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Schwimmen
Landestrainer mit Vorgeschichte

Zum 1. Oktober bekommt ein Landesverband im deutschen Schwimmsport einen neuen Landestrainer. Möglicherweise ein Angestellter auf Abruf, denn gegen den Mann läuft ein Verfahren wegen sexuellen Missbrauchs einer Schutzbefohlenen. Bereits am Wochenende hatte der DLF darüber berichtet. In erster Instanz war der Trainer Ende November vergangenen Jahres vom Missbrauchsvorwurf freigesprochen worden, aber sowohl Staatsanwaltschaft als auch Nebenklage hatten Berufung eingelegt. Der Freispruch ist noch nicht rechtskräftig.

Von Andrea Schültke | 25.09.2014
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    Schwimmer bei der Weltmeisterschaft in Spanien 2013 (David Ebener/dpa)
    Solange der Trainer freigesprochen sei, müsse er die Möglichkeit haben, zu arbeiten. Das erklärte der Verbands-Geschäftsführer, auf Anfrage des Deutschlandfunks. Seinen Namen können wir aus Gründen des Persönlichkeitsrechts des Trainers nicht nennen. Aus juristischer Sicht hat der neue Arbeitgeber mit seiner Argumentation Recht. Aus moralischer Sicht und aus Präventionsgründen, halten Experten die Verpflichtung eines Trainers während eines noch laufenden Missbrauchsverfahrens für hoch bedenklich.
    Die Vorgeschichte:
    Seit seiner Rückkehr von den Olympischen Spielen in London 2012 musste sich der Trainer vor Gericht verantworten. Der Vorwurf: sexueller Missbrauch einer Schutzbefohlenen. Der Trainer hatte mit einer 16jährigen Athletin, die bei ihm trainierte, mehrfach Geschlechtsverkehr gehabt. Das Gericht konnte im dem Prozess aber nicht zweifelsfrei klären, ob ein Abhängigkeitsverhältnis vorgelegen hatte und sprach den Mann Ende November 2013 aus Zweifelsgründen frei.
    Dass ihr Mandant danach in Deutschland wieder einen Job finden würde, hatte Anwältin Annette Marbert-Kubicki unmittelbar nach der Urteilsverkündung ausgeschlossen:
    "Seine Leidenschaft, seine Berufung, Schwimmtrainer zu sein, dem wird er nicht mehr nachgehen können, das hat ihn sehr, sehr belastet und das wiegt natürlich sehr schwer."
    Aber zum 1. Oktober hat ihr Mandant eine neue Stelle. Er soll als Landestrainer zwar keine eigene Trainingsgruppe haben, aber nach Deutschlandfunk-Informationen Trainingslager und Lehrgänge anbieten so. Damit hätte er dann wieder Kontakt zu Kindern und Jugendlichen. „Das Kindeswohl steht bei uns an erster Stelle", „wir sind nicht blind drauflos gelaufen, sondern haben mit Eltern und Pädagogen geredet „, betonte der Geschäftsführer des Verbandes. Der neue Mann sei von den etwa zehn Bewerbern für die Stelle der mit Abstand Qualifizierteste gewesen. Das gesamte Präsidium inclusive der Kinderschutzbeauftragten des Verbandes habe der Neuverpflichtung zugestimmt.
    Wann das Berufungsverfahren beginnt, ist noch unklar.