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Selbstständigkeit
Bundesregierung will Frauen vom Gründen überzeugen

Im Berliner "Betahaus" können sich Selbstständige für eine kleine Gebühr einen Schreibtisch mieten, spontan und flexibel. Berlin schmückt sich mit solchen Orten. Doch die Geschichte hat einen Schönheitsfehler: Ein Großteil der Gründer von StartUps ist nämlich männlich, nur ein Drittel weiblich. Die Bundesregierung will das jetzt ändern.

Von Katharina Hamberger | 13.08.2014
    Familienministerin Schwesig, SPD
    Familienministerin Manuela Schwesig will mehr für Gründerinnen in Deutschland tun - gemeinsam mit Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (beide SPD) (picture-alliance / dpa / Maurizio Gambarini)
    Susann Hoffmann zählt zu einer Minderheit. Denn sie ist Frau und die ist Gründerin - Edition F heißt heißt das Baby der 32-jährigen und ihrer Geschäftspartnerin Nora-Vanessa Wohlert:
    "Was wir machen ist: Wir schaffen das erste digitale Zuhause für Businessfrauen. Es geht also darum, eine Anlaufstelle im Netz zu schaffen, wo Businessfrauen alles finden, um beruflich erfolgreich zu sein und um sich beruflich zu verwirklichen."
    Sagt Hoffmann. Nur ein Drittel von denen, die in Deutschland ein Unternehmen gründen ist weiblich:
    "Ich glaube Frauen trauen sich nicht so oft. Das ist wahrscheinlich die größte Hürde und die liegt Letzenendes in jeder Frau selbst."
    So Gründerin Hoffmann. Dass es da ein Defizit gibt, sieht auch die Politik. Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel und Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig, beide SPD, wollen deshalb mehr für Gründerinnen in Deutschland tun. Im Betahaus, wo die beiden ihr Konzept vorstellen, hat auch Susann Hoffmann ihr Büro für Edition F. Schwesig und Gabriel wirken hier etwas deplatziert. Hier sind nicht Anzug und Blazer an der Tagesordnung, sondern Turnschuhe und Nerdbrille. Zwei Unternehmen schauen sich die Minister an. Ihre Gesprächspartner könnten repräsentativer kaum sein: Zwei Männer, eine Frau. Zwei Drittel – ein Drittel. Durch die Initiative des Familien- und des Wirtschaftsministeriums, die bis 2016 in die Tat umgesetzt werden soll, soll Frauen unter anderem beim Wiedereinstieg nach einer Auszeit geholfen werden – auch in die Selbstständigkeit:
    "Hierzu werden wir eine Sommerakademie gründen, wo Frauen die Möglichkeit haben ihre Konzepte, ihre Ideen weiterzuentwickeln und sich auch begleiten zu lassen bei der Idee der Selbstständigkeit."
    Frauen mit Migrationshintergrund sollen 2015 speziell unterstützt werden
    Sagt Familienministerin Schwesig. Zudem sollen ebenfalls ab 2015 speziell Frauen mit Migrationshintergrund bei der Existenzgründung unterstützt werden. Zum Beispiel durch Mentorinnen. Und Gabriel fügt an, dass es ein Vorbilder-Programm geben soll, bei dem Frauen, die bereits erfolgreich ein Unternehmen gegründet haben, in Schulen und Jugendeinrichtungen gehen sollen:
    "Bereits bei der Ausschreibung haben sich allein 360 Frauen bei uns beworben, die solche Unternehmensgründerkarrieren hinter sich haben. Und nichts ist besser als positive Rollenbeispiele vorzustellen."
    Der Wirtschaftsminister verwies auf eine sich gerade verändernde Kultur im Bereich der Gründungen. Sich selbstständig machen sei in Deutschland noch nicht so selbstverständlich, wie zum Beispiel in den USA. Auch Unternehmen müssten mehr in Start ups investieren, damit diese nicht scheitern, sobald sie eine gewisse Größe erreicht haben. An sich schon mal ein Anfang, sagt Gründerin Hoffmann:
    "Ich finde, dass es grundsätzlich für Männer und Frauen beiderseits gefördert werden sollte. Ich glaube, dass der Austausch zwischen Männern und Frauen total wichtig ist. Ich glaube auch, dass eine Sommerakademie für Frauen total spannend sein kann. Ich glaube aber auch, dass da Männer mit eingeladen werden sollten."
    Hinweis aus dem Betahaus
    Wohl ein weiterer Hinweis, den die beiden Minister aus dem Betahaus mitnehmen können. Die Gründer und Gründerinnen sagten ihnen dort deutlich, was in Deutschland verbessert werden kann – Frauen und Männer betreffend. Zum Beispiel bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie oder auch die finanzielle Förderung durch den Bund. Das betrifft vor allem den Wirtschaftsminister. Der nahm die Hinweise mit. Vielleicht arbeitet er daran ja demnächst an seinem eigenen Arbeitsplatz im Betahaus:
    "Ich komm bestimmt irgendwann mal einen Kaffeetrinken, bring meinen Laptop mit und guck mal ob sie mich dann rausschmeißen oder zur Kasse beten."