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Schwedische Prog Metal-Band Opeth
Über 25 und stets wandelbar

Seit mehr als 25 Jahren überrascht die schwedische Band Opeth ihre Fans: Mal spielen sie Death-, mal Progressive Metal, dann wieder eher Rock. Mastermind Mikael Akerfeldt fordert die Fans, indem seine Band eine breite klangliche Palette aus düsteren, komplex komponierten Songs anbietet. Und dennoch ist Opeth sehr erfolgreich.

Von Thomas Elbern | 26.03.2017
    Das aktuelle und zwölfte Album der schwedischen Metalband Opeth "Sorceress" stieg sogar kurz auf Platz Eins der deutschen Album Charts ein. Sänger, Songschreiber, Chefideologe und Gitarrist Mikael Akerfeldt ist ein erstklassiger Musikkenner, der die Balladen von Bands wie Moody Blues oder Led Zeppelin, aber auch Prog- Rockveteranen wie King Crimson in- und auswendig kennt und dieses Wissen in seiner Band Opeth umsetzt. Trotzdem, seine musikalische Herkunft bleibt immer spürbar.
    Die Anfänge als Metalfan
    "Tief im Herzen bin ich Metalhead, ich liebe Hard Rock und Metal von Anfang an. Doch dann entdeckte ich Psychedelic und Progressive Rock in den frühen 90zigern. Es war wie eine Offenbarung, als Musikfan wie auch als Songwriter, obwohl ich damals kaum Gitarre spielen konnte. Das gab mir eine Vorstellung davon, wohin die musikalische Reise mal gehen könnte. Als wir mit der Band begannen, hatten wir nur Metal im Sinn. 14/15-jährige Kids, die eigentlich nur laut und schnell spielen wollten. Doch meiner Plattensammlung ist es zu verdanken, dass wir heute diesen Erfolg haben. In Musikstilen wie dem "Progressive Rock" dreht sich vieles um Dynamik. Das macht den Sound dieser Band aus: Diese Wechsel von laut und leise, das ist ein großer Teil von Opeth. Früher war es vielleicht noch etwas krasser, weil wir noch viel lauter und härter waren und diese Death Metal Groll-Gesangstimme noch öfter vorkam. Wenn man dann in einen Akustikpart geht, dann begreift wirklich jeder, was Dynamik ist. Ich arbeite ständig an der Weiterentwicklung unseres Sounds."

    Stadt des Mondes
    Der Name "Opet" heißt soviel wie "Stadt des Mondes" und ist dem Roman "Der Sonnenvogel" des britischen Autoren Wilbur Smith entliehen. Die Schweden fügten dem Kunstwort nur noch ein H ans Ende. Während sich die ersten drei Alben, "Orchid, Morningrise und My arms, your hearse", die zwischen 1995 und 1998 erschienen, eher am Death Metal orientieren, klingt das vierte Album leicht verändert: Erstmals wechseln sich Balladen und ruhige, sehr melancholische Arrangements mit dem Opeth eigenen musikalischen Lärm und Prügelattacken ab. Auf dem fünften Album "Blackwater Park" aus dem Jahr 2001 treiben die Schweden diese Entwicklung weiter voran. Mikael Akerfeldt beschreibt seine Inspiration:
    "Einige der Gruppen, die mich von Kindesbeinen an begleitet haben, mag ich immer noch: Judas Priest, The Scorpions oder Iron Maiden zum Beispiel. Ich bin aber auch ein fanatischer Plattensammler. Wenn ich während einer Tour Zeit habe, dann bin ich in Plattenläden unterwegs. Auf diese Art und Weise habe ich Bands kennengelernt, von denen ich gar nicht wusste, dass die überhaupt existiert haben. Die frühen 90er Jahre waren eine gute Zeit für Plattensammler. Viele haben ihre LPs verkauft, weil die CD gerade populär wurde. Die Plattenläden waren voll mit tollen Alben, die auch nicht viel gekostet haben. Ich hatte eh kaum Geld, aber das reichte immer noch, um ein paar LPs zu kaufen. So entdeckte ich Gruppen wie Van der Graaf Generator, King Crimson, Camel und auch deutsche Gruppen wie Nektar. Es gibt immer etwas zu entdecken, was dann meinen eigenen musikalischen Horizont erweitert. Es ist toll etwas zu finden, von dem du nicht gewusst hast, das es das überhaupt gibt!"
