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Schlafen im Schlaflabor
Verklebt, verkabelt und überwacht

Wenn Schlafstörungen den Alltag zu sehr beeinträchtigen, kann eine Untersuchung im Schlaflabor weiterhelfen. Dort versuchen Mediziner, den Ursachen auf den Grund zu gehen und eine geeignete Therapie zu finden. Aber schlafen, verkabelt und unter Aufsicht, ist gar nicht so einfach.

Von Lennart Pyritz | 28.03.2017
    "Schlaflabor" ist auf der Eingangstür am Schlaflabor im Klinikum Nürnberg (Bayern) zu lesen. Deutschlandweit gibt es 280 akkreditierte Schlaflabore und schlafmedizinische Zentren.
    Eine ruhigen Schlaf findet nicht jeder. (dpa / Daniel Karmann)
    Ein Raum im Schlaflabor des Kölner St. Marien-Hospitals: In der Ecke ein Bett, unter der Decke eine Kamera und zwei kleine Lautsprecherboxen. An den Wänden hängen ein Flachbildfernseher und eine nächtliche Fotografie des Kölner Rheinufers. Hier hat Michael Hempe vor Kurzem zwei Nächte verbracht.
    "Es ist eher auf Betreiben meiner Frau gewesen, die sich zum einen darüber mokiert hat, dass ich doch ziemlich viel und laut schnarche. Aber der Anlass fürs Schlaflabor war eigentlich, dass sie dann festgestellt hat, dass ich Atemaussetzer habe. Gefühlt, sagt sie, 20, 30 Sekunden atmest Du gar nicht, und dann kommt "Huhhhh", und dann geht’s wieder weiter. Und mit dieser Sorge, dass da was Schlimmes hinter stecken könnte, hat sie mich dann ins Schlaflabor geschickt."
    Dort zeichnen die Ärzte unter anderem die Gehirnströme des 50-Jährigen mittels Elektro-Enzephalografie auf, kurz EEG. Verkabelt ins Bett zu gehen, sei erst mal gewöhnungsbedürftig, sagt er.
    Vor dem Einschlafen ertönt der Lautsprecher
    "Diese Klebmasse an den Haaren fürs EEG, die empfand ich dann insbesondere am nächsten Morgen ziemlich unangenehm. Und man ist dann eben doch mehr oder weniger ans Bett gefesselt. Man hat dann plötzlich eine Urinflasche, die man dann plötzlich braucht nachts. In der zweiten Nacht habe ich dann abends weniger getrunken, damit ich mir diese Flasche ersparen konnte. Aber die Kabel sind eigentlich so gut angelegt, dass man in der gewohnten Schlafposition schlafen kann."
    Ungewohnt sei es dagegen gewesen, vor dem Einschlafen noch einmal über das Lautsprechersystem von der Nachtschwester im Nebenraum angesprochen zu werden. Die prüfte dort an den Monitoren, ob der Patient richtig verkabelt war.
    "Dann kam plötzlich aus dem Off ganz unvermittelt die Stimme: Herr Hempe, hören Sie mich? Und dann: Können Sie mal bitte mit dem linken Fuß wackeln und können Sie mal bitte mit dem rechten Fuß wackeln? Das war schon ein bisschen komisch, dass man sich quasi mit dem leeren Zimmer unterhalten kann."
    DSer Arzt sucht eine Therapie
    In der ersten Nacht lässt sich Michael Hempe noch länger vom Fernseher berieseln, bis er einschläft. Die zweite habe sich dann bereits normal angefühlt. Den Befund erläutert Andreas Schlesinger, Chefarzt der Abteilung Innere Medizin am Hospital. Er deutet auf den neben ihm sitzenden Patienten.
    "Bei ihm das war Schnarchen einerseits, plus ein obstruktives Schlafapnoe-Syndrom: Man hat den Mund auf, und man schläft ein. Die Zunge fällt nach hinten, und dann hält man die Luft an. Und dann wird man wieder wach, man erreicht eben nicht diese tiefe Schlafphase. Und dann geht das Ganze wieder von vorne los."
    Die Therapie für Michael Hempe sei eine Rückenlage-Vermeidungsweste, sagt der Arzt: Ein Nachtgewand, in das hinten ein Schaumstoffsteg eingenäht ist. Damit verschwanden die Atemaussetzer – das Schnarchen allerdings ist geblieben.