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Schlafforschung
Kann ein Schaukelbett schlafen positiv beeinflussen?

Forscher in der Schweiz wollten testen, ob Schaukelbewegungen den Schlaf positiv beeinflussen können. Ihre Ergebnisse haben sie auf der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin in Mainz vorgestellt.

Von Jochen Steiner | 07.12.2015
    Eine rüttelnde Straßenbahn, ein leicht hin und her schwingendes Flugzeug oder eine schaukelnde Hängematte: Rüttel- und Schaukelbewegungen scheinen sich günstig auf das Einschlafen auszuwirken.
    "Einerseits ist es tatsächlich meine persönliche Erfahrung, dass ich, sobald der Zug oder der Flieger anfängt sich zu bewegen, tatsächlich einschlafe."
    Andererseits war die Neugier und der Forschergeist bei Robert Riener geweckt,
    Professor für Sensomotorische Systeme an der ETH Zürich.
    "Wir haben eine sehr intensive Literaturrecherche durchgeführt und dort konnten wir weder Beweise finden, noch Messungen, die das eigentlich auch mal wissenschaftlich bewiesen hätten, dass es einen Zusammenhang gibt zwischen Bewegung und Einschlafen."
    Robert Riener wollte zusammen mit Kollegen der Universität Zürich herausfinden, ob Bewegungen den Schlaf positiv beeinflussen können. Dazu führten die Forscher eine Studie im Schlaflabor durch.
    "Generell sind Schlafstudien sehr aufwendig durchzuführen. Man muss erst mal die richtigen Probanden finden, die, in unserem Fall, gesund sind, keine Schlafstörungen haben,
    drei Tage vor den Tests oder Experimenten weder Alkohol zu sich genommen haben noch Koffein übermäßig zu sich genommen haben, noch Schlafentzug hatten. Also schon die Rekrutierung ist schwierig."
    Doch es gelang den Wissenschaftlern schließlich, immerhin 18 junge männliche Studenten für ihre Studie zu gewinnen. Bei solchen Untersuchungen fällt die Wahl oft auf Männer, weil deren Schlaf nicht durch die Menstruation beeinflusst wird. Die Probanden schliefen in einem beweglichen Bett, das die Forscher konstruiert hatten.
    "Man hat also eine Matratze und einen Bettkasten, der Bettkasten ist etwas größer und hat die Möglichkeit, dass man das Bett in verschiedene Bewegungsrichtungen aktuiert, also bewegt. Wir können aussuchen, in welche Richtung der Proband bewegt werden will, also ob er Auf und Ab bewegt werden will, oder links – recht, vorwärts – rückwärts oder auch rotatorisch bewegt werden will wie ein Baby in der Kinderwiege. Und das ganze Bett hat solche Ausmaße, dass es in ein Schlaflabor oder auch theoretisch zu Hause hineinpasst in einen normalen Raum."
    Eine der größten technischen Herausforderungen sei es gewesen, so Robert Riener, ein Bett zu bauen, das sich so leise bewegt, dass die Probanden nicht beim Einschlafen gestört werden oder gar aufwachen von den Motorengeräuschen.
    Vier Nächte lang schliefen die Studenten in dem Schaukelbett. Es zeigte sich, dass "Beschleunigung des Einschlafens beobachtet wurde. Es gibt zwar schon Anzeichen in einigen der Messparametern, es gibt eine klare Aussage der Probanden, dass sie Bewegung deutlich angenehmer empfinden als Nicht-Bewegung, aber der echte Beweis rein physiologisch ist uns noch nicht gelungen. Und es könnte daran liegen, dass die Probanden zu jung sind und zu gesund sind und eh schon so kurze Einschlafdauern haben und/oder es könnte daran liegen, dass die Bewegungsparameter des Bettes noch zu weich waren, dass die Bewegung zu langsam war."
    Einige Messergebnisse deuten jedoch darauf hin, dass der Schlaf im Schaukelbett tiefer ist als der Schlaf in einem unbewegten Bett.
    Riener und sein Team wollen nun die Studie wiederholen, mit älteren Menschen, die an Schlafproblemen leiden. Eine weitere Untersuchung soll sich mit dem Schnarchen beschäftigen: Die Forscher wollen Schnarcher durch eine Bewegung der Matratze dazu anregen, sich zu drehen und somit das Schnarchen einzustellen.