bezieht. Viel Inspiration verdankt Bordenaves wunderbar melodische Musik auch der Lyrik René Chars, des großen Poeten der Provence. In einer Gegend, die oft von dem Dichter beschrieben wurde, entstanden die Aufnahmen zur neuen Platte „La Traversée“ (Durchquerung, Übergang).