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Schwerpunktthema
Masse und Mob

Wenn Menschenmassen in Bewegung geraten verursacht das bei vielen Beobachtern ein mulmiges Gefühl. Emotionalisierte Fußballfans, Massenproteste oder auch riesenhafte Großveranstaltungen werden nicht selten als bedrohlich empfunden.

Von Bettina Mittelstrass | 20.02.2014
    Es herrscht Furcht vor Gewalt, Krawall oder Massenpanik. Dahinter steckt eine ganz bestimmte Vorstellung von dem, was mit Menschen in Massenansammlungen geschieht: die Masse als unkontrollierbarer Mob. Auch der Umgang der Polizei mit emotionalisierten Menschenmengen wurde lange von dieser Perspektive geprägt.
    Doch seit einigen Jahren ändert sich das. Die moderne Massenpsychologie sieht die Prozesse in Menschenmengen sehr viel differenzierter und auch Polizeistrategen kommen im Umgang mit großen Protestgruppen zu anderen Einsichten.
    "Und jetzt sind die Fans auf dem Feld. Es ist noch nicht Schluss meine Damen und Herren. Eine Minute noch, das Spiel ist noch nicht aus! Das ist der absolute Wahnsinn hier."
    Als am 15. Mai 2012 Fußballfans im Berliner Olympiastadion eine Minute vor Spielende den Rasen stürmten, war nicht nur das Entsetzen des Kommentators groß:
    "Es ist unfassbar, die Spieler nicht mehr zu sehen, verschwunden in der Menge. Ist das ein Drama. Und es war abzusehen. Die Ordner haben es nicht geschafft, die Massen von Zuschauern zurückzuschicken."
    Der Platzsturm der Fans beim Relegationsspiel Fortuna Düsseldorf gegen Hertha BSC ist auch Menschen im Gedächtnis geblieben, die sich nicht für Fußball-Bundesligaspiele interessieren. Denn entfesselte Menschenmassen erfahren immer mediale Aufmerksamkeit, sagt der Sozialpsychologe Stephen David Reicher, Professor an der schottischen Universität von St. Andrews:
    "Sagen wir, an einem Samstagnachmittag finden 1000 Fußballspiele statt und bei einem gibt es Probleme mit den Fans. Dann werden wir nicht erfahren, dass es auf 999 Veranstaltungen friedliche Zuschauermengen gab, sondern wir werden über die eine gewalttätige Menschenmasse informiert! Als gewalttätig nehmen wir diese 'Crowds' überhaupt erst wahr, wir assoziieren sie mit Problemen, betrachten sie negativ. Und dieses Bild wird auch in der Psychologie reflektiert."
    Eine emotionalisierte Menschenmasse taucht in der Wahrnehmung meistens als bedrohlich auf: als irrational, destruktiv, unberechenbar und unkontrollierbar. Dieses sehr allgemeine kulturelle Verständnis von großen Menschenmengen - im Englischen "crowds" - wurde erstmals von dem französischen Arzt Gustave Le Bon im Jahr 1895 wissenschaftlich formuliert. Sein Buch begründete die Massenpsychologie. Ute Frevert, Professorin für Geschichte und Direktorin des Max Planck Instituts für Bildungsforschung in Berlin:
    "Gustav Le Bon steht da wirklich am Beginn, oder er artikuliert eigentlich eine zeitgenössische Wahrnehmung, die er mit vielen seiner Zeitgenossen teilt. Das ist nämlich, dass die Straße, die Öffentlichkeit zunehmend bevölkert wird von Menschen, die sich zu einem bestimmten Zweck zusammen finden - man kann auch sagen zusammenrotten - und dann eine eigene Logik entwickeln, eine eigene Bewegungskraft entwickeln."
    Fußball 2. Bundesliga, 34. Spieltag: Eintracht Braunschweig - FSV Frankfurt im Eintracht Stadion in Braunschweig. Die Braunschweiger Fans feiern den Aufstieg ihrer Mannschaft in die 1. Bundesliga.
