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Schuldspruch und Geständnis enger Weggefährten
Trump in Bedrängnis

Der frühere Wahlkampfmanager von US-Präsident Donald Trump, Paul Manafort, hat sich des Betruges schuldig gemacht. Und Trumps Ex-Anwalt Michael Cohen hat gestanden, während des Wahlkampfes Schweigegeld an zwei Frauen gezahlt zu haben. Der Präsident steht unter enormem Druck.

Von Thilo Kößler | 22.08.2018
    US-Präsident Donald Trump steht an einem Rednerpult, neben ihm steht sein ehemaliger Wahlkampfmanager Paul Manafort (Datum: 21. Juli 2016)
    Paul Manafort (Mitte) wurde in 8 von 18 Anklagepunkten für schuldig befunden (picture-allaiance / dpa / Mark Reinstein/MediaPunch)
    Charleston, West Virginia, gestern Abend: Vor tausenden jubelnder Anhänger mokiert sich Donald Trump über die Untersuchungen von Sonderermittler Mueller: Na, wo ist er denn, der Nachweis verdeckter Absprachen mit den Russen?
    Doch dabei lässt es der Präsident bewenden: Kein Wort kommt ihm mehr über die Lippen in Sachen Russland-Affäre. Und die Namen des Tages nimmt er auch nicht in den Mund – Namen, die für die beiden Hiobsbotschaften dieses Dienstags stehen: Paul Manafort, Trumps ehemaliger Wahlkampfmanager, wird zunächst in acht von 18 Anklagepunkten für schuldig befunden, Banken- und Steuerbetrug in Millionenhöhe begangen zu haben. In einem Prozess, der nur die finanziellen Verfehlungen Manaforts zum Inhalt hatte, nicht aber die Russland-Affäre. Dieser zweite Prozess gegen Manafort beginnt im September.
    Cohens Geständnis schlägt ein wie eine Bombe
    Dann legt – praktisch zeitgleich - Michael Cohen, der ehemalige Anwalt Donald Trumps, ein Geständnis ab, das wie eine Bombe im politischen Washington einschlägt.
    Senator Richard Blumenthal, Demokrat und wichtiges Mitglied im Justizausschuss, ist die erste Stimme aus dem Kongress, die eine politische Bewertung dieses Geständnisses wagt. Er spricht von einem historischen Tag. Wäre Trump nicht Präsident, müsste er eigentlich auf der Anklagebank sitzen, sagt Richard Blumenthal.
    Das Geständnis Michael Cohens ist für Donald Trump im höchsten Maße brisant. Gestand Michael Cohen doch unter Eid, gegen die Gesetze zur Wahlkampfinanzierung verstoßen zu haben – allerdings in Zusammenarbeit und auf Geheiß Donald Trumps, wie Cohen betont. Trump steckte damals mitten im Wahlkampf, und um sich die Wahl nicht zu vermasseln, sollte Cohen zwei Frauen Schweigegeld bezahlen, die mit ihrer Geschichte an die Öffentlichkeit gehen wollten.
    Sowohl die Porno-Darstellerin Stormy Daniels als auch das ehemalige Playboy-Model Karen McDougal gaben an, mit Trump eine Affäre gehabt zu haben. Der stellvertretende Bundesanwalt von Manhattan, Robert Khuzami, nannte das Vergehen, das Cohen auf Veranlassung Trumps beging, "sehr ernst". Es offenbare ein Muster an Lügen und Unehrlichkeit, sagte er vor Journalisten.
    Russland-Prozess von Manafort steht noch bevor
    Nun ist nicht nur die Frage, ob sich Michael Cohen dazu entschließen wird, in vollem Umfang mit den New Yorker Ermittlungsbehörden zu kooperieren. Cohen weiß viel. Sehr viel, heißt es. Die Frage ist nun auch, wie sich Paul Manafort im zweiten, dem viel wichtigeren Russland-Prozess verhalten wird. Sonderermittler Mueller verfügt nun über den Hebel, ihm nach dem bereits erfolgten Urteil eine Verringerung des Strafmaßes in Aussicht stellen zu können, falls er auspackt - auch das womöglich eine Schreckensvision für Donald Trump.
    Schon rätselt man in Washington, wie Trump reagieren wird. Wird er Manafort im Zweifel begnadigen? Wohl kaum, heißt es: Trump sei selbst Teil des Verfahrens. Das würde man ihm als Versuch anlasten, der Justiz in die Speichen greifen zu wollen. Oder macht Donald Trump unter der Last dieser bedrohlichen Affäre seine Drohung wahr und entlässt Robert Mueller? Der Demokrat Richard Blumenthal appelliert an seine republikanischen Kollegen, den Sonderermittler jetzt mit aller Kraft gemeinsam zu schützen. Blumenthal spricht von einem Watergate-Moment in der Russland-Affäre - in Erinnerung an Präsident Nixon, der über den Watergate-Skandal stürzte.
    An der Frequenz seiner Tweets und den wütenden Ausfällen gegen Sonderermittler Mueller, gegen die eigenen Geheimdienste und deren ehemalige Chefs ließ Donald Trump in den vergangenen Tagen und Wochen immer offener erkennen, unter welch enormem Druck er steht. Doch nun scheint Feuer unter dem Dach des Weißen Hauses zu sein.