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Schützenfest "Down Under"

In Deutschland beginnen die Schützenvereine gerade, das nächste Fest im Sommer zu planen und den Holzvogel zu schnitzen. Im australischen Adelaide haben die Menschen das schon hinter sich: Schützenfest Down Under im Januar.

Von Heidi Engels | 06.03.2011
    Es klingt so vertraut doch trotzdem reibt sich jeder Deutsche ungläubig die Augen: In Lederhosen und Dirndl feiern rund 20.000 Australier über zwei Tage in Adelaide das größte Volksfest in Südaustralien: das Schützenfest und alle sind begeistert:

    "Ich liebe es, es ist ein bisschen deutsche Geschichte hier in Adelaide und wir haben die Chance das zu erleben und das traditionelle deutsche Essen zu probieren, einfach eine gute Zeit in Adelaide, das ist wundervoll."

    "Es ist großartig, es gibt Bratwurst und viel deutsches Bier, in der Sommerhitze ist es angenehm Bier und Cidre zu trinken."""Im letzten Jahr war ich auf dem Oktoberfest zur 200-Jahr-Feier, das war umwerfend, dieses Jahr ist es hier fantastisch, es ist ein guter Platz für ein Festival, viel deutsche Geschichte, aber an das gute alte Oktoberfest kommt das Schützenfest hier nicht heran.""

    Schützenfest - Oktoberfest, wer kennt hier schon den Unterschied zwischen den beiden Volksfesten, darauf scheint es aber auch nicht anzukommen. Für 16 Dollar Eintritt gibt es deutsche Kultur mit Bratwurst, Schnitzel und Bier. Auf drei Bühnen sorgen unterschiedliche Bands und Veranstaltungen den ganzen Tag für Unterhaltung.
    Ein Höhepunkt ist die "Strong-Arm-Competition". Zehn Männer und Frauen wetteifern darum, wer einen 1 Liter Bierkrug mit ausgestreckten Arm am längsten halten kann, 500 Dollar gibt es zu gewinnen. Schiedsrichter Dieter Faber erklärt die Regeln:

    "Stellt euch so bequem wie möglich hin, der Arm darf nicht gebeugt werden, wenn ihr euren Arm beugt, werde ich euch disqualifizieren, senkt euren Arm nicht und hebt ihn nicht zu hoch, einfach gerade ausstrecken und so still wie möglich stehen."

    Keine leichte Aufgabe für die Teilnehmer. Um durchzuhalten hat Niki ihre ganz eigene Methode entwickelt:

    "Ich habe mich auf einen Baum auf der Wiese konzentriert und habe nur auf den Baum gestarrt, aber es war gut und für 500 Dollar lohnt sich es sich."

    Gewonnen hat sie nicht und auch der Schützenfest-Bierkrug-Rekord von 35 Minuten wurde in diesem Jahr nicht gebrochen. Die Frauen senken nach rund vier Minuten den Bierkrug, die Männer nach zwölf. Seit fast 50 Jahren organisiert der Deutsche Klub in Adelaide das Schützenfest. Rund 1000 ehrenamtliche Helfer bauen Zelte auf, organisieren Deutsche Wurst, Bands und Bier. Seinen Ursprung hat das Schützenfest Down Under jedoch schon weit vor der Gründung des Deutschen Klubs im Jahr 1865, erklärt Schützenfestvorsitzende Elke Pfau:

    "Wie die Leute hier in Südaustralien gesiedelt haben, zwei Jahre später kam ein Schiff aus Deutschland und 14 Prozent von den Leuten in Südaustralien sind deutschstämmig. Schon ganz früh da waren vier deutsche kleinere Gruppen hier und die haben gesagt, wir kommen alle zusammen, weil wir die Kultur und Sachen vom Heimatland hier behalten wollten."

    Lebkuchenherzen, Weihnachtspyramiden handgeschnitzt aus dem Erzgebirge, die Geschichte und Geografie der einzelnen Bundesländer. All das ist auf dem Schützenfest in Adelaide zu finden. Und auch der Schützenkönig und das Vogelschießen fehlen nicht. Auch wenn es hier mehr um den Spaß als den nächsten Schützenkönig geht. Für fünf Dollar kann jeder selbst sein Glück versuchen. Warum jedoch überhaupt geschossen wird - Schulterzucken bei den Besuchern:

    "Es hat richtig Spaß gemacht, es ist das Schieß-Festival, das ist alles was ich darüber weiß."

    Bier trinken, Bratwurst essen und selbst einmal in Lederhosen und Dirndl das Schießen üben - ein deutsches Schützenfest, Down Under. So lieben es die Aussies und ihnen bleibt nur noch eines zu sagen:

    "Auf Wiedersehen."

    Und bis zum nächsten Jahr.