    Fußballfans feiern in der Masse (picture alliance / dpa / Peter Steffen)
    Die Menschenmenge als bewegter Körper
    Der Begriff der "Menschenmasse" wird erst im 19. Jahrhundert geprägt, sagt die Historikerin. Vorher gab es selbstverständlich immer auch eskalierenden Aufruhr, wütende Menschenmengen und soziale Proteste, aber in der zeitgenössischen Wahrnehmung waren das nie "Massen", sagt Ute Frevert:
    "Diese Vorstellung einer eigenen Bewegungskraft, das ist etwas, was ja früheren Konzepten von Massen meiner Meinung nach nicht so innegewohnt hat. Also dass Massen sich unabhängig von Obrigkeit zum Beispiel bewegen können. Diese Art von großen Zusammenballungen von Menschen bei einer Demonstration zum Beispiel, die von irgendeiner Partei anberaumt worden ist, oder auch nur einem Auflauf, der zunehmend ja an Intensität und auch an Menschenzahl gewinnt, die ihre eigene Geschichte schreibt, die ihre eigenen Themen setzten und ihre eigenen Ziele formulieren unabhängig von möglicherweise auch dem, was der ursprüngliche Anlass dieses Zusammenspiels war - also diese Eigendynamik auch. Das ist wirklich eine Erfahrung des 19. Jahrhunderts, die vielen Leuten wahnsinnig Angst gemacht hat."
    Eine Konsequenz dieser Angst ist der Versuch, Massen zu beherrschen. Gleichzeitig entsteht die Idee, man könne sie im Dienst einer Macht entfesseln. Zu den eindrücklichen Bildern des 20. Jahrhunderts gehören daher marschierende Menschenmassen. Der Historiker Malte Rolf, Professor an der Universität Bamberg, beschäftigt sich mit dem Emotionsmanagement und der Choreografie großer Feste einschließlich Paraden in der Sowjetunion:
    "Die Vorstellung, dass Bewegung emotionalisiert und dass gemeinsame Bewegung Emotionen synchronisiert, gleichförmig gestaltet - gleichschaltet kann man ja auch sagen -, die Vorstellung ist von Anfang an da. Und gerade auch der Fokus auf Masse in Bewegung ist dabei immer wichtig. Das nimmt in den 30er-Jahren viel stärkere normierende, disziplinierende Züge an, sodass der Gleichschritt auch gesehen wird als Mittel, um die Gleichförmigkeit der Emotionen zu erwirken: Wenn alle gleich marschieren, haben sie auch die gleichen Emotionen. Und die Emotionen sind natürlich, die ausgelöst werden sollen, sind extrem positiv gedacht."
    Denn die Menschen sollen sich im sozialistischen Kollektiv wohl fühlen. Empfunden werden soll Enthusiasmus, Euphorie, entfesselte Begeisterung - Emotionen, die zugleich zielgerichtet sind: für den Aufbau des Sozialismus oder für die Verteidigung des Vaterlandes. So die Idee. Doch es gab ein Dilemma, erklärt Malte Rolf:
    "Weil natürlich die kontrollfixierte totalitäre Diktatur des Stalinismus darauf aus ist, Menschen zu normieren, zu disziplinieren, andererseits aber diese Festfreude natürlich im Zentrum steht. Es geht um Enthusiasmierung, Begeisterung, Begeisterungsstürme bis hin zu solchen Grenzerfahrungen eigentlich von rauschhaften Zuständen. Aber mit so was ist natürlich immer das Problem verbunden, dass diese Zustände außer Kontrolle geraten können, dass diese Art von Emotion dann nicht zielgerichtet ist, sondern Rausch kann man ja auch anders ausleben als in Arbeitsbegeisterung bekanntlich. Aber darum geht es dem Regime ganz, ganz wesentlich, das eben zu kanalisieren. Und das bleibt das ewige Paradox, dass natürlich eine kanalisierte Emotion eine ist, die die Art von verinnerlichte Begeisterung, um die es ja geht, gar nicht auslösen kann."
