Mittwoch, 24. April 2024

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SC Sand-Sportdirektor Sascha Reiß
"Wünsche mir, dass der Frauenfußball insgesamt wächst"

Kleine Vereine wie der SC Sand könnten durch die finanzstarke Konkurrenz aus der Liga gedrängt werden. So plant etwa RB Leipzig, auch im Frauenfußball ein Team in die Bundesliga zu führen. Sascha Reiß, Sportlicher Leiter des SC Sand, sieht darin aber keine Bedrohung, sondern eine Chance für den Frauenfußball.

Sascha Reiß im Gespräch mit Jessica Sturmberg | 06.09.2020
Der Sportdirektor des SC Sand, Sascha Reiß, spricht zu seinen Spielerinnen auf dem Trainingsgelände.
Sascha Reiß, Sportlicher Leiter des SC Sand, ist froh, dass sich im Frauenfußball etwas bewegt. (Heiko Borscheid / SC Sand)
Den Start in die neue Saison in der Fußball-Bundesliga der Frauen hatte sich der SC Sand durchaus anders vorgestellt. Zwar musste das Team der neuen Trainerin Nora Häuptle gegen den FC Bayern München die erwartete Niederlage einstecken, mit 0:6 fiel das Ergebnis am Ende doch recht hoch aus. "Man versucht dann als SC Sand, das Ergebnis im Rahmen zu halten. Das haben wir heute überhaupt nicht geschafft", analysierte Sascha Reiß, Sportlicher Leiter des SC Sand, im Dlf-Gespräch.
RB Leipzig will in die Champions League
Im Gegensatz zum FC Bayern ist der SC Sand kein Schwergewicht im Frauenfußball. Das Team aus Baden-Württemberg spielt zwar seit 2014 ununterbrochen in der Bundesliga, aber in der Regel um den Klassenerhalt. Die Vorsaison in der mit zwölf Teams bestückten Liga beendete der SC Sand auf Rang acht. Würde es auch in dieser Saison so kommen, wäre das laut Reiß ein Erfolg. "Das erste Ziel ist immer der Klassenerhalt", sagt er. "Wenn wir im Laufe der Saison auch mal einen Mittelfeldplatz hätten, wäre das wünschenswert. Aber primär schauen wir, dass wir nicht unten reinrutschen."
In Zukunft könnte es für Vereine für den SC Sand aber schwieriger werden, die Klasse zu halten. Denn es kündigt sich neue, starke Konkurrenz an. RB Leipzig hat bereits bei den Männern ein Team in kürzester Zeit in die Champions League geführt und hat nun auch dasselbe bei den Frauen vor. Aktuell spielt die Mannschaft noch in der zweiten Liga.
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Mit dem 1. FFC Frankfurt und Turbine Potsdam arbeiten zwei weitere traditionsreiche Frauenteams mit Männervereinen zusammen. Diese Kooperationen können viele Vorteile schaffen.
Wehren wie ein gallisches Dorf
"Einerseits bin ich froh, dass sich im Frauenfußball etwas bewegt, dass da nach vorne geschaut wird. Dass gerade die deutsche Liga gestärkt wird und die Männer-Lizenzvereine auch Geld in die Hand nehmen, um die Strukturen zu verbessern", sagte Reiß. "Andererseits steckt bei uns natürlich kein Herren-Bundesliga-Verein hinten dran. Wir müssen mit unseren bescheidenen Mitteln schauen, dass wir das, was wir haben, bewahren und uns weiter wie ein gallisches Dorf wehren können. Wir merken natürlich schon, dass wenn da ein Aufsteiger kommt, der kein normaler Aufsteiger ist, die Luft dünner wird. Aber ich freue mich da auch über das Engagement und die Qualität, die da in die Liga fließt."
Reiß fürchtet sich nicht davor, aus der Liga gedrängt zu werden. "Ich wünsche mir, dass der Frauenfußball insgesamt wächst. Dann ist es vielleicht so, dass es für uns nicht mehr reicht. Aber dann ist auch die zweite Liga noch besser aufgestellt. Ich wünsche mir, dass der Frauenfußball insgesamt breiter aufgestellt ist. Wenn es dann unsere Mittel nur zulassen, dass wir zu den 16 besten Vereinen in Deutschland gehören, aber der Frauenfußball besser aufgestellt ist, dann wäre ich mit dem SC Sand immer noch froh."