Donnerstag, 28. März 2024

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Schwimmverband-Vize Brinkmann
"DSV erschöpft sich im Leistungssport"

Vizepräsident Uwe Brinkmann sieht den Deutschen Schwimm-Verband bei der Bewältigung der Strukturprobleme auf einem guten Weg. Der DSV müsse sich aber insgesamt neu ausrichten und sich stärker um gesellschaftliche Themen kümmern. "Wir waren zu sehr leistungssportlich orientiert", sagte er im Dlf.

Uwe Brinkmann im Gespräch mit Jessica Sturmberg | 05.10.2019
Uwe Brinkmann (l.) mit Wasserball-Bundestrainer Hagen Stamm
DSV-Vizepräsident Uwe Brinkmann (mit Wasserball-Bundestrainer Hagen Stamm) fordert eine Neuausrichtung des Verbands (imago sportfotodienst)
Die magere Bilanz der deutschen Schwimmer bei Großereignissen ist seit Jahren ein Thema. Insbesondere, dass die Spitzenathleten zum Saisonhöhepunkt selten ihre beste Leistung abrufen können.
Spätestens mit dem überraschenden Rückzug von Bundestrainer Henning Lambertz im vergangenen Herbst wurde das strukturelle Problem im DSV wieder offenkundig. Kurz darauf traten auch die Präsidentin Gabi Dörries und Vizepräsidentin Andrea Thielenhaus zurück. Die Führungsposten sind seither vakant, der Verband wird derzeit von den beiden Vizepräsidenten Wolfgang Hain und Uwe Brinkmann geführt.
Auf der DSV-Mitgliederversammlung am vergangenen Donnerstag sollte eigentlich ein neuer Vorstand gewählt werden. Eine Findungskommission unter der Leitung der früheren Präsidentin Christa Thiel hatte Peter Obermark ausgemacht, der zu Thiels Zeiten schon mal Vizepräsident war.
Doppelspitze Brinkmann/Hain bleibt bis 2020 im Amt
Doch die DSV-Mitgliederversammlung entschied sich dafür, die bisherige Doppelspitze für ein weiteres Jahr im Amt zu belassen. Die Vorschläge der Findungskommission hätten keine Rolle gespielt, sagte Vizepräsident Brinkmann im Deutschlandfunk. Ende 2020 werde er sein Amt niederlegen. Im Anschluss solle ein komplett neuer, vierköpfiger Vorstand gewählt werden, der bis 2022 amtieren soll.
"Die Mitglieder sind sehr zufrieden mit der Arbeit des jetzigen Vorstands. Unser Vorschlag so zu verfahren ist mit einer Mehrheit von 95 Prozent angenommen worden", sagte Brinkmann und betonte zugleich die Geschlossenheit im Verband. Die Zusammenarbeit mit den Mitgliedsverbänden sei sehr kooperativ. Das Gegeneinander früherer Zeiten gebe es nicht mehr. Selbst von der Oppositionsmannschaft, so Brinkmann, habe es keine Kritik an der Arbeit des Vorstands gegeben.
Brinkmann betont gesellschaftliche Aufgaben des DSV
Brinkmann will den Blick auf zukünftige Aufgaben richten. Der DSV habe keine inhaltliche Auseinandersetzung über die wichtigen Themen geführt und sei vor allem damit beschäftigt gewesen, die Sünden der Vergangenheit zu sanieren. Nun habe der Verband wieder eine ordnungsgemäße Geschäftsführung.
Im Hinblick auf den kommenden olympischen Sommer komme es nun vor allem auf eine ruhige Vorbereitung an. Die Arbeit des neuen Leistungssportdirektors Thomas Kurschilgen hätten erste Erfolge gezeigt, aber der Verband müsse insgesamt neu aufgestellt werden, forderte Brinkmann.
"Es kann nicht sein, dass sich der DSV im Leistungssport erschöpft. Es gibt große gesellschaftliche Themen, wie Umwelt, Gerechtigkeit, Bildung, aus denen sich ein Verband wie der DSV nicht heraushalten kann." Schwimmen lernen sei für Kinder immens wichtig, hier müsse sich der DSV professionell aufstellen und helfen, jedem Kind das Schwimmen lernen möglich zu machen. "Unser großes Problem: Wir waren viel zu sehr leistungssportlich orientiert, wir müssen viel mehr andere Angebote machen."