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Schere im Kopf

Vor wenigen Monaten, im Mai, würdigte die taz die ihrer Meinung nach inhaltslose Rede von US-Präsident Bush bei dessen Berlin-Besuch mit einer weißen, leeren Titelseite. Die Nachrichtenagentur Reuters verbreitete davon weltweit ein Foto. Das führte zu einer wahren Flut von E-Mails aus den USA.

Michael Kleff | 09.09.2002
    Vor wenigen Monaten, im Mai, würdigte die taz die ihrer Meinung nach inhaltslose Rede von US-Präsident Bush bei dessen Berlin-Besuch mit einer weißen, leeren Titelseite. Die Nachrichtenagentur Reuters verbreitete davon weltweit ein Foto. Das führte zu einer wahren Flut von E-Mails aus den USA.

    Die Zeitungen in den USA sind alle aufgekauft und gehören den großen Konzernen. Es wäre schön, wenn wir in Amerika noch eine freie Presse hätten, damit die Menschen begreifen, was vor sich geht.

    So und ähnlich lauteten die Zuschriften, die aus allen Teilen der USA bei der taz eingingen. Dabei steht in Amerika die freie Meinungsäußerung über allem. Und diese Bestimmung steht – im Unterschied zu vielen anderen Verfassungen – unter keinem Gesetzesvorbehalt. Doch nicht erst seit den Terroranschlägen auf das World TradeCenter vor einem Jahr kommen Zeitungen und Sender unter Druck. Die US-Regierung fordert Patriotismus in ihrem "Kampf gegen den Terrorismus" ein. Und der Zwang, Kosten einzusparen und Gewinne zu machen, unterstützt den Trend aller Medien in den USA hin zu mehr "Infotainment" und zu weniger harten Nachrichten.

    Kritische Fragen sind dort unerwünscht, sagt Steve Rendall von FAIR – Fairness & Accuracy In Reporting – einer in New York ansässigen Gruppe von unabhängigen Medienbeobachtern.

    Eine der wichtigsten Aufgaben des Journalismus ist, den jeweiligen Machthabern unangenehme Fragen zu stellen. Diejenigen in die Mangel zu nehmen, die Verantwortung tragen. Wie war es um die amerikanischen Medien vor dem 11. September in dieser Hinsicht bestellt – nicht gerade gut. Danach – schrecklich. Die amerikanischen Massenmedien haben sich ganz in den Dienst gestellt von Kriegsbefürwortern und Bestrebungen, die Bürgerrechte überall in den USA einschränken – im Namen des Kriegs gegen den Terrorismus.

    Bei FAIR wird genau Statistik geführt. So wurden beispielsweise in den ersten drei Wochen nach den Terroranschlägen vom 11. September die Kommentare der Washington Post und der New York Times ausgewertet: 44, davon 32 in der Post, sprachen sich für eine umgehende militärische Reaktion der USA aus, ganze 2, beide in der Washington Post, befürworteten gewaltlose Aktionen. Die, die es wagen, über den Terrorkrieg kritisch nachzudenken, bekommen es zu spüren. Mehr als zwei Dutzend Vertreter der Print- und elektronischen Medien haben auf Grund ihrer Kritik an der Politik der amerikanischen Regierung schon ihren Job verloren. TV-Satiriker, wie Bill Maher, Gastgeber der mittlerweile abgesetzten Talkshow "Politisch Inkorrekt", mussten sich öffentlich für Kritik am Militär entschuldigen; das einzige von 519 anwesenden Kongressmitgliedern, das gegen das Patriotismus-Gesetz stimmte – die Trägerin des diesjährigen Aachener Friedenspreises, Barbara Lee aus Kalifornien – erhielt anonyme Morddrohungen; die konservative New York Post forderte sogar – und zwar ohne Sanktionen befürchten zu müssen - dazu auf, die amerikanische Autorin Susan Sontag wegen ihrer regierungskritischen Äußerungen zu vierteilen.

    Ari Fleischer, der Sprechers des Weißen Hauses, tönte: "Jeder Amerikaner muss sich vorsehen, was er sagt und tut." Steve Rendall fühlt sich angesichts solcher Sätze an die Kommunistenhatz der McCarthy-Ära erinnert, wobei er in der Reaktion der Medien allerdings einen wichtigen Unterschied ausmacht im Vergleich zu früheren Einschüchterungsversuchen der Regierung.

