Donnerstag, 25. April 2024


Sehnsucht nach der Ferne

Im Ferienmonat Juli stand bei lyrix die Magie im Mittelpunkt. Wie magisch Assoziationen zum Thema Urlaub und Ferien sein können, zeigen die fünf ausgewählten Monatsgedichte.

15.08.2008
    Viele lyrix-Teilnehmer scheinen ihren Urlaub am Meer zu verbringen. Jedenfalls beschäftigen sich die Mehrzahl der eingegangenen Gedichte zum Juli-Motto "Magische Ferienzeit" mit Wasser. Nicht alle Verfasser haben eigene Erlebnisse verarbeitet. Einige haben auch das Motiv Urlaub als Ausgangspunkt für eine poetische Reise zu ganz anderen Themen genutzt und so haben uns auch sehr nachdenkliche oder traurige Gedichte erreicht.

    Im August lautet das Leitmotiv: Alltags-Mythen.
    Zu diesem Leitmotiv könnt ihr uns optional auch gerne ein Foto zusenden, vorausgesetzt, ihr beschreibt in eurem Gedicht eine tatsächlich vorhandene Szenerie. Mehr Informationen findet ihr auf der August-Seite.

    Neues Verfahren bei der Auswahl der besten Fünf:
    Die Jury hat sich bezüglich der Auswahl der fünf Monatsgedichte auf ein neues Verfahren geeinigt. Da einige Teilnehmer regelmäßig sehr gute Gedichte einsenden - was natürlich höchst erfreulich ist! - wurde beschlossen, dass jeder Teilnehmer nur zweimal zu den Monatsgewinnern gehören kann. So haben mehr Teilnehmer die Chance, in die letzte und entscheidende Auswahlrunde zu gelangen. Um das Bewertungsergebnis der Jury nicht zu verfälschen, wird folgendes Verfahren angewendet: Sollte eines der besten fünf Gedichte in den nächsten Monaten von einem Verfasser stammen, der bereits zweimal gewonnen hat, so wird das Gedicht veröffentlicht - jedoch "außer Konkurrenz". Es wird dann das nächstbeste Gedicht in den Kreis der fünf Monatsgedichte aufgenommen. So können die Gedichte entsprechend gewürdigt (die Verfasser der Gedichte "außer Konkurrenz" erhalten auch einen Preis) und gleichzeitig möglichst vielen Teilnehmern die Chance auf einen Platz in der letzten Bewertungsrunde geboten werden.
    Wichtig: Bei der Auswahl der Jahresgewinner Anfang 2009 werden von der Jury alle veröffentlichten Gedichte eines Teilnehmers berücksichtigt, also auch die Gedichte "außer Konkurrenz"!

    Hier die fünf Monatsgedichte zum Juli-Thema "Magische Ferienzeit". Vielen Dank und herzlichen Glückwunsch an die Verfasserinnen und Verfasser:

    Island

    Gebor'n aus Feuer, flammend und heiß,
    Geborgen von Kälte und ewigem Eis,
    Bewundern muss ich deine stolze Zeit
    Und deine bald endlose Einsamkeit.
    Mystisch gar wirbst du um meinen Verstand,
    Du düsteres, sagenumwobenes Land.
    Du bist Legende, vom Meer umspült,
    Von Anmut und Atem der Winde befühlt.
    Von Götterbetagen und Heldentod
    Erzählt mir dein flehendes Morgenrot.
    Es bittet fast zärtlich nach meiner Hand,
    Je länger ich weile in deinem Land.


    (Malte Böning aus Brake, Gymnasium Brake, Klasse 9b/10b, Muttersprache deutsch)


    Der Traumurlaub

    Sie steht am Fenster
    Sieht den Hof, der vor ihr liegt
    Grau, von Schmutz durchzogen
    Am Himmel hängen tief die Wolken
    Sie träumt von Sand, von Wind und Meer
    Von Abenteuern, Freiheit, Freude
    Den tristen Alltag einmal
    Zu vergessen
    Das farblose Leben
    Prostitution,
    Drogen, Sucht
    Einmal außer Acht zu lassen
    Und das zu erleben
    Was sie nur von ihren Freunden kennt
    Freundliche Menschen, Kultur
    Sonne, Exotik, sich ein Mal
    Ausruhen können von den
    Strapazen eines Lebens

