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Schule in Johannesburg
Zufriedene Schüler mit guten Abschlüssen

In Bryanston, einem wohlhabenden Gebiet Johannesburgs, gehen Kinder aus verschiedenen Stadtvierteln und sozialen Schichten zur Schule. Fast alle von ihnen machen einen guten Abschluss und wechseln danach auf die Universität. Dafür gibt es mehrere Gründe - einer davon ist die Anzahl der Lehrkräfte.

Von Jana Genth | 04.12.2018
    Schüler der Northcliff High School lernen am 26.01.2017 in Johannesburg, Südafrika.
    Standard in Südafrika: Auf einen Lehrer kommen 30 Schüler (picture alliance / Kevin Sutherland)
    Der Wasserstrahl plätschert im kleinen Teich, in dem auch ein paar Goldfische ihre Runden drehen. Dass das der Schullärm sein soll, ist kaum zu glauben. Aber so ist es, denn in Südafrika ist gerade Prüfungszeit. Auch an der Bryanston High School im Norden Johannesburgs, wo Schüler von Klasse acht bis Klasse zwölf lernen.
    Das Geräusch, nach dem normalerweise alle Schüler auf den Schulhof stürmen, bedeutet derzeit nur Schichtwechsel. Die Lehrer lösen sich in den Prüfungssälen ab, um Aufsicht zu leisten. Immerhin einen kleinen Blick kann ich dabei erhaschen - an Einzeltischen sitzen die Schüler in ihren weiß-blauen Schuluniformen und schreiben konzentriert.
    "Wir decken das ganze Spektrum der Schüler ab"
    982 Schüler lernen an der Bryanston High School. Die Teenager könnten unterschiedlicher kaum sein, sagt Direktor John Skilton.
    "Bryanston ist ein älteres Stadtviertel, verglichen mit anderen Gebieten in Johannesburg. Hier gibt es wohlhabende Menschen. Aber nur 30 Prozent unserer Schüler kommen aus der näheren Umgebung. Der Rest kommt von überall her. Das Kind, das den weitesten Weg hat, kommt aus einer illegalen Siedlung ganz im Süden Johannesburgs. Wir decken das ganze Spektrum der Schüler hier ab."
    Diese Mischung ist das echte Südafrika - alle Hautfarben, alle sozialen Schichten sind vertreten. Und genau das mag auch Chinsal. Sie ist 15 und fährt jeden Morgen eineinhalb Stunden, um zu ihrer Schule zu kommen.
    "Ich mag an der Bryanston High School, daß wir soviele Möglichkeiten haben. Alle respektieren hier einander, wir sind alle willkommen."
    Und egal, wer die Schule besucht, gefördert werden alle - jeweils auf ihre Weise, sagt der Rektor.
    "Wir machen zwei Sachen. Akademische Beratung ist das eine - das ist für Kinder, die sich schwer tun. Einmal im Monat reden wir mit ihnen, bieten ihnen gezielten Förderunterricht und Motivations-Gespräche. Der Leistungs-Club ist das andere. Wir versuchen, die Note zwei in eine eins umzuwandeln. Beispiel: ein Kind hat 77 Prozent der Leistung, dann wollen wir es zu 82 Prozent bringen. Dafür besuchen sie auch Kurse. Das ist das, denke ich, was wir anders machen als andere Schulen."
    Mehr Lehrkräfte, als die Regierung zahlt
    Möglich ist das durch die Lehrer, denn davon gibt es an der Schule mehr als normal. Die Regierung zahlt für 33 Lehrkräfte - Standard in Südafrika ist, dass auf einen Lehrer 30 Schüler kommen. An der Bryanston High School arbeiten aber mehr als doppelt so viele Lehrer wie das Bildungsministerium genehmigt, nämlich 76. Die Schule ist staatlich, und doch haben sich Eltern bereit erklärt, Gebühren zu zahlen, um die zusätzlichen Lehrkräfte zu finanzieren. Seit fünf Jahren läuft das nun schon so - mit Erfolg. Die Abschlüsse sind gut, 80 Prozent der Schulabgänger studieren danach an einer Universität. Und die Lehrer selbst klingen auch zufrieden, so wie Naude Kacmaczek. Sie unterrichtet Wirtschaft.
    "Das ist nicht einfach nur ein Arbeitsplatz - wir Lehrer sind wie eine Art Familie. Wir können glücklich sein mit den Kindern und den Lehrern, die wir hier haben. Die Leute wollen hier arbeiten. Mit super Lehrern kriegt auch die Schule einen guten Ruf, und die richtigen Schüler kommen her. Wenn man jeden Morgen aufwacht und sich freut, zur Arbeit zu gehen, warum sollte man das ändern?"
    Gute Umgebung - gute Perspektive
    Die Schule sieht aufgeräumt aus, alles ist sauber in den roten Backsteingebäuden und drum herum. Die Räume für die AGs am Nachmittag sind derzeit leer - Schach, Debattieren, Musical, Theater, Fotografie - all das gibt es wieder, wenn die Prüfungen vorbei sind. Auch die Sportplätze sind gut gepflegt - davon gibt es gleich mehrere, denn Sport wird hier groß geschrieben. Und doch hat die Bryanston High School durchaus auch Problemkinder, sagen die Lehrer. Aber insgesamt wirken die Jugendlichen sehr zielgerichtet. Chris Toubi ist in seinem letzten Jahr an der Schule. Er nimmt viel mit von seiner High School, sagt er:
    "Die Freundschaften hier und wie die Lehrer uns beraten, das hilft. Was auch immer man machen will, man ist vorbereitet. Das ist eine gute Perspektive."
    Die hat auch der Rektor John Skilton. Er wirkt wie die Ruhe selbst - und das, obwohl derzeit überall Lehrer mit Zeittafeln umher laufen.
    "Die Prüfungszeit ist immer hektisch. Die Lehrer stehen unter Druck - sie müssen benoten, Termine einhalten, Ergebnisse ans Ministerium melden. Aber ich genieße diese Zeit des Jahres immer. Jetzt sehen wir die Ergebnisse, hierfür haben wir das ganze Jahr gearbeitet. Für mich persönlich ist das eine gute Zeit."