Albrecht von Truchsess ist Pressesprecher der Metro AG und führt Neugierige durch den Supermarkt der Metro-Tochter Extra - durch den "Future Store". Die automatische Kasse am Ausgang wurde vom Hersteller schon vor einigen Jahren auf der Cebit gezeigt. Bis jetzt gibt es ein Exemplar im Future Store und seit November auch vier weitere in einem Supermarkt in Ratingen - nicht gerade häufig also.
Wir müssen das Gedächtnis des kleinen Kioskbesitzers an der Ecke mit dem Einsatz von Technik nachempfinden...
..., so sieht es Hans-Joachim Körber, Vorstandsvorsitzender des drittgrößten europäischen Handelskonzerns.
Tante Emmas digitales Gedächtnis sieht eher nüchtern aus: Ein eigens entwickelter flacher Tablet-Computer, der sich auf den herkömmlichen Einkaufswagen klinken lässt und die Käufer beim Shoppen begleitet.
Jetzt können wir schauen, was wir im Wagen haben - noch nichts, aber das wird sich schnell ändern. So und jetzt können Sie sehen, dass Ihre Liste erscheint und oben die Summe sich aufsummiert über Ihren ganzen Einkauf. Sie haben also immer einen guten Überblick: Was haben Sie schon ausgegeben, und die Situation, dass Sie an die Kasse kommen und merken, jetzt muss ich zwei Sachen zurücklegen, weil mein Geld nicht reicht, die sollte Ihnen eigentlich nicht passieren.
- sagt Pressesprecher Truchsess. Und die Praxis?
Wenn ich von einem Artikel mehrere habe, dann wird’s lästig, weil dann jedes Teil einzeln scannen muss. Schön wäre, wenn ich aber einen Artikel nur einmal scannen müsste und dann dem Rechner sage, dass ich davon fünf habe...
... sagt eine ältere Dame. Die Mengentaste auf dem Tablet PC komme bald, verspricht von Truchsess. Überhaupt ist vieles noch nicht so "futuresk" in Rheinberg. Den Tablet PC reichen die Kunden an eine Kassiererin aus Fleisch und Blut, die den Preis berührungslos erfasst. Dann wandert der Tablet PC in ein Regal an der Kasse. Absoluter Renner bei den Kunden ist derzeit die intelligente Waage: In der Obst- und Gemüseabteilung darf die optische Mustererkennung zeigen, was sie schon heute kann. Die schlaue Waage unterscheidet Ananas und Gurken oder Äpfel von Möhren fein säuberlich voneinander und spuckt den passenden Preis aus. Besonders stolz ist man bei Metro aber auf den Einsatz der Funketiketten, kurz RFID genannt.
Ich kann, sofern ich Produkte mit RFID-Etiketten ausgestattet habe, kontrollieren, ob ich in einem Regal keine Produkte mehr habe oder ob das Haltbarkeitsdatum abgelaufen ist. Dann würde ich ein Signal bekommen als Mitarbeiter. Auch wenn ein Kunde zum Beispiel ein Produkt in ein anderes Regal einstellt, würde ich ein Signal bekommen: Butter steht im Käseregal und dann stelle ich sie zurück zur Butter.
Mit Hilfe der RFID lässt sich aber auch sehen, wie lange ein Kunde ein Produkt in der Hand hält, wie oft ein Artikel zurückgestellt wird, und das ist eine wichtige Marketinginformation für die Produzenten. RFID-Sender sitzen auch in den Einkaufswagen selbst. So kann der Supermarkt messen, wie lange der Käufer im Laden bleibt. Auch ein GPS-System soll im Laden installiert werden. Dann will die Metro messen, welche Wege Kunden im Laden zurücklegen, auch das eine interessante Information für das Platzieren von Artikeln. Der Handel beteuert, dass RFID nicht mit dem Kunden persönlich in Verbindung gebracht werden soll. Weltweit ist jedoch darüber eine Diskussion entbrannt. Datenschützer fürchten den gläsernen Konsumenten. Es wird sich zeigen, wie sensibel die Konzerne einst mit den Daten umgehen. Vorerst sind manche Kunden in Rheinberg vor allem von der schnellen Bedienung an der automatischen Kasse fasziniert:
Ich find das angenehm, dann kann ich gucken, ob ich alles habe und brauch die im Auto nicht mehr einzuladen...
Ein Geschäft auf Vertrauensbasis freilich, denn wer weiß schon, ob die Kunden wirklich selber alles eingescannt haben. Ob es mehr Diebstähle gibt, wird die Auswertung zeigen, Stichproben werden gemacht. Der digitale Tante-Emma-Laden ist eben noch ein Dauerprojekt.