    Sie steht am Fenster
    Vor ihr der Hof, der graue
    Von Schmutz bedeckt
    Der Regen fällt
    Doch all das sieht sie
    Nicht
    Den Kopf auf den Armen
    Träumt sie von Sonne
    Von Strand und Meer
    Und davon
    Ein Mal dem grausamen
    Alltag entfliehen zu können
    Und frei zu sein


    (Jana Freund aus Maintal, Albert-Einstein-Schule, Jahrgangsstufe 12, Muttersprache deutsch)


    Momentaufnahme

    Leises Wellenrauschen.
    Der Blick gerichtet
    aufs weite, blaue Meer.
    Roter Schein der Wellen.
    Sonnenuntergang.
    Mit ihr gehen unter
    alle Sorgen
    alle Ängste.
    Zurück bleibt
    Ruhe
    Zufriedenheit.
    Nur das Zwicken
    Einer Krabbe in den Zeh
    Unterbricht die Idylle.


    (Elena Steger aus Lohmar, Gymnasium Siegburg, Jahrgangsstufe 11, Muttersprache deutsch)


    Fernweh

    Der Hafen liegt verlassen da
    Boote, notdürftig vertäut, neigen ihr Deck In stummer Verbeugung Gen Grund, senken entblößt die Masten Nussschalen gleich, achtlos fallen Gelassen.

    Die Ebbe zwang die Boote in die
    Knie, griff gierig nach ihren
    Körpern, lockte
    Sie auf See.

    Ermattete schließlich doch
    Stumm liegen sie jetzt
    In bewundernder
    Geste.

    Ruhelos ergriffen sitze
    Ich am Kai, wäre
    Gern mit geschwommen doch
    Auch ich bin notdürftig vertäut.
    In den Pfützen am Grund
    Tummeln sich Krebse.


    (André Thyroff aus Heinersreuth, Markgräfin-Wilhelmine-Gymnasium Bayreuth, Jahrgangsstufe 11, Muttersprache deutsch)


    sechs wochen/eine wohnung

    zwischen den wochen
    legen wir die schwere verschwebt
    fließen fadenlos unsre körper in einen
    und stechen schlaf wie schwerter in sich

    zwischen uns
    drückt sich die nähe in haut handschuh-
    weiß die zeit in zylinder
    und zieht die ruhe heraus

    ich will dir das herzass erraten
    doch deine wimpern mir atem entschlagend
    hungern nach bildern deren trinkgeld zu hoch ist
    von sonnfarben vermaltem sand

    mein wort verläuft auf deiner wange
    in schweigende tropfen an deinem ohr
    mir bleiben nur meine lippen und deine, zu sagen:
    fühlst nicht hier du dich verzaubert?


    (Tong Mao aus Hagen, Christian-Rohlfs-Gymnasium, Jahrgangsstufe 12, Muttersprache deutsch)


    Neue Kategorie: Außer Konkurrenz

    Die Gedichte in dieser Kategorie haben der Jury sehr gut gefallen, die Verfasser gehörten aber bereits zweimal zu den Monatsgewinnern (s.o.).

    Connemara

    Hügel wie Atlantikwellen,
    so weit das Auge reicht.
    Butterweich und seicht
    sie aus dem Boden quellen.

    Sie enden erst am Rand der Welt,
    wie sie sich türmen,
    trotzen stürmen,
    steh'n aufrecht, wenn der Regen fällt.

    Im Dunkeln tummeln sich die Feen,
    hörst du sie lachen,
    Späße machen?
    Sie baden in den Seen!

    Wenn Geister tanzen, Gnome singen,
    wenn Zwerge hüpfen, Elfen springen,
    in einem Reigen, leis' und sacht,
    ist in Connemara Nacht.

    Wolken bremsen oft das Licht,
    doch ist's nicht tragisch:
    Es ist magisch!
    Und die Feen stört es nicht.

    Die Luft ist frisch und morgenklar,
    die Nebel zieh'n,
    die Feen flieh'n -
    ob sie heut' Nacht wohl einer sah?

    Schafe drehen ihre Runden
    in der Sonne,
    welche Wonne!
    Die Feen sind verschwunden.

    Als Geister tanzten, Gnome sangen,
    als Zwerge hüpften, Elfen sprangen,
    in einem Reigen, leis' und sacht,
    war in Connemara Nacht.


    (Julia Frick aus Lambsheim, Johann-Sebastian-Bach-Gymnasium, Jahrgangsstufe 12, Muttersprache deutsch)