    Veränderung als Konzept
    "Metal oder Hard Rock sollte immer ein rebellisches Element haben. Irgendwie ist diese Idee bei vielen Bands, die einen auf sicher machen, verloren gegangen. Einige Gruppen, wie beispielsweise ACDC haben sich nie geändert. Ich mag sie trotzdem oder vielleicht gerade deswegen. Könnten die überhaupt was anderes machen und wäre das dann interessant? Ich glaube nicht. AC/DC haben sich also nie geändert, Opeth schon. Veränderung war immer Teil des Konzeptes von Opeth. Manchmal haben wir allerdings den Bogen selbst für unsere Fans überspannt. Aber das liegt in der Natur von Opeth. Entweder du akzeptierst das oder schaust dir eine andere Band an. Nichts hält uns zurück, auch wenn unsere letzte Platte vielleicht erfolgreich war, werden wir uns nicht wiederholen. Ich bin ein ziemlich unruhiger Typ und schnell gelangweilt von meiner Musik, wenn sie sich nicht weiterentwickelt. Dennoch akzeptiere und schätze ich auch Gruppen, die sich nie geändert haben."
    In 25 Jahren hat sich Opeth von kleinen Clubs in große Konzertarenen vorgearbeitet. Opeth, das ist eine weltweite Erfolgstory. Diese Band hat eigentlich keine Hits im klassischen Sinne, die im Musikfernsehen oder im Mainstream Radio laufen. Trotzdem gehört Opeth mittlerweile, neben Gruppen wie Katatonia oder Meshugga zu den schwedischen Metal Exportschlagern. Der Erfolg kam allerdings nicht über Nacht, sondern hat sich erst nach und nach eingestellt. Eine spannende Reise.
    Der Erfolg stellt sich ein, allerdings nicht ohne Preis
    "Wenn du auf der Höhe deiner Karriere bist, dann stumpfst du auch ein wenig ab. Hätten Sie mich vor 15 Jahren gefragt, da wäre jedes Konzert ein Highlight gewesen, alleine weil es ausverkauft war. Es ist schwer, einzelne Höhepunkte in unserer Karriere herauszustellen. Viel einfacher ist es, die Tiefpunkte aufzuzeigen, denn davon fallen mir Einige ein. Beispielsweise alle Musiker, welche die Band von alleine verlassen haben, oder gefeuert worden sind. Der Moment, an dem sich persönliche Interessen so in die Quere kamen, dass eine Zusammenarbeit nicht mehr möglich war. In diesem Prozess gab’s auch oft Enttäuschungen und ich fühlte mich ausgelaugt oder bekam sogar Panikattacken. Das waren die Tiefpunkte. Zu den Höhepunkten würde ich fast alle Alben zählen, die wir herausgebracht haben. Diese Mischung aus viel, viel Arbeit und dem Glauben an die eigene Kreativität.
    Von Punkt Null an ein komplettes Album fertiggestellt zu haben, fühlt sich sehr gut an. Natürlich gehören zu den Höhepunkten auch Konzerte, die wir an legendären Orten gespielt haben: Radio city Music Hall in New York, Royal Albert Hall, Sydney Opera House oder Wembley Arena."
    Obwohl sich Mikael Akerfeldt nicht als der autokratische Führer der Gruppe sieht, ist er doch so etwas wie die Bandzentrale, die alle wichtige Belange der Gruppe steuert.
    Akerfeldt als kreative Zentrale der Band
    "Also, wenn es um die kreative Seite geht, bin ich dort wohl der unumstrittene Chef.Ich schreibe die komplette Musik und die Texte, bin der Frontmann und kümmere mich um wichtige Entscheidungen. Wie soll beispielsweise das Layout des neuen Albums aussehen ? Außerdem arbeite ich sehr eng mit unserer Plattenfirma und dem Management zusammen. Wenn wir allerdings auf Tour sind, dann verschwinde ich in der Band und wir sind eine Art demokratisches Gefüge.Aber ich denke mir oft, dass diese Demokratie auch für die Kreativität der kompletten Band gilt und ich das Ganze nur steuere."
    In den 12 Studioalben, die Opeth bislang veröffentlicht hat, gibt es eine erstaunliche Kontinuität. Manchmal lag nur ein Jahr dazwischen, maximal aber drei. Die Gruppe lebt den konsequenten Zyklus: Tour, neues Album, Tour.
