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Serie "Grünes Wirtschaften" (6)
Streuobstwiese als alternative Geldanlage

Streuobstwiese statt Kohle, Öl und Co.: In der Berichterstattung nehmen nachhaltige Geldanlagen inzwischen viel Raum ein. Doch: Wer prüft alternative Geldanlagen und was werfen nachhaltige Fonds ab, außer dem guten Gewissen? 

Von Britta Fecke | 15.04.2020
Einige 50-Euro-Steine stecken in einem Blumentopf mit einer Sukkulente
Es gibt viele Angebote für die nachhaltige Geldanlage - doch wer prüft die Produkte? (picture alliance / dpa / Lehtikuva Marja Airio)
Was macht meine Bank eigentlich mit meinem Geld? Diese Frage stellen sich immer mehr Verbraucher und suchen nach Kreditinstituten, die nach ethischen, ökologischen und sozialen Kriterien investieren. Schließlich mag der Atomkraftgegner nicht indirekt an der Finanzierung neuer AKW in der Türkei beteiligt sein. Doch wo findet der ethisch bewusste Sparer die passende Bank bzw. wie viele gibt es?
Uwe Döhler, von der Stiftung Warentest: "Es sind leider in Deutschland gerade mal elf relativ kleine Kreditinstitute. Und das sind sechs konfessionell orientierte Banken, vier Ökobanken und dann noch eine Entwicklungsbank für Kleinunternehmer, die diese Kriterien vollumfänglich erfüllen."
"Diese Kriterien" sind Ausschlusskriterien. Ethisch-ökologische Banken finanzieren bei ihrer Kreditvergabe - bzw. bei Investments und mit Sparangeboten für Verbraucher – keine Unternehmen, die Geld verdienen mit: der Produktion von geächteten Waffen, das sind Landminen und Streumunition. Unternehmen, die in Atomkraft investieren sind genauso ausgeschlossen, wie Pornografie und Glücksspiel.
Uwe Döhler: "Darüber hinaus, aber da sind sie sich nicht mehr alle einig, gibt es Banken, die Kinderarbeit ausschließen und Geschäfte, in denen Grund- und Arbeitsrechte verletzt werden."
Mehr Banken setzen auf Nachhaltigkeit – allerdings nicht ausschließlich
Sowie die Pax-Bank, die sich als kirchliches Geldinstitut besonders strengen Auswahlkriterien verpflichtet fühlt, sagt Jutta Hinrichs von der Stabstelle Ethik und Nachhaltigkeit der Bank:
"Im Sozialbereich schauen wir sehr genau hin mit Menschenrechten, Arbeitsrechten, aber auch so persönliche Themen wie z.B. Abtreibung, Embryonenforschung, Gentechnik, das, was sozusagen die Würde eines Menschen ausmacht. Und wir sagen auch diese Unternehmen möchten wir nicht in den Fonds drin haben."
Doch wer überprüft die Investitionen dieser z.T. global operierenden Unternehmen?
"Inzwischen gibt es in Deutschland fünf sogenannte Ratingagenturen und wir arbeiten seit Anfang dieses Jahres mit MSCI ISG-Research zusammen. Die haben eine riesige Datenbank, mit Tausenden Unternehmen weltweit und wir können da genau einstellen, welche den Filter passieren können und welche eben aussortiert werden und dann bekommen wir eine Liste mit dem investierbaren Anlageuniversum, die geben wir dann an unsere Fondmanager", die dann nur anhand dieser Liste investieren können, so Jutta Hinrichs von der Pax Bank.
Auf diese Weise sollen alle Unternehmen ausgeschlossen werden, die gegen die Auswahlkriterien der Bank verstoßen. Allerdings gibt es keine externe unabhängige Prüfstelle, die die Einhaltung der Kriterien untersucht.
"Es wird jetzt nicht von der Bankenaufsicht geprüft, weil es nicht aufsichtsrelevant ist. Wir als Pax Bank werden jährlich durch den Fair-Finance-Guide bewertet und es ist interessant zu sehen, dass die kirchlichen Banken, da immer sehr gut abschneiden, andere Banken sind da noch auf dem Weg hin, so möchte ich es mal bezeichnen."
Auf dem Weg sind aber inzwischen schon viele Kreditinstitute, die den Trend zur nachhaltigen, zur grünen Geldanlagen bedienen wollen.
Uwe Döhler von der Stiftung Warentest: "Wenn Sie bei jeder bekannten Bank auf die Website gucken und Nachhaltigkeit eingeben, dann finden sie bei relativ vielen konventionellen Banken, wie die Bank selber über ihre Nachhaltigkeitspläne und Ziele berichtet."
Eine von ihnen ist die HypoVereinsbank. Sie bietet auch grüne Geldanlagen und Finanzierungslösungen an, für Privat- als auch Unternehmenskunden, auf Basis ihrer Nachhaltigkeitsstrategie: Sebastian Tappe, Filialleiter der HypoVereinsbank Köln:
"Da gibt es einen ganzen Maßnahmenkatalog, das ist beispielhaft, einmal auf Länderebene: Gibt es in dem Land die Todesstrafe und der Hauptsitz des Unternehmens ist in dem Land? Dann ist das ein Ausschlusskriterium."
Streuobstwiese als Geldanlage nur für die, die Geld übrig haben
Allerdings nur für die nachhaltigen Finanzprodukte der HypoVereinsbank, daneben bietet die Bank weiterhin Fonds an, die auch in Saudi-Arabien investieren. Doch die Bank baut ihr nachhaltig ökologisches Angebot aus:
"Im Moment wird das immer mehr nachgefragt, deshalb hat die Bank auch mehr Möglichkeiten zur Verfügung gestellt. Weil wir sehen, dass der Trend dort hin geht."
Doch warum in die Ferne schweifen, warum nicht einfach eine Waldparzelle kaufen oder in eine Streuobstwiese investieren? Schließlich ist die Nachfrage nach alten Apfelsorten, die ökologisch angebaut werden auch gestiegen. Uwe Döhler, Stiftung Warentest:
"Ja, das ist eine gute Idee, es handelt sich dann aber im Kern um keine Wertanlage. Sie können natürlich spekulieren, dass das Grundstück an Wert gewinnt und sie können sich daran erfreuen, dass sie in der freien Natur ein Grundstück haben, wo die Luft gut und die Aussicht schön ist. Also, wenn sie Geld über haben und was Gutes tun wollen, dann ist das eine ausgezeichnete Idee. Wenn sie aber darauf angewiesen sind dass das Geld irgendwann an sie zurück fließt, dann würde ich das genau prüfen."