Dienstag, 19. März 2024

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Schumann und Mendelssohn
"Ich habe Robert Schumann über Clara ausgeleuchtet"

Ein Scherzo von Clara Schumann und ein Lied ohne Worte von Fanny Hensel waren der Ausgangspunkt für die neue CD von Sophie Pacini. Sie führten sie zu einem neuen Blick auf Robert Schumann und Felix Mendelssohn und zur Erkenntnis: Die beiden Komponistinnen "können hervorragend neben den Männern bestehen!"

Die Pianistin Sophie Pacini im Gespräch mit Susann El Kassar | 02.05.2018
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    Die Pianistin Sophie Pacini lässt sich auf dem Wasser treiben. (Susanne Krauss / Warner Classics)
    Sophie Pacini wollte wissen, "welche Saiten bei Schumann schwingen, wenn es um Clara Schumann geht". Einen Hinweis gibt Schumanns Carnaval, der Teil "Chiarina". Er verwendet darin Motive aus einem Scherzo, das Clara Schumann komponiert hat. Für Sophie Pacini steht dieses Werk stellvertretend für den Charakter von Clara Schumann, erklärt sie im Interview. Und gleichzeitig erkennt sie durch ihre Musik, dass "Clara Robert Schumann mit ihrer Wesensart komplettiert". In diesem Sinne habe sie "Robert Schumann durch Clara Schumann ausgeleuchtet".
    Fanny Hensel verwendete frechere harmonische Verknüpfungen
    Bei Felix Mendelssohn Bartholdy und seiner Schwester Fanny Hensel wählte Sophie Pacini einen ähnlichen Ansatz. Da Fanny die Gattung "Lied ohne Worte" erfunden habe, wählte Pacini für ihr Album das Lied op.2, Nr.1 aus. "In Sachen Modulation und Kompositionstechnik" sei Fanny ihrem Bruder weit voraus gewesen, auch hinsichtlich frecher harmonischer Verknüpfungen. Im direkten Vergleich falle auf, dass Felix Mendelssohn eher konservativ und traditionsbewusst komponiert habe. "Felix wusste um die Qualität seiner Schwester", meint Sophie Pacini, dennoch hat er sie daran gehindert ihre Werke zu veröffentlichen. Stattdessen wurde beispielsweise ein Lied ohne Worte von ihr unter seinem Namen veröffentlicht. Erst posthum stellte der Mann von Fanny Hensel die Urheberschaft richtig.
    Keine CD nur mit "Nischenprogramm"
    Felix Mendelssohn "war nicht mutig genug, dafür zu stehen, dass seine Schwester komponiert" klagt Sophie Pacini. Gleichzeitig zeigten seine Werke wie etwa die Variations Serieuses, dass er sie bewundert habe. Die lange Linie, die sich durch die kurzen Variationen ziehe, habe sie durch das Klavierlied von Fanny Hensel, auf dem über drei Saiten eine Linie dramaturgisch gehalten werden muss, besser verstanden.
    Sophie Pacini kritisiert die übliche Praxis, dass sich CDs mit "Nischenprogramm" dann ausschließlich den Werken von Clara Schumann oder Fanny Hensel oder im Allgemeinen Komponistinnen widmen. "Ich finde damit hilft man ihnen nicht", sagt Pacini, weil "sie hervorragend neben ihren Männern bestehen können und an ihrer Seite an Glanz gewinnen".
    In Between
    Schumann & Mendelssohn
    Sophie Pacini, Klavier
    Warner Classics
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