    Condoleeza Rice hat mit Führungskräften mehrerer Fernsehgesellschaften eine Telefonkonferenz abgehalten, um ihnen zu sagen, was sie zu tun hätten. Erstaunlich ist, dass die Medien das Spiel mitmachen. Dass sie geradezu darum bitten, von der Regierung Richtlinien zu bekommen. Das ist widerlich. Das hat mit Journalismus nichts zu tun. Das ist Untertanenverhalten, das man von Journalisten in Staaten wie Kuweit oder Saudi-Arabien erwartet, wo die Medien unterdrückt werden. So sollte Journalismus im Land des ersten Verfassungsgrundsatzes nicht aussehen, wo Meinungs- und Pressefreiheit garantiert sind.

    Wie weit diese Selbstaufgabe vieler amerikanischer Medien geht, zeigt das Beispiel des Afghanistan-Korrespondenten von Fox-News, einem Fernsehsender, der dem Medienhai Rupert Murdoch gehört. Dieser Journalist lief in Afghanistan mit einer Pistole herum, um Osama bin Laden, im Falle eines Falles, persönlich zu töten. "Ich würde das Mikrofon vergessen und das Monster erledigen", prahlte er öffentlich auf Sendung.

    Dan Rather, prominenter Moderator der CBS Abendnachrichten erklärte in der Late Night Show seines Kollegen David Letterman:

    George Bush ist der Präsident. Er fällt die Entscheidungen, und es gibt nur ein Amerika. Wo immer ich mich zur Verfügung stellen soll, er soll mich nur wissen lassen wann und wo.

    Laut einer aktuellen Umfrage durch Mediamark Research haben 98 Prozent aller amerikanischen Haushalte wenigstens einen Fernseher; 84 Prozent hören regelmäßig Radio; 79 Prozent lesen Zeitung. Die fünf auflagenstärksten Tageszeitungen in den USA sind: das "Wall Street Journal", "USA Today", die "New York Times", die "Los Angeles Times" und die "Washington Post". Knapp 1500 Zeitungen erscheinen täglich in den Vereinigten Staaten – die Gesamtauflage beträgt rund 115 Millionen Exemplare. Dies ist weltweit einmalig.

    Dies darf jedoch nicht über den unaufhaltsamen Konzentrationsprozess hinwegtäuschen. Wurden 1980 mehr als die Hälfte der Informations- und Unterhaltungsindustrie noch von 50 Unternehmen kontrolliert, waren es sieben Jahre später gerade einmal knapp dreißig. Heute sind es nicht einmal mehr als zehn.

    Das hier von Tom Paxton besungene Blatt Daily News gehört zu den drei heute noch in New York erscheinenden Tageszeitungen. Während die Daily News und die New York Post typische Vertreter der Boulevard-Presse sind, gilt die New York Times weltweit als eine der angesehensten Tageszeitungen. Kritiker, wie Franco Moretti von der New Yorker Columbia-Universität, bezeichnen sie allerdings als eins der – Zitat – "meistüberschätzten" Blätter. Und während die New York Times-Macher sich selber als Ikone der unabhängigen liberalen Presse und beharrliche Vertreter des Rechts auf freie Meinungsäußerung sehen, ist das Blatt für die Medienbeobachter von FAIR dagegen Sprachrohr der Industrie und Stimme der jeweiligen Regierungsadministration in Washington.

    Dem hält Al Siegal, einer der Redaktionsleiter bei der New York Times, entgegen, dass in der Nachrichtenredaktion das Wort "Unparteilichkeit" als oberstes journalistisches Prinzip gelte.

    Mein Job ist es, keine politische Meinung zu haben und für keine bestimmte politische Fraktion zu stehen. Der Riesenstab von 1200 Leuten, die täglich Nachrichten zusammenstellen, fühlt sich unwohl, wenn die Rede davon ist, man bewege sich nach links oder nach rechts. Wir betrachten die Dinge mit großem Abstand und versuchen sie darzustellen, ohne Bezugspunkte wie links, rechts.

