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Serie: Die landläufige Meinung
"Wir bekommen gar keine Bewerbungen mehr"

Es sei fast unmöglich geworden, Auszubildende für die Gastronomie zu finden, beklagt Ute M. (54), Unternehmerin aus Pinnow bei Schwerin. Viele junge Leute würden lieber vom Staat leben als einer geregelten Arbeit nachzugehen. "Da müssten rigoros Leistungen gestrichen werden."

Von Silke Hasselmann | 14.09.2017
    Das Schweriner Schloss
    Der Landtag von Schwerin: Die Politik müsse junge arbeitsunwillige Menschen stärker sanktionieren, findet die Hotelunternehmerin Ute M. aus Pinnow (picture alliance / dpa/ Stefan Sauer)
    Welches sind Dinge, von denen Sie im Alltag manchmal denken, darum müsste sich die Politik doch mal kümmern?
    Ute M.: Die Politik müsste sich meiner Meinung nach sehr darum kümmern, wie es weitergeht in vielen Bereichen mit Arbeitskräften. Da wir ja nun selber Unternehmer sind und in verschiedenen Bereichen, bekommen wir das also wirklich am eigenen Leib zu spüren, dass es unglaublich schwer ist, Leute zu finden, die für einen arbeiten wollen, sei es im Baugewerbe, sei es in der Gastronomie. Vor vielen Jahren habe ich jetzt speziell hier in meinem Hotel Bewerbungen gehabt, ich konnte mir unter Hunderten Bewerbungen Auszubildende aussuchen. Wir bekommen gar keine Bewerbungen mehr. Wenn wir denn mal durch irgendwelche Zufälle doch jemanden bekommen, dann arbeiten die jungen Leute drei Wochen, vier Wochen, dann stellen sie fest, ach nee, so geregelte Arbeit ist nichts und gehen wieder, hören auf, lungern zu Hause rum und werden weiterhin vom Staat voll unterstützt, und wir gehen dafür arbeiten. Das ist meiner Meinung nach ein ganz großes Problem. Da müssten rigoros Leistungen gestrichen werden, damit diese jungen Leute an die Arbeit geführt werden.
    Haben Sie zuletzt etwas im Internet öffentlich geschrieben oder gepostet, und wenn ja, zu welchem Thema? Wenn nein, würden Sie das denn gern machen?
    Ute M.: Ich poste grundsätzlich überhaupt gar nichts im Internet. Ich bin weder bei Facebook noch bei diesem - ich weiß gar nicht, wie sie alle heißen. Bin ich nicht, mach ich nicht, werde ich auch nicht tun. Ich stehe gern Rede und Antwort, wenn ich dazu gefragt werde, aber dass ich jetzt meine Meinung im Internet vertrete - nein, das tue ich nicht.
    Welches Thema beschäftigt Sie so sehr, dass Sie Ihre Wahlentscheidung im September davon abhängig machen würden?
    Ute M.: Meine Entscheidung, was ich wähle, das steht fest. Das beeinflusst mich auch nicht, die ganzen Diskussionen, die jetzt sind, oder Schulz stellt sich vor, Merkel stellt sich vor - das beeinflusst mich also in keiner Weise. Aber mich beschäftigt schon noch etwas: Die Ausländerpolitik. Ich bin grundsätzlich dafür, dass wir selbstverständlich alle Leute, die in Not sind, die flüchten, dass die Hilfe bekommen. Auf der anderen Seite verstehe ich nicht, warum die Bürokratie uns allen so Knüppel zwischen die Füße wirft, dass wir aus diesem Bereich - da sind ja auch qualifizierte Leute, da sind Leute, die arbeiten möchten - warum das nicht vereinfacht wird, dass man aus diesem Bereich, aus diesem Potenzial Leute bekommt, die an die Wirtschaft, an die Arbeitsplätze herangeführt werden. Das ist etwas, was mich sehr beschäftigt.