    "Der Prozess des Songschreibens beginnt für mich erst dann, wenn das Projekt dafür feststeht. Wenn ich also damit anfange, dann schließe ich den Prozess auch ab.Ich schreib weder zwischendurch noch auf Tour, sondern fange erst damit an, wenn der Termin fürs Studio gebucht ist.Dann habe ich genügend Motivation und beschäftige mich ausschließlich mit dem Songschreiben."
    Opeth kann mit ihren verschachtelten Arrangements immer wieder verblüffen. Dieser Band traut man eigentlich am wenigsten zu, dass die Kompositionen nicht im Zusammenspiel mit den einzelnen Musikern, sondern, bevor es überhaupt zu einer gemeinsamen Session kommt, von Akerfeldt vorab am Computer ausgetüftelt werden.
    Fünf Musiker stehen nebeneinander, das Schwarz-Weiß-Bild zeigt ihre Profile.
    Heavy und Progressive Metal aus Schweden: die Band Opeth. (Stuart Wood)
    Die Musik beginnt am Computer
    "Ich habe keine Ausbildung als Studiotechniker oder Produzent. Dazu kommt, dass alle Musiker von Opeth in verschiedenen Teilen der Welt leben. Wenn ich also Songs schreibe, dann mache ich alles in meinem kleinen Homestudio in Schweden. Hier spiele ich alle Gitarren, Bässe und Keyboards ein, trommel die Drums auf die Pads meines Midikontrollers und baue das alles im Computer zusammen. Ich achte darauf, dass das Ganze schon so gespielt wie möglich klingt. Dieses Demo vom kompletten Album schicke ich an alle Bandmitglieder, die dann überlegen, wie sie meine vorbereiteten Spuren im Studio durch echt gespielte Instrumente ersetzen. Das ist ein spannender Prozess, weil wir nicht proben, sondern uns direkt im Studio zur Aufnahme treffen. Das Resultat klingt deswegen organisch, weil wir im Studio all die synthetischen Elemente durch richtig gespielte ersetzen.
    Bassgitarre und Schlagzeug werden dazu auch immer live eingespielt, damit wir die Power bekommen, die auch auf der Bühne spürbar ist."
    Das Auge hört mit
    Opeth definiert sich auch durch die Visualisierung ihrer Musik. Vom ersten Album "Orchid" bis zum letzten Werk "Sorceress" gibt es keinerlei ästhetische Brüche in der Covergestaltung. Das Cover zum Album "Watershed" ist wie ein Brief aufgemacht. Auf der Briefmarke glotzt uns ein Gesicht an, das so unheilvoll und düster dreinschaut, das es die Züge eines potentiellen Massenmörders haben könnte. Das Album "Blackwater Park" gleicht mit seinen grauen Farben und der darauf portraitierten Landschaft eher einem Filmplakat zu einem Thriller. Bei der surrealistischen Gestaltung der "Heritage" CD schauen die Gesichter der Bandmitglieder aus einem Baum, während die Wurzel aus einer Art teuflischen siamesischen Zwilling besteht.
    Auch wieder so ein Beispiel, dass Akerfeldt nichts dem Zufall überlässt.

    "Zuerst kommt die Musik und anschließend die Texte. Spätestens dann kommt der visuelle Aspekt. Wie setzt du die fertige Produktion in Bilder um? Ich selbst habe eine Menge Alben nur wegen des Covers gekauft. Wenn mich ein Cover angesprochen hat, dann wollte ich immer wissen, wie die Musik dahinter klingt. Wenn du ein tolles Artwork in der Hand hältst, wirst du erst recht neugierig auf die Musik. Und oft ist die dann auch genauso toll. Das Ganze muss zusammen funktionieren."
    Der amerikanische Designer Travis Smith entwirft seit 1999 alle Opeth Cover. Auch für Bands wie Katatonia, Cradle of filth oder Soulfly, hat er schon gearbeitet. Dabei erhält er alle möglichen Freiheiten von der Band. Es ist vor allem das okkulte Element, das nicht sichtbare, was den Bezug zu der Musik und den Cover der Opeth Alben herstellen soll.