    Das Bild der New York Times war lange vor allem durch die traditionelle Unabhängigkeit und die Qualität ihrer verschiedenen Nachrichtenredaktionen geprägt. Diese Zeiten seien jedoch lange vorbei, sagen Kritiker der Zeitung, wobei es keinen Unterschied mache, ob ein Demokrat oder ein Republikaner als Präsident im Weißen Haus sitzt. Als ein Beispiel unter vielen aus der jüngeren Vergangenheit nennen sie die einseitig wirtschaftsfreundliche Berichterstattung des Blattes über das nordamerikanische Freihandelsabkommen NAFTA, bei der 1993 kritische Stimmen weitgehend unerwähnt blieben. Eine hausinterne Mitteilung der damaligen Werbemanagerin Eve Kummel belegt, dass die Redaktion damit vorgegebenen Richtlinien folgte.

    Mit dem Ziel, einerseits die Öffentlichkeit zu belehren und andererseits die Entscheidungsträger in Washington zu beeinflussen, beabsichtigt die New York Times, eine Serie von drei ´adver-torials´ zu drucken, die die wirtschaftlichen und sozialen Vorteile von NAFTA in den Vordergrund stellen sollen.

    "Adver-torial". Gemeint ist damit die Verknüpfung von Nachrichten und Anzeigen. Etwas, das es eigentlich bei der New York Times – wie übrigens im Journalismus überhaupt – gar nicht geben dürfte.

    In seinem auf einer Doktorarbeit basierenden Buch – "The New York Times – Macht und Mythos eines Mediums" - weist der deutsche Journalist Stefan Elfenbein nach, dass die Zeitung eng mit den politischen und wirtschaftlichen US-Eliten verflochten ist:

    Eines der Dinge, die ich gemacht habe, war zum Beispiel in dem Buch zu untersuchen, was hat die New York Times über Firmen geschrieben während deren CEOs im Aufsichtsrat der New York Times waren. Und es wurde ganz klar, es gibt heilige Kühe. Es gibt Firmen, es gibt Unternehmen, die die New York Times nie angreift oder im besten Falle nicht erwähnt. Der Chefredakteur der New York Times spielt Tennis mit dem Chef einer großen Firma, geht essen mit dem Außenminister. Und es werden da ganz konkret Richtlinien vorgegeben, die auch nicht gebrochen werden dürfen. Die New York Times wirkt sehr offen, liberal, wenn es um den Bereich Kunst geht oder um weniger wichtige politische, wirtschaftliche Entscheidungen geht, mag die New York Times die kritischste Stimme, eine der kritischsten Stimmen der USA sein, aber bei wirklich wichtigen Entscheidungen, werden dann ganz klar Interessen deutlich.

    Die Medienbeobachter von FAIR können eine lange Liste vorlegen, die das Herunterspielen kritischer Äußerungen bzw. Veranstaltungen in den amerikanischen Medien dokumentiert. Zwei Beispiele:

    In einem Beitrag über den Jahresbericht der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch wurden Anfang des Jahres in der ABC-Fernsehsendung "World News Tonight" mehrere Länder erwähnt, die den Kampf gegen den Terrorismus ausnutzen würden, um Menschenrechte zu missachten. Dass im Bericht von Human Rights Watch auch die USA in der Reihe dieser Länder aufgelistet wird, das erfuhren die Zuschauer von ABC nicht. Zufall oder Absicht?

    Bei einer Antikriegs-Demonstration wenige Wochen nach dem Anschlag kamen nach Angaben der Veranstalter 25.000 Menschen nach Washington, die Polizei zählte 7.000, der Reporter der New York Times kam auf wenige Hundert. Zufall oder Absicht?

    Len Apcar, Chefredakteur der Online-Ausgabe der New York Times antwortet ausweichend.