    Dialogue Policing - mit der Masse reden
    Ob kontrolliert oder entfesselt: Menschen in Massen verschmelzen emotional und geben Eigenständigkeit und Verstand auf - das ist die grundsätzliche Annahme, die dahinter steckt. Dieser Kerngedanke hält sich hartnäckig bis in die Gegenwart und spielt zum Beispiel immer dann eine Rolle, wenn es zu schweren Konfrontationen zwischen Polizei und Demonstranten kommt. Polizeistrategien, die in demonstrierenden Menschenmassen vor allem das Potenzial zu Ausschreitungen und Krawall sehen, arbeiteten mit dieser Wahrnehmung. Aber das ist ein veraltetes Konzept, sagt Professor Johannes Knutsson, der seit den 1970er-Jahren den Umgang der Polizei mit Protestdemonstrationen in Schweden und heute auch in Norwegen erforscht. Anlass war für ihn ein fundamentaler Wechsel in der schwedischen Polizeitaktik, nachdem es 2001 beim EU-Gipfeltreffen in Göteborg zu blutigen Auseinadersetzungen zwischen Polizei und Demonstranten gekommen war. Im Umgang mit Protestgruppen setzt Schweden inzwischen auf das sogenannte Dialogue Policing. Knutsson:
    "Ich habe einen Vergleich gezogen zwischen alter und neuer Taktik. Die alte Taktik war autoritär. Es ging darum, Stärke zu zeigen. Darin spiegelt sich für mich ein veraltetes, autoritäres oder paternalistisches Verständnis vom Verhältnis des Staates zu seinen Bürgern. Dialogue Policing setzt dagegen auf Verhandlung zwischen Polizei und Protestierenden und die Suche nach einvernehmlichen Lösungen. Das reflektiert ein modernes Verhältnis von Staat und seinen Bürgern - Bürger, die keine ultimativen Ansagen mehr akzeptieren, sondern verständliche und vernünftige Gründe einfordern. Dem wird das neue Konzept gerecht."
    Auch in Berlin haben Politik und Polizei ihre Taktik inzwischen überdacht - vor allem im Zusammenhang mit den sogenannten revolutionären Maidemonstrationen im Stadtteil Kreuzberg. Der Jurist Erhardt Körting, zwischen 2001 und 2011 Innensenator des Landes Berlin:
    "Die Erfahrung die wir alle gehabt haben, war, dass eine Polizeitaktik, die darauf ausgerichtet ist, die Demonstranten zu vertreiben im Sinne von mit Wasserwerfen und mit ähnlichem zu behandeln, eben nicht dazu führt dass die Gewalt zurückgeht, sondern nur dazu führt, dass die Gewalt in andere Straßen verlegt wird. Und das hat bei der Polizei und auch bei der Politik zu dieser De-Eskalationsstrategie geführt, die wir mit dem Begriff "ausgestreckte Hand" umschrieben haben. Das heißt die Polizei reicht den Demonstranten die Hand und begleitet sie und natürlich können Demonstrationen auch emotional sein und laut sein und weiß nicht was."
    Erst dann, wenn es zu Gewalttätigkeiten kommt, wandle sich das Konzept der Polizei. Zusätzlich gehe sie auch viel gezielter gegen einzelne Gruppen in der Masse vor, sagt Erhart Körting:
    "Man muss glaube ich schon darauf achten, dass eine Demonstration und sei sie auch noch so gewaltig - ich meine damit nicht gewalttätig - eben nicht eine Störung ist. Sondern die Leute nehmen ihr Demonstrationsrecht wahr. Das ist ein Grundrecht. Das ist ein ganz wichtiges Grundrecht."