    "Unsere Musik hat viele dunkle Aspekte und das soll natürlich auch das Cover transportieren. Nehmen Sie beispielsweise das Cover zum Album "Watershed". Man sieht einen Typen von hinten, der einsam in einem Sessel sitzt. Das Ganze Artwork hat Aspekte wie aus einem Horrorfilm...alles ist giftgrün eingefärbt und scheint eine komplexe Geschichte zu erzählen. Mit seltsamen und schrägen Bildern kannst du schnell das Gefühl erzeugen, das alles irgendwie zusammenhängt. Was hat der Lotusesser mit dem Typen auf dem Cover zu tun?
    Die Antwort ist: nichts, aber ich stelle dir einen Zusammenhang her, wenn du mir 5 Minuten gibst. Arbeite ich an einem Konzeptalbum, dann versuche ich mit dem Artwork eine größere Nähe zu meinen Songtexten herzustellen. Aber beides verbindet sich sowieso."
    Vielseitige und unberechenbare Liveband
    Opeth, das ist vor allem eine erfolgreiche und gefragte Liveband. Egal ob in Europa, Südamerika oder Australien...Opeth gastierten hier 2016 wieder in vollen Sälen und Arenen. Doch gerade live fordert die Band ihre Zuhörer: stumpfe Headbanger – Rhythmen werden zu vertrackten Prog Rock Strukturen, heftiges Gitarrenbrett wird zu filigranem Gezupfe. "Opeth" sind eine Antithese zur populären, eingängigen Rock und Popmusik, deren Berechenbarkeit auch schnell Langeweile erzeugt. Und so deutlich, wie die Gitarristen Mikael Akerfeldt und Fredrik Akesson die Songs zwischen den ruhigen akustischeren Momenten und den geprügelten Metalpassagen präsentieren, so gekonnt auch Bassist Martin Mendez und Schlagzeuger Martin Axenrod, dessen Überschallrhytmen er so virtuos trommelt, das diese mühelos die Kompositionen zusammenhalten. Und wie sich bei Konzerten immer wieder herausstellt: das Publikum weiß Opeth für seine Unberechenbarkeit zu schätzen.
    "Ich glaube, dass viele unserer Fans im Herzen Metal mögen. Wenn sie sich unser Publikum anschauen, dann werden sie feststellen, dass da auch viele Frauen sind und viele unterschiedliche Altersgruppierungen. Junge Kids, Seite an Seite mit älteren Musikfans, die ihre Väter sein könnten. Bei diesem sehr gemischten Publikum könnte man denken, man wäre auf einem großen Festival, das viele Musikstile bedient. Bei den meisten Metalbands finden sie zu 90 % männliche Fans, die alle mehr oder weniger in einem Alter sind."
    Egal ob beim deutschen Metalfestival Wacken, bei dem die Gruppe im Laufe ihres Bestehens gleich mehrmals aufgetreten ist, oder 2010 als Hauptact in der britischen Royal Albert Hall, von dem auch gleich ein Livemitschnitt und eine DVD erschienen ist, in einem Rockuniversum hat sich diese Gruppe längst ihren Platz gesichert.
    "Es sind gerade die großen Shows, die in den Köpfen bleiben und Geschichte schreiben.
    Es klingt sehr eitel, gerade die Konzerte mit den meisten Zuschauern zu erwähnen, es sind aber genau die Konzerte, die den großen Eindruck machen. Nochmal gesagt, es klingt sehr eitel diese Events, als Höhepunkte zu beschreiben, aber das sind sie nun mal."
    Progressive Rock, aber bitte modern
    King Crimson, Moody Blues, Yes. Viele Erinnerungen an Bands, die ihre große Zeit in den Siebziger Jahren hatten, werden innerhalb der Musik von Opeth wieder wach. Es ist der Sound des Mellotrons, die filigranen Songstrukturen und die klaren Wechsel zwischen leisen, akustisch gespielten Momenten und die bombastischen Intros. Dennoch: Mikael Akerfeldt sieht sich nicht als Archivar einer verlorenen Epoche der Rockmusik.
    "Wir versuchen nicht, wie eine spezielle progressive Rockband zu klingen. Sie inspirieren uns und manchmal scheint in einem unserer Songs so etwas wie ein Element durch, das an diese Bands erinnern könnte. Wir möchten im Jetzt leben und wirken. Allerdings muss ich sagen, dass mir aktuelle, zeitgenössische Musik überhaupt nicht gefällt. Deswegen werden wir auch nie so klingen, weil wir uns an den Bands aus der Vergangenheit orientieren."