    Das kann schon so gewesen sein. Ich erinnere mich jedoch an keinen Fall, wo die Berichterstattung über Friedensdemonstrationen oder Leute, die für Frieden und gegen einen Angriff eintreten, bewusst ausgeschlossen wurde. Diese Stimmen müssen gehört werden. Ich bin überrascht, dass sie entweder ignoriert oder in der Berichterstattung nur am Rande dargestellt worden sein sollen. Wenn das nicht geschehen ist, kann es nur ein Versehen gewesen sein. Ich glaube jedenfalls nicht, dass das eine bewusste Entscheidung der entsprechenden Redaktion gewesen ist, diese Nachrichten als Minderheitenmeinung zu unterdrücken, da sie nicht mit der grundsätzlichen Haltung der Redaktionsleitung übereinstimmten. Ich bezweifle, dass das der Grund war.

    57 Kanäle – und nichts Vernünftiges wird gesendet – klagt hier Rockstar Bruce Springsteen über den Zustand der amerikanischen Medien. Doch zunehmend melden sich in dem Meer der Mainstream-Berichterstattung unabhängige Print- und elektronische Medien zu Wort. Darunter vor allem politische Wochen- oder Monatsmagazine wie The Progressive, Utne Reader, der alternative Readers Digest, Mother Jones oder The Nation, die älteste Wochenzeitschrift der USA. Das 1865 gegründete Blatt wird allwöchentlich von rund einer halben Million Amerikanern gelesen, sagt Herausgeber Victor Navasky.

    Wir sind eine traditionelle Stimme für abweichende Meinungen. Wir stellen Fragen, die man in den Mainstream-Medien nicht findet. Wir versuchen, die Hintergründe von Ereignissen darzustellen. Das Problem, das wir nun im Zuge der Ereignisse vom 11. September haben, ist, dass man als anti-amerikanisch denunziert wird, wenn man genau dies macht und die offizielle amerikanische Politik in Frage stellt. Es ist schon eine komische Situation, als illoyal und anti-amerikanisch hingestellt zu werden, nur weil man Fragen stellt. Statt dass man würdigt, dass man hier auf der Suche nach angemessenen kurzfristigen wie langfristigen Lösungen und – genauso wichtig – nach der Antwort auf die Frage sucht, warum es passiert ist.

    Die Kommunistenhatz der McCarthy-Ära in den fünfziger Jahren hatte verheerende psychologische Folgen – so ist die Bezeichnung "liberal" fast ein Schimpfwort, und wer sich selber politisch als links von der Mitte einstuft, wird als "Kommunist" denunziert. Die Mitte ist das Maß aller Dinge in den USA, sagt Victor Navasky.

    Sie sagen, wir die Medien der Mitte – ABC, NBC, CBS, das Time Magazin und die New York Times – wir haben keine Ideologie. Und Kern dieser Ideologie der Mitte ist, zu bestreiten, eine Ideologie zu haben. Man muss also die den Medien der Mitte zugrunde liegenden Werte und Einstellungen offen legen. Wenn man sich dieser Mühe unterzieht, stellt man fest, dass es dort ein viel engeres Verständnis davon gibt, wie offen der Dialog über eine Sache sein darf. Das wiederum wird von den Demokraten und den Republikanern definiert. Und da es zwischen diesen beiden keinen Unterschied gibt, sind auch die Medien weniger an einer Debatte interessiert.

    Doch auch im Rundfunk und Fernsehen gibt es Sender, die sich durchaus von jenen Programmen unterscheiden, bei denen, wie bei Murdochs Fox Network, Sex und Crime-Geschichten das Bild beherrschen - oder bei denen, wie beim Nachrichtenkanal CNN, dazu aufgefordert wird, am Ende der Nachrichten jeweils ein "proamerikanisches Signal" zu setzen. Dazu gehören politische Fernsehmagazine im öffentlichen Network Public Broadcasting Service PBS, das wie das im National Public Radio NPR zusammengeschlossene öffentliche Radio vor allem auf die Unterstützung seiner Zuschauer angewiesen ist, der politische Dokumentationskanal CSPAN und die zahlreichen hörergetragenen, von Mitgliederbeiträgen und Spenden lebenden Community Radio-Stationen. Die sind zwar im ganzen Land u.a. über das Internet zu empfangen, ihre Hörerschaft ist jedoch eine, wenn auch in jüngster Zeit stark zunehmende Minderheit.

