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Schulalltag in Bremen
Erwartungen an die neue Präsidentin der Kultusministerkonferenz

Flüchtlinge ins Bildungssystem integrieren und die digitale Bildung vorantreiben: Das hat sich die neue Präsidentin der Kultusministerkonferenz, Claudia Bogedan, auf die Agenda gesetzt. Als Bremer Bildungssenatorin kann sie aktuell bereits auf digitale Lernplattformen an Schulen in ihrem Stadtstaat blicken. Doch die erwarten mehr finanzielles Engagement vom Bund.

Von Almuth Knigge | 25.01.2016
    Die Bremer Senatorin für Bildung und Kinder Claudia Bogedan (SPD)
    Die Bremer Senatorin für Bildung und Kinder, Claudia Bogedan (SPD), hat gerade in Berlin ihr neues Amt als Präsidentin der Kultusministerkonferenz angetreten. (dpa/picture alliance/Ingo Wagner)
    Dritte Stunde, Gesamtschule West, Bremen-Gröpelingen: Mathe-Lehrerin Syrina Laubvogel hat die Mathepiraten im Computerraum versammelt:
    "Ich wünsche euch einen schönen guten Morgen, liebe Mathepiraten."
    "Guten Morgen Frau Laubvogel."
    "Und wer schon so weit ist, der kann sich mal den Ablauf angucken in unserem Kurs Mathepiraten. Die neueste Mitteilung - wer kann vorlesen? Alex, beantworte die Fragen."
    Die Mathepiraten sind eine Gruppe von 12 Schülern der 8. Klasse mit einer besonderen Begabung für Mathematik.
    "Das dauert aber lange, ja, weil das mit einem ganzen Server in Bremen verbunden ist."
    Bremen: einziges Bundesland mit digitaler Lernplattform
    Seit letztem Sommer hat Bremen als bislang einziges Bundesland mit der digitalen Lernplattform "itslearning" alle Schulen im Stadtstaat Bremen, alle Schüler, alle Lehrer, miteinander vernetzt. Das ist toll – und abgesehen davon dringend notwendig, findet Rainer Ballnus, der im Landesinstitut für Schule das Zentrum für Medien leitet:
    "Wenn Sie sich mal anschauen, Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern, da ist ja Deutschland immer, was Medieneinsatz, was Computereinsatz in Schule angeht, immer im hinteren Mittelfeld, immer irgendwo zwischen Kathar und Aserbaidschan."
    Bremen, sagt Ballnus, habe schon sehr früh erkannt hat, dass Schule kein digitaler Schonraum ist. Aber die Infrastruktur hinkt ein wenig hinterher. Flächendeckendes W-Lan fehlt, daran arbeitet Bremen gerade.
    Nicht jeder ist so begeistert wie Syrina Laubvogel. Die 29-jährige Lehrerin für Mathe und Deutsch sieht Bremen mit dieser Entwicklung ganz weit vorne:
    "Es gibt natürlich schon Fortbildungsbedarf und es ist auch so, dass die Lehrer Eigeninitiative zeigen müssen. Andererseits denke ich auch, dass die Arbeit mit solchen Plattformen ganz viel Arbeitserleichterung schaffen kann. Also meiner Meinung nach macht es sehr viel Sinn, dass sich Lehrer darüber vernetzen und auch untereinander austauschen."
    Bremer Berufsschulen wünschen sich Hilfe bei der Ausbildung von Flüchtlingen
    Austausch ist auch für die Vorkurs-Lehrer an den Bremer Berufsschulen wichtig. Sie sollen junge Flüchtlinge unterrichten und für das duale Ausbildungssystem fit machen. Es gibt viel zu besprechen. Die Zahl der neuen Lehrer ist nach oben geschnellt, viele sind Quereinsteiger, nicht alle kennen das Bremer Ausbildungssystem aus dem Effeff. Petra Jendrich von der Schulbehörde sammelt Fragen – die Antworten sollen dann auf die Internet-Plattform gestellt werden. Aber das löst nicht die Alltagsprobleme – die Vorkurslehrer haben andere Dinge auf ihrem Wunschzettel für die KMK-Präsidentschaft ihrer Senatorin Claudia Bogedan.
    "Was wirklich viel helfen würde, wären Doppelbesetzungen in den Klassen."
    Mehr Schulsozialarbeiter müssen her, die soll der Bund bezahlen.
    "Weil wir uns auch so viel um Organisatorisches kümmern müssen. Wir sind andauernd vor Probleme gestellt, wie - ein Junge kommt aus einer Einrichtung in eine andere, ist noch nicht umgemeldet, hat dann keine Fahrkarte, dann ist auf einmal niemand für diesen Jungen zuständig - und der geht dann von Huckelriede nach Utbremen zu Fuß."
    Zurück in Gröpelingen. Die Schüler zeigen, was "itslearning" alles kann:
    "Da werden auch Arbeitsblätter noch mal als PDF verlinkt und so und da kann man sich das noch mal ausdrucken oder auch Hausaufgaben werden da von fast allen Lehrern eingetragen und dann kann man sich das noch mal durchlesen oder Arbeiten werden da auch angekündigt. Sowas halt."
    Schulen wollen ein Curriculum zum Thema Medienbildung
    Das Korrigieren geht schneller, das Feedback ist besser, spielerisches Lernen motiviert. Aber das Wichtigste ist, findet Syrina Laubvogel, der Wunschzettel für die neue Präsidentin der Kultusministerkonferenz ist lang:
    "Ich glaube, es ist wirklich wichtig, dass man das einmal mit den technischen Möglichkeiten ausstattet und andererseits aber auch den Schülern die Kompetenzen vermittelt und dazu braucht man schon ein Curriculum zum Thema Medienbildung. Was bedeutet das, was gehört dazu, und das sollte auch nicht Aufgabe der Schule sein, das immer für sich zu entwickeln."
    Ballnus:
    "Was ganz wichtig ist, dass der Bund die Länder und Kommunen dabei unterstützt, wenn das am Ende der KMK Präsidentschaft herauskommt, dass verstanden wird, dass der Bund sich da finanziell engagieren muss, ich glaube, dann haben wir einen Riesenschritt gemacht."