    Kein Wunder, dass sich der Kreis irgendwann mit der Begegnung zwischen Mikael Akerfeldt mit Steven Wilson, einem der großen Namen im aktuellen britischen "Progressive Rock", geschlossen hat.
    Wilson produzierte 2000 das Opeth Album "Blackwater park" und blieb mit der Gruppe seitdem kreativ verbunden.
    "Ich höre die Musik von Steven, seit ich seine damalige Band "Porcupine Tree" entdeckt habe. Die hatten gerade ihr 3. Album "The sky moves sideways" herausgebracht. Das klang für mich sehr nach den späten Pink Floyd und ich wurde ein großer Fan der Band, gerade deswegen, weil die damals aktuell waren und Anfang der 90er Jahre eine verhältnismäßig neue Gruppe waren. Ich hab mir, sobald eine neue Platte von "Porcupine Tree" erschien, sofort das Album gekauft. Plötzlich bekomme ich eine E-Mail von Steven Wilson, in der er mir mittteilt, dass er ein spezielles Opethalbum mag. Das war eine E-Mail von einem meiner Idole, dessen Musik ich schon so lange verfolgt habe. Wir haben uns dann in London getroffen und ich fragte ihn, ob er nicht eines unserer Alben produzieren wolle, was er dann auch 2000 mit "Blackwater park" getan hat. Wir haben seitdem oft zusammengearbeitet und sind gute Freunde geworden. Davon abgesehen halte ich ihn für eine Art musikalisches Genie."
    Trotz des Erfolges, die Unberechenbarkeit bleibt
    Auf dem aktuellen Album "Sorceress" sind die gutturalen Death Metal Gesänge von Akerfeldt endgültig Geschichte. Vielleicht schaffte es das Album deswegen kurz auf Platz 1 der deutschen Album Charts? Reine Spekulation, denn Opeth hat hierzulande eine große Fangemeinde, die den kreativen Weg der Schweden treu begleitet hat und fast jedes neue Album kauft. Davon abgesehen, Akerfeldt lässt sich von Chartpositionen sowieso nicht beeindrucken.
    "Na ja, Platz Eins der Albumcharts ist ein gutes Resultat und freut uns natürlich ein wenig. Metal und Rockmusik wird im Musikbusiness ja eher diskriminiert. Wann siehst du, bei einer Awardshow mal eine richtige Metalband. Obwohl Deutschland oder Schweden so erfolgreiche Rockexporte haben, bekommen die lange nicht die Aufmerksamkeit wie andere Chartacts. Die Macher der Mainstreammagazine interessiert, was in den Musikzeitungen steht und wer gerade wieder halbnackt aus seiner Limousine rausgetorkelt kommt. Echte Bands, die aus Liebe ihre Musik selbst aufbauen und erarbeiten, spielen in dieser Chartwelt keine Rolle. Man wird uns dort nach einigen Wochen wieder vergessen haben."
    Mikael Akerfeldt kümmert sich nach all den Jahren nicht mehr um eine Klassifizierung des Opeth Sounds. Warum auch?
    "Ich denke nicht darüber nach, wo man unsere Musik einordnen könnte. Am Ende des Tages sind wir dann doch eine Rockband. Wir sind nicht so speziell, das man uns in der Plattensammlung der Royal Family finden würde. Wenn du etwas in unserer Musik entdecken kannst, was dich anspricht, dann hab ich mein Ziel schon erreicht."
    Opeth sind eine der erfolgreichsten Metalbands Schwedens. Mikael Akerfeldt hat mit seiner Band alles erreicht und ist dennoch bei dem Erfolg, den Opeth mittlerweile weltweit hat, erstaunlich bodenständig geblieben.
    "Ehrlich gesagt habe ich mir fast alle musikalischen Wünsche erfüllt. Der Wichtigste war immer ohne Angst zu sein und das zu machen, worauf ich musikalisch Lust habe. Und das geht schon so lange so, dass ich mich fast daran gewöhnt habe. Eine Horrorvorstellung wäre, wenn äußere Einflüsse diese Haltung zerstören würden. Wenn ich Musik für die Massen schreiben müsste, wäre das furchtbar. Insofern habe ich verdammt viel erreicht und das vom ersten Tag an, an dem es die Gruppe gibt. Wir haben immer, entgegen allen Argwöhnern und Besserwissern, die Musik gespielt, die wir auch immer spielen wollten."
    Diese Sendung können Sie nach Ausstrahlung sieben Tage nachhören.