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Semesterferien auf der Alp

Jedes Jahr verdingen sich Dutzende deutscher Studenten in den Semesterferien bei Schweizer Bergbauern. In den Sommermonaten weiden sie Schafe, Rinder, Ziegen oder Kühe auf entlegenen Berghängen und produzieren Käse. Den Flachländern gefällt die harte Arbeit in der wilden Natur. Die Schweizer Bauern sind ebenfalls froh über die Hilfe. Denn ohne die Saisonarbeiter aus dem Ausland wäre die traditionelle Bewirtung ihrer Bergweiden nicht mehr möglich. Landwirtschaftsstudenten können auf der Alp sogar Erfahrungen in ihrem Fach sammeln. An der Gesamthochschule Kassel im nordhessischen Witzenhausen etwa wird der Arbeitsaufenthalt in den Semesterferien als Teil des Pflichtpraktikums im Landwirtschaftsstudium anerkannt. Eine reine Bergidylle erwartet die Praktikanten aber nicht, sondern harte Arbeit. Zum Beispiel beim Melken im Ziegenstall, berichtet der Student Olaf Seyd: "Die Hände haben weh getan, ich hatte häufig das Gefühl, dass ich überfordert war. Umso schöner war dann das Gefühl nach einem Monat, als es dann doch funktioniert hat." Drei Monate auf der Alp sind eine Herausforderung, immerhin gilt es je nach Größe des Betriebs mehrere Tonnen Alpkäse zu produzieren. Um vier Uhr aufstehen, die Tiere melken, sie auf die Hochweide treiben, den Stall ausmisten und die Milch für den Käse kochen - und das jeden Tag. "Du kannst nicht sagen, dass schaffe ich heute nicht, das mache ich morgen", so Seyd. Einzelkämpfer sind auf der Alp nicht gefragt. In Gruppen zu dritt oder zu viert betreut man etwa 100 Ziegen oder Kühe. Disziplin und gutes Zeitmanagement sind unerlässlich. Für die Studenten ist das Praktikum auch eine Bewährungsprobe, meint Professor Günther Spatz, Experte für Grünlandökologie aus Witzenhausen: "Auf solchen Alpen herrschen nach wie vor primitive Verhältnisse. Man ist auf sich selbst gestellt, muss mit den Schwierigkeiten der Umwelt zurecht kommen, dazu kommt die Betreuung der Tiere." Hilfe für Stresssituationen soll im Sommer erstmals eine Krisenhotline bieten Landwirtschaftsstudent Reiner Schilling will zusammen mit Schweizer Alpveteranen am so genannten Alpofon sitzen und Ratsuchenden helfen: "Wenn es einfach mal klemmt, man nicht mehr weiter weiß und an seine Grenzen stößt, kann man dort anrufen."

26.02.2001
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