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Schnell und Sauber

Technik. - Elektromotoren verwandeln Energie viel effizienter in Vortrieb als die sparsamsten Benzin- oder Dieselmotoren. Mit gleichem Einsatz an Primärenergie kommt ein Elektroauto deshalb vier bis fünfmal soweit. Kalifornien möchte auf diesem Gebiet die Führerschaft übernehmen.

Von Ralf Krauter | 24.11.2008
    Wenn man zwischen San Francisco und San Jose ein Geschäft wittert, kann alles sehr schnell gehen. Die Dichte an guten Ideen und Geldgebern hat hier schon mehrmals Industrien entstehen lassen, die die Welt veränderten. Und momentan ist das Silicon Valley im Elektroautofieber. Mit rein elektrisch angetriebenen Autos könnte nämlich gelingen, wovon hier derzeit viele träumen: Das Klima zu schützen und dabei gleichzeitig Geld zu verdienen. Prominentestes Beispiel für diese Denkweise ist die Firma Tesla Motors, deren zweisitziger Elektro-Sportflitzer kommendes Jahr auch nach Deutschland geliefert wird.

    Für Testfahrten habe man einen der Prototypen bereit gestellt, der zu 95 Prozent dem Serienmodell entspricht, erklärt Daniel Nyggen vor der Tesla Motors Zentrale in Menlo Park. Der Wagen, den auch schon Hollywoodstar Matt Damon ausprobiert hat, schillert hellblau und ist flach wie eine Flunder. Die Karosse besteht aus Kohlefaser, die Schalensitze sind eng, das Cockpit spartanisch. Betuchte Käufer wie George Clooney oder Arnold Schwarzenegger mögen das so. Ein Display links neben dem Lenkrad zeigt den Ladestatus der 450 Kilogramm schweren Batterie, die hinter den Sitzen montiert ist. Sie besteht aus knapp 7000 handelsüblichen Lithium-Ionen-Akkus, wie sie auch in Laptops zum Einsatz kommen. Der 45 Kilogramm schwere Motor erzeugt nach dem Starten weder Lärm noch Vibrationen. Nur der Druck aufs Gaspedal verrät, dass er bereit ist.

    "Bei Schritttempo fährt der Wagen praktisch lautlos. Deshalb hören Sie alle möglichen anderen Geräusche, wie kleine Steine unter den Reifen, die sie bei einem normalen Auto sonst nie hören."

    Daniel Nyggen reiht sich in den fließenden Verkehr ein und gibt Gas. Die Beschleunigung entspricht der eines Motorrads. Wenn es darauf ankommt, schafft es der Wagen in vier Sekunden von 0 auf 100. Schneller beschleunigt kein anderes Serienfahrzeug. Sobald man den Fuß vom Gas nimmt, fungiert der Elektromotor als Generator und lädt die Batterie auf. Über 300 Kilometer schafft der Sportwagen mit einer Batterieladung. Für die allermeisten täglichen Autofahrten reicht das bei Weitem. Aufgeladen wird die Batterie nachts in der Garage, wenn Kaliforniens Windparks reichlich billigen Strom liefern, den sonst keiner braucht. Das senkt die Spritkosten um 80 Prozent: Wer ein Elektroauto hat, spart bares Geld. Bei Tesla Motors ist man deshalb überzeugt, auch für die erschwinglichere Limousine, die 2011 auf den Markt kommen soll, reichlich Käufer zu finden.

    "Die eigentliche Herausforderung ist das Henne-Ei-Problem. Jemand, der keine Garage hat, um sein Elektroauto nachts zu laden, wird es sich nicht kaufen. Denn seine Anschaffung ist etwas teurer und bringt ihm keinen Vorteil. Aber wieso sollte jemand Stromzapfsäulen aufstellen, wenn er damit kein Geld verdienen kann, weil es noch viel zu wenig Elektroautos gibt?"

    Richard Lowenthal, Gründer und Chef der Start-Up-Firma Coulomb Technologies will dieses Dilemma mit einem Netzwerk intelligenter Ladestationen lösen, die Elektroautos gegen Gebühr betanken. Den Bürgermeister von San Jose konnte er mit seinem Werbevideo bereits überzeugen. Im Dezember werden dort die ersten Stromzapfsäulen in Laternenmasten installiert.