    Da ist zum Beispiel Amy Goodman: Sie sendet aus New York täglich ihr Radioprogramm "Democracy Now". In ihrer Show kommen die Menschen zu Wort, die, so Amy Goodman, Opfer politischer Entscheidungen sind und von den Mainstream-Medien nicht wahrgenommen werden. In "Democracy Now" erfährt man beispielsweise von den Opfern des Anschlags auf das World Trade Center, die keine Arbeitspapiere hatten und daher bei der Verteilung von Hilfsgeldern leer ausgehen. Oder von den Opfern, die nach dem Motto "Nicht in meinem Namen" politische Lösungen statt militärische Schritte im "Kampf gegen den Terrorismus" fordern – während von der New York Times oder von CNN nur so genannte Terrorismus-Experten eingeladen würden – wie Henry Kissinger, einst US-Außenminister und zuvor ehemaliger Sicherheitsberater von US-Präsident Nixon, sowie Ex-Army-Oberstleutnant Oliver North, aus den achtziger Jahren weltweit eher unrühmlich bekannt als Finanzier zwielichtiger, aber US-freundlicher mittelamerikanischer Untergrundkämpfer. Amy Goodmans Kritik fällt ätzend aus:

    Ich denke, damit liegen die Medien gar nicht so falsch, sie sind wahrlich Experten. Um einen Terroristen zu kennen, muss man selber einer sein. Man muss sich nur anschauen, für wie viel Leid in der Welt Henry Kissinger verantwortlich ist. Wir zeigen in unserem Programm, dass der 11. September nicht nur im Zusammenhang mit dem Jahr 2001 zu sehen ist, sondern er spielte schon eine Rolle 1973, als der demokratisch gewählte chilenische Präsident Salvador Allende starb und General Pinochet an die Macht kam. Er wurde von Henry Kissinger und dem damaligen US-Präsidenten Richard Nixon unterstützt. Man braucht nur an Chile zu denken, an Vietnam mit zwei Millionen Toten oder an Indonesien, wo Henry Kissinger und Präsident Gerald Ford ihr OK zur Invasion von Osttimor gaben, bei der 200.000 Menschen ums Leben kamen, ein Drittel der Bevölkerung von Timor. Diese Dinge werden jedoch nie angesprochen. Wir brauchen ein allgemeingültiges Verständnis von Gerechtigkeit. Das sind die Geschichten, die wir regelmäßig bringen.

    In diesen Tagen werden die Schlagzeilen in den amerikanischen Medien beherrscht von der Debatte über einen möglichen Krieg mit dem Irak. Während die Bush-Regierung keinen Tag vergehen lässt, ohne die Terrorangst in der Bevölkerung zu schüren und für ihre Zwecke zu instrumentalisieren, mehren sich selbst in den Massenmedien die kritischen Stimmen. In Talkshows und in Kommentaren wird nach Beweisen gefragt, die einen Waffengang gegen den Irak nach Ansicht der Falken im Weißen Haus so unausweichlich erscheinen lassen. Doch an der grundsätzlich isolationistischen Betrachtungsweise der meisten amerikanischen Medien ändert das nichts, meint der Washingtoner Korrespondent der Tageszeitung Die Welt, Uwe Schmitt.

    Was die Tageszeitungen und auch was die Fernsehnetworks angeht, ist doch alles sehr auf eine simple amerikanische fast Inselsicht zugeschnitten. Und es fehlen entscheidende Dinge, um irgendetwas zu verstehen. Ich meine, Sie merken es auch daran, wenn Außenminister Fischer hier her kommt oder auch der Bundeskanzler, dann heißt es immer, bringen Sie uns das Echo, was sagen denn die Amerikaner. Nix sagen die Amerikaner, gar nichts. Die haben das gar nicht mitbekommen. Irgendwo gibt es vielleicht, bestenfalls in der Washington Post ein Foto – Schröder, vielleicht sogar mit dem Präsidenten, normalerweise nur er mit einem kleinen Bildtext. Aber im Prinzip ist das ein solches Nicht-Ereignis. Und was wir auch zu Irak sagen oder zu Afghanistan gesagt haben, scheint mir auch von so nachrangiger Bedeutung für die Entscheidungsträger hier. Es ist schon ganz gut, dass auch gelegentlich mal zu spüren, wie wichtig sind wir denn auch im Bündnis, wenn es wirklich darauf ankommt.