    Demonstranten auf dem Taksim-Platz in Istanbul
    Demonstranten auf dem Taksim-Platz in Istanbul (picture alliance / dpa / Romain Beurrier / Wostok Press)
    Individuell in der Masse
    Auch die Massenpsychologie bewegt sich inzwischen und untersucht die Dynamiken in Menschenanhäufungen sehr viel differenzierter: Was geschieht da wirklich und warum? Der Sozialpsychologe Stephen Reicher arbeitet seit 30 Jahren daran, dass das alte Konzept von der tumben Masse fällt:
    "Die traditionelle Massenpsychologie geht davon aus, dass Menschen in einer Masse die Fähigkeit verlieren, sinnvoll zu handeln und ihr Schicksal in die Hand zu nehmen. Ich glaube, genau das Gegenteil ist der Fall: Oft werden wir erst in einer Menge zu sozialen Akteuren und zu Gestaltern unserer eigenen Geschichte. Deshalb sind Menschenmengen so unvergesslich und für viele Leute etwas Leidenschaftliches."
    Die großen sozialen Protest- und Demokratiebewegungen unserer Zeit bestätigen dieses andere Bild: Wenn Menschen in Massen zusammenkommen, verliert sich der Einzelne eben nicht im Irrationalen und lässt sich von Emotionen anstecken wie von einer Krankheit. Das "Zusammenrotten" ist ein vernünftiger zielorientierter Vorgang, so Reicher:
    "Ich fragte Menschen nach Momenten von höchster Bedeutung in ihrem Leben und erinnere mich an eine Kollegin aus Ostdeutschland: Sie sprach von den Demonstrationen, davon, Teil von etwas gewesen zu sein. Sie habe lange in einer fremdbestimmten Welt gelebt, kontrolliert von anderen, und sei damit endlich in der Position gewesen, sich selbst auszudrücken und die eigene Geschichte zu schreiben."
    Was genau passiert, wenn Menschen sich in einer physischen Menge wahrnehmen, erklärt Stephen Reicher an einem sehr alltäglichen und keineswegs genuin britischen Beispiel.
    Tonaufzeichnung einer Durchsage im Zug: "Ob es in zwei Minuten oder in 30 Minuten weitergeht, kann mir die Zentrale leider nicht sagen."
    Stephen Reicher: "Unser Schienennetz ist nicht brillant und die Züge versagen oft! Viele von uns kennen das: Man steigt in den Zug und befindet sich ab sofort psychisch in einer dicht gedrängten Menschenmasse. Aber psychologisch sieht sich jeder als Individuum: Alle lesen dieselbe kostenlose Zeitung, aber wehe, wenn einer bei dir mitliest! Das geht gar nicht, das verletzt die Privatsphäre! Niemand darf einen anstarren, und wenn jemand einfach einen anderen anspricht, denkt man: Der hat sie ja wohl nicht alle! Aber wenn der Zug plötzlich stehenbleibt und dann diese pathetischen Entschuldigungen ertönen, dass leider der falsche Schnee auf den Schienen läge oder eine ungünstige Sorte Laub, was auch immer, dann passiert folgendes: Alle bekommen eine andere Wahrnehmung von sich selbst: Wir sind jetzt Pendler, denen mal wieder von der Bahn übel mitgespielt wird! Man teilt eine Identität! Und wenn dieses Wirgefühl auftaucht, ändert sich das Verhalten! Die Leute fangen an, miteinander zu sprechen und teilen ihre Sandwichs - und das ist für Briten ein geradezu extremes Verhalten!"
    Menschen in Massen verändern ihren Standpunkt bewusst, sie erleben und äußern sich in ihrer sozialen Identität. Dabei entstehen "psychologische" Gruppen innerhalb einer physischen Masse, je nachdem wer wann und wie welche soziale Identität teilen will. In einem Demonstrationszug können das sehr viele psychologische Untergruppen sein. In einem liegen gebliebenen Zug ist es manchmal auch nur eine Gruppe in der Masse - die der entnervten Pendler.
    Stephen Reicher: "Wir haben eben nicht nur ein individuelles Ich mit individuellen Werten, das wir in einer Menschenmasse entweder verlieren oder in einigen Fällen verstärkt sehen. Dieses "Ich selbst" hat eine viel komplexere Struktur. Mal denken wir von uns selbst als Individuen: Ich, Stephen Reicher habe blaue Augen, bin ganz nett oder was auch immer. Oft betrachten wir uns aber auch in Bezug auf eine Gruppenidentität: Ich bin Brite, ich bin Akademiker - solche Dinge."
    Menschen nehmen in Berlin an einer Demonstration zu einer bundesweiten Protestaktion gegen das Spähprogramm PRISM und Abhörmaßnahmen durch den US-Geheimdienst NSA teil.
    Menschen nehmen in Berlin an einer Demonstration zu einer bundesweiten Protestaktion gegen das Spähprogramm PRISM und Abhörmaßnahmen durch den US-Geheimdienst NSA teil. (picture alliance / dpa / Wolfgang Kumm)
    "Die Gruppe ist eine Ansammlung von Individuen"
    Felix de Mendelsohn: "Das muss man klarmachen: Die Gruppe ist kein Subjekt, das ein Gefühl hat. Die Gruppe ist eine Ansammlung von Individuen, und diese Individuen können ganz unterschiedliche Gefühle haben. "
    Der Psychoanalytiker Felix de Mendelssohn lehrt an der Sigmund Freud Universität in Wien und in Berlin. Sein Fokus liegt auf der Gruppenanalyse. Ihn interessiert vor allem die Dynamik in einer unstrukturierten Menschenmasse dann, wenn sie unter Stress gerät: eine protestierende Menschenmenge etwa, bestehend aus vielen Untergruppen mit unterschiedlichen Emotionen aber einer Aufgabe, einem Ziel. Wenn diese Menschenmenge überhaupt kein Gehör findet und außerdem von Polizeigewalt bedroht wird, entsteht eine kritische Situation. Felix de Mendelsohn:
    "Wenn die Gruppe unsicher wird, dann fragt man sich: Wie soll diese Gruppe überleben? Und das ist der Unterschied. Solange die Gruppe eine Arbeit oder eine Aufgabe hat, denkt sie nicht dran, aber wenn die Leitung schwach ist und wenn die Aufgabe unklar ist, dann geht es nur noch drum, wie können wir diese Gruppe zum Überleben verhelfen oder wie können wir in dieser Gruppe überleben? Und dann kommen diese tiefen Mechanismen hoch von paranoiden Kämpfen oder depressive Abhängigkeitsgefühle, die die ganze Gruppe erfassen. Weil eigentlich ist die Aufgabe die Arbeit, etwas was gut strukturiert. Und wenn das wegfällt, muss man sich fragen, was mache ich hier eigentlich?"
    Dann kann ein destruktiver Gemeinsinn die Masse einen, wo vorher gar keine Einheit war und Stürme von Wut oder Entrüstung können entstehen. Massenhafte Stürme der Entrüstung gibt es längst auch in der digitalen Welt - sogenannte "Shitstorms", sowie große Online-Demonstrationen, -Petitionen oder -Appelle. Allerdings sind das eben genau keine physisch spürbar anwesenden Massen, und so geschieht auch psychologisch etwas anderes. Eine Rolle spielen diese medial vermittelten Massen trotzdem zunehmend. Der Soziologe Mischa Gabowitsch, wissenschaftlicher Referent am Einsteinforum in Potsdam:
    "Für mich ist ganz wichtig, wie sich die mediale Vermittlung von Massen verändert hat. Früher war es ja so: Es gab einen großen Massenauflauf, aber die, die nicht dabei waren, die erfahren darüber eigentlich nur aus Zeitungen oder aus dem Fernsehen. Das heißt, diese riesige Masse muss sozusagen durch das Nadelöhr der Journalisten gepresst werden, die allein die Verfügungsgewalt darüber haben was jetzt berichtet wird und wie darüber berichtet wird. Und heute ist das eben ganz anders, weil man so unglaublich vielfältige Möglichkeiten hat, in Echtzeit sich in diese Masse einzuklinken, auch wenn man physisch nicht dabei ist. Das ist natürlich trotzdem nicht dasselbe wie körperlich da zu sein, aber es schafft eine unglaubliche Pluralisierung der Formen